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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Ich möchte nicht, dass sie wie die Waisenmädchen gezwungen ist, den Schleier anzulegen, doch ich sehe nicht, wie sie die Welt außerhalb des Klosters erleben oder heiraten soll. Und natürlich kann ich sie nicht allein wegschicken. Wenn ich überlege, was für Salomé am besten wäre, stelle ich mir vor, dass es Alejandro und mir gelungen wäre, nach Portugal zu fliehen. Wir würden in einer Winternacht am Feuer sitzen und über Salomés Zukunft und die unser anderen Kinder sprechen. Doch es ist undankbar, zu klagen. Salomés Leben wird so verlaufen, wie Gott es will.

    Sommer 1521
    Salomé ist sechzehn und trägt nun endlich den Habit der Novizinnen, nach dem sie sich so gesehnt hat. Sie findet, dass sie damit aus dem Schulzimmer zu einem höheren Stand aufgestiegen ist und dass sie nun mit den anderen Mädchen gleichgestellt ist, die mit sechzehn Jahren ihr Noviziat beginnen. Sie ist lebhaft und liebevoll und voller Übermut.

    April 1523
    Etwas Aufregendes ist geschehen! Gestern Abend ist der Äbtissin im Kreuzgang unsere Gründerin erschienen! Es ging so schnell, dass die Äbtissin kaum Zeit hatte zu verstehen, was da passierte, bevor die Gründerin ihre Anweisungen aussprach und dann verschwand. Die Inquisition wird nach Las Golondrinas kommen, auch wenn der Zeitpunkt unsicher ist, und die Äbtissin muss nun Vorbereitungen treffen, unsere Medaille und das Evangelium zur sicheren Aufbewahrung wegzuschicken. In Gran Canaria soll ein Missionskloster unseres Ordens errichtet werden. Die Äbtissin muss zwölf Frauen aussuchen: vier Schwestern, die die Profess abgelegt haben, vier Novizinnen und vier Beatas in mittleren Jahren, die vor allem gesund und vernünftig sein sollen. Die älteste Nonne wird ermächtigt, die Aufgaben einer Oberin wahrzunehmen und die Beichte zu hören, und eine andere muss als Schreiberin einen Bericht der Reise festhalten. Zu gegebener Zeit folgen andere Mitglieder des Ordens ihnen nach.
    Während die Äbtissin mir all dies für unsere Chronik diktierte, ging sie im Skriptorium auf und ab. »Ich weiß nicht, ob wir die Medaille und das Evangelium sofort mitschicken oder abwarten sollen, bis die Mission fertig ist, und sie dann einer späteren Gruppe mitgeben. Was wäre, wenn sie verloren gingen, weil ich zu hastig handelte?«
    »Vielleicht ist es besser, vorsichtig zu sein«, antwortete ich. »Erinnert Euch an den Schaden, den die Ratten hier angerichtet haben. Nun haben wir eine besondere, mit Metall ausgeschlagene Kassette, die in die Wand des Skriptoriums eingelassen ist. Dort wird die Chronik seitdem sicher aufbewahrt. Wir sollten warten, bis wir wissen, dass es in Gran Canaria einen ebenso sicheren Ort gibt. Wer weiß, welche Bedingungen die Mission in Gran Canaria vorfindet oder wie sie ein passendes Gebäude finden sollen. Vielleicht ist es das Beste, die Nachricht abzuwarten, dass alles bereit ist, und dann können die Medaille und die Chronik die Reise antreten.«
    »Ja, ich glaube, das ist das Beste, Sor Beatriz. Wir werden warten, bis die Mission einen Platz für sie bereitet hat.«

    Juni 1523
    Das Kloster stürzte sich in die Vorbereitungen und zwei Monate später ist alles bereit. Die Äbtissin hat zwei Männer aus dem Dorf nach Sevilla geschickt, wo sie Vorkehrungen für die Schifffahrt der Missionarinnen nach Gran Canaria treffen sollten. Sie kehrten mit der Nachricht zurück, dass der Schiffskapitän unter dem Seefahrer Kolumbus gedient habe und unsere Gruppe in guten Händen sei. Nun war es an der Zeit, diejenigen auszusuchen, die fahren sollten.
    Die Äbtissin beriet sich mit der Versammlung älterer Nonnen, dann kam sie zu mir ins Skriptorium. Sie sah ernst aus. »Wir haben in der Versammlung eine Entscheidung gefällt, Sor Beatriz, doch auch Ihr müsst eine Entscheidung treffen. Die Mission braucht eine Schreiberin …«
    »Ihr wünscht, dass ich nach Gran Canaria fahre?« Ich war erstaunt. Mein Bein schmerzt oft so sehr, dass ich nicht laufen kann, und meine Schreibhand ist bisweilen so steif und geschwollen, dass mir das Schreiben unmöglich ist.
    Die Äbtissin schüttelte den Kopf. Plötzlich wusste ich, was sie als Nächstes sagen würde. Die Erde schien sich unter meinen Füßen aufzutun, das Herz stockte mir in meiner Brust und ich umklammerte die Seiten des Pultes, um nicht zusammenzusinken.
    »Salomé ist die fähigste und intelligenteste unter den Novizinnen und Ihr habt sie die Pflichten einer Schreiberin gelehrt. Sie ist jung, doch sie ist am besten von

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