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Das Zeichen der Vier

Das Zeichen der Vier

Titel: Das Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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abgegeben hätte, und das kann hören, wer will. Ich habe heute morgen ein Kabel von ihm erhalten, dem ich entnehme, daß er in dieser Sholto-Sache eine neue Spur gefunden hat. Hier ist die Botschaft.«
    Er zog das Telegramm aus der Tasche und reichte es mir. Es war um zwölf Uhr in Poplar aufgegeben worden. »Gehen Sie unverzüglich in die Baker Street«, stand da. »Warten Sie dort, falls ich noch nicht zurück bin. Ich bin der Sholto-Bande dicht auf den Fersen. Wenn Sie Lust haben, beim Finale dabeizusein, können Sie uns heute abend begleiten.«
    »Das klingt gut. Offenbar hat er die Fährte wieder aufgenommen«, sagte ich.
    »Aha, dann hatte er sich also auch geirrt«, rief Jones mit offenkundiger Befriedigung. »Ja, ja, selbst die Besten von uns werden zuweilen abgeschüttelt. Vielleicht erweist sich die Sache ja als Fehlalarm; aber als Vertreter des Gesetzes bin ich verpflichtet, jede Chance wahrzunehmen. Aber da ist jemand an der Tür. Vielleicht ist er es.«
    Man hörte schwere Schritte die Treppe heraufkommen, begleitet von lautem Keuchen und Prusten wie von jemandem, dem das Atmen schwer zu schaffen macht. Einoder zweimal hielt er inne, als ob die Anstrengung zu groß für ihn wäre, schließlich erreichte er jedoch unsere Tür und trat ein. Seine Erscheinung entsprach den Geräuschen, die wir eben gehört hatten. Es war ein bejahrter Mann in Seemannstracht, der seine Matrosenjacke bis zum Hals zugeknöpft trug. Sein Rücken war gebeugt, seine Knie zittrig und sein Atem quälend asthmatisch. Wie er so dastand, auf seinen dicken Eichenstock gestützt, zogen sich seine Schultern krampfhaft hoch in dem Versuch, Luft in die Lungen zu saugen. Um sein Kinn war ein buntes Halstuch gebunden, so daß ich von seinem Gesicht nicht viel sehen konnte außer einem Paar lebhafter, dunkler Augen, die von buschigen weißen Brauen überschattet waren, und einem langen, grauen Backenbart. Alles in allem machte er auf mich den Eindruck eines ehrbaren Kapitäns, der durch Alter und Armut ein wenig heruntergekommen war.
    »Was bringt Sie her, guter Mann?« fragte ich.
    Er ließ seinen Blick in der bedächtigen, gründlichen Manier, die dem Alter eigen ist, durch das Zimmer schweifen.
    »Ist Mr. Sherlock Holmes hier?« fragte er.
    »Nein, aber ich bin sein Stellvertreter. Sie können mir jegliche Nachricht, die Sie für ihn haben, anvertrauen.«
    »Es ist etwas, das ich ihm selber sagen sollte«, versetzte er.
    »Aber ich sage Ihnen doch, daß ich sein Stellvertreter bin. Geht es um das Boot von Mordecai Smith?«
    »Ja, ich weiß nämlich ganz genau, wo es ist. Und ich weiß, wo die Männer sind, wo er hinterher ist. Und ich weiß, wo der Schatz ist. Ich weiß überhaupt alles.«
    »Dann sagen Sie es mir, und ich werde es ihm ausrichten.«
    »Ihm selber sollt ich es sagen«, wiederholte er mit der reizbaren Starrköpfigkeit des hohen Alters.
    »Nun, dann müssen Sie eben auf ihn warten.«
    »Nein, kommt nicht in Frage. Ich werd doch nicht ‘n ganzen Tag verplempern, bloß um jemand ‘n Gefallen zu tun. Wenn Mr. Holmes nicht hier ist, dann muß er eben selbst sehen, wie er alles rausfindet. Ihr paßt mir sowieso nicht, wie ihr ausschaut, aus mir kriegt ihr kein Wort raus.«
    Er schlurfte auf die Tür zu, aber Athelney Jones verstellte ihm den Weg.
    »Nicht so eilig, mein Freund«, sagte er. »Du verfügst über wichtige Informationen und kannst nicht einfach so davonmarschieren. Ob es dir paßt oder nicht, du wirst hierbleiben, bis unser Freund zurückkommt.«
    Der alte Mann rannte ein paar Schritte auf die Tür zu, aber als Athelney Jones sich mit seinem breiten Rücken dagegenstemmte, sah er die Nutzlosigkeit seines Widerstandes ein.
    »Feine Behandlung, was man hier kriegt«, schrie er und polterte mit seinem Stock. »Ich komm hierher, um ‘n Gentleman zu besuchen, und ihr beide, die ich mein Lebtag noch nicht gesehen hab, packt mich und behandelt mich auf diese Weise!«
    »Es soll Ihr Schaden nicht sein«, sagte ich. »Wir werden Sie entschädigen für die Zeit, die Sie hier versäumen. Nehmen Sie nur hier auf dem Sofa Platz, es wird bestimmt nicht lange dauern.«
    Mit beträchtlichem Widerstreben kam er zurück, setzte sich und vergrub sein Gesicht in beide Hände. Jones und ich wandten uns wieder unseren Zigarren und unserem Gespräch zu. Plötzlich platzte Holmes’ Stimme in unsere Unterhaltung herein.
    »Sie könnten mir ruhig auch eine Zigarre anbieten, finde ich«, tönte es.
    Wir fuhren von unseren Sesseln auf.

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