Das Zeichen Des Dunklen Gottes
ermöglichen.
Der Kriegsfürst, der vor über vierhundert Jahren von diesem Ort aus eine Schreckensherrschaft über den Kontinent ausgeübt hatte, begab sich gemessenen Schritts nach unten.
Hetrál erkannte die weißen Haare, die rot glühenden Augen, die wie heiße Kohlen glommen, und die enorme Statur Sinureds, die vor Kraft nur so strotzte. Mächtige Muskelpakete zuckten unter der verbrannt wirkenden Haut, wenn sich der barkidische Kriegsfürst bewegte. Mit einer lockeren Selbstverständlichkeit, so wie der Turît seinen Bogen trug, hielt Sinured seine eisenbeschlagene Deichsel in der Hand.
Der mutigste Soldat würde angesichts dieses Gegners vor Furcht zu Boden sinken. Es kostete auch ihn, der etliche Bestien im Zweikampf besiegt hatte, Mühe, nicht sofort von seinem Spähplatz hinunterzukriechen und Fersengeld zu geben. Das Tier war zurück! Kurz spielte er mit dem Gedanken, die Gunst zu nutzen und einen Pfeil auf Sinured zu schießen. Aber würde ein einziges, ungeweihtes, herkömmliches Geschoss ausreichen, diesen Koloss zu töten? Stattdessen beobachtete er weiter. Es würde sich zeigen, ob es sich gelohnt hatte, die Dunkle Sprache zu lernen.
Sinured sah auf die mehr als tausend Menschen und Bestien, die sich ihm zu Ehren in den Ruinen seiner Hauptstadt versammelt hatten.
»Erhebt euch, meine Kinder«, dröhnte die Stimme. Zögernd kamen die Massen seiner Aufforderung nach. Es herrschte eine Totenstille auf dem Platz. Alles lauschte den Worten des Fürsten. »Mein Dank für das Geleistete ist euch gewiss. Bald wird sich meine Stadt wieder erheben, noch mächtiger als jemals zuvor. Weil ihr an mich glaubtet, noch bevor meine Rückkehr sicher war, seid ihr die Auserwählten. Tzulan wird jeden Einzelnen von euch und alle Nachkommen für eure Treue segnen. Und ich habe euch ein Geschenk mitgebracht.«
Er stieß die Keule auf den Boden, dass die Steine bebten. Daraufhin trieben gerüstete Soldaten von der Galeere Menschen in Ketten die Planken herab.
Der Turît glaubte, zerschlissene borasgotanische Trachten oder Uniformen erkennen zu können, war sich aber auf Grund der Lichtverhältnisse und der Entfernung nicht sicher. Er überschlug ihre Zahl und kam auf rund vierhundert Gefangene.
»Das, meine Kinder, sind Männer und Frauen, die es gewagt haben, sich meinen Truppen in den Weg zu stellen. Sie gehören euch. Macht mit ihnen, was ihr wollt. Es werden bald mehr werden, denn wir erobern im Namen des Kabcar von Tarpol Stück für Stück der Erde, die einst mir gehörte, zurück.« Sinured, dreimal so groß wie die verängstigten Menschen, hob seine Waffe.
Die Kreaturen und Tzulani brachen in Hochrufe aus, während der Kriegsfürst und seine Soldaten zurück an Bord des Schiffes stapften. Knarrend löste sich der Rumpf von den Steinplatten, die Galeere begann zu schweben und flog in nordöstlicher Richtung davon.
Das Gejubel war in ein Gebet übergegangen. Der Gebrannte Gott wurde aus Hunderten von Kehlen gepriesen. Hetrál lief bei den finsteren Worten ein Schaudern den Rücken hinab.
Ein paar Tzulani berieten sich und nahmen eine Auswahl der Gefangenen vor, trennten die knapp zweihundertachtzig Männer von den Frauen.
Sumpfbestien verteilten die Männer auf verschiedenen Laufräder der Lastkräne. Die Gruppe der weiblichen Gefangenen wurde im Pulk vorwärts gescheucht und geriet sehr schnell außerhalb der Sichtlinie des Meisterschützen. Er ahnte, welches Schicksal ihnen blühte.
Ein heller Flammenschein zwischen den Ruinen und strenger Petroleumgeruch sagten ihm, dass ein immenses Feuer entzündet worden war. Dann gellten die ersten entsetzten, qualvollen Schreie durch die Nacht, während mehrere Trommeln und Gongs einsetzten. Frenetische Tzulan-Anrufungen mischten sich dazwischen.
Hetrál hatte genug gesehen.
Schneller als es in Anbetracht der Umgebung sinnvoll war, stieg er nach unten. Wut und Hass stauten sich in seinem Inneren, weil er nichts gegen die Opferungen unternehmen konnte. Es sei denn, er führte einen Überraschungsangriff gegen die Verbotene Stadt. Seine Gefühle und die Eingebung verliehen ihm Flügel.
Ohne Rücksicht auf eine mögliche Entdeckung, sein gezogenes Schwert in der Hand, den Bogen auf dem Rücken, rannte er durch den Wald. Sein Orientierungssinn wies ihm den rechten Weg hinaus. Längst hatte er die Kleider der getöteten Bestie abgeworfen; sie behinderten ihn in seiner Wendigkeit und verlangsamten unnötig.
Die Frauenschreie hinter ihm wurden leiser und leiser,
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