Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Mönch schaute in die Runde. »Such dir ein Körperglied aus, mit dem du gegen mich antreten willst.« Wortlos hob sein Kontrahent die schwielige Hand. Der Mönch zeigte auf sein rechtes Bein. »Meine Hände schone ich, weil ich damit noch schreiben muss«, erklärte er seine Wahl. »Einverstanden?«
    Der Küfer nickte gönnerhaft, seine Augen waren vom Alkohol gerötet.
    Matuc ließ sich einen Hammer bringen, setzte sich auf einen Stuhl und legte das Bein hoch.
    »Ich beginne.« Krachend landete die flache Seite des Werkzeugs auf seinem rechten Unterschenkel, und in si­ muliertem Schmerz zuckte er ein wenig zusammen.
    »Nun du.«
    Grübelnd stand der Fassmacher neben seinem Gegner.
    Zögerlich packte er den Stiel und schlug sich auf den Handrücken. Auch er verzerrte das Gesicht, aber kein Stöhnen entfuhr ihm. Dann nahm er seinen Humpen und leerte ihn hastig in einem Zug.
    »Gleichstand«, entschied der Wirt. »Nächste Runde.« Matuc wiederholte den Hieb, diesmal deutlich fester, auch der Fassmacher zog nach. Die Lippen fest zusammengepresst, die Zähne aufeinander gebissen, stand er einige Lidschläge im Raum und beherrschte sich. Der Schmerz war gewaltig. Diesmal gönnte er seiner Kehle zwei der riesigen Becher, sein Handrücken glühte förm­ lich.
    »Hmm«, meinte der Wirt, der nun immer mehr ge­ spannt war, wie das Duell ausgehen würde. »Wieder Unentschieden.« Er nahm das Werkzeug. »Diesmal schlage ich zu.«
    Die bereits etwas getrübten Augen des Küfers wurden groß. Der Mönch tat so, als überlegte er sich, die Wette verloren zu geben. Doch nach vielen Anfeuerungsrufen der Gäste im Schankraum willigte er ein.
    Der Gasthausbesitzer schonte keinen der Gegner. Der Küfer hatte sich ein Stück Holz in den Mund ge­ schoben, Matuc klammerte sich an die Sitzfläche seines Stuhls. Nach dem Treffer sprang er auf, hüpfte durch den Raum und rieb sich dabei immer wieder die Stelle, wo es seinen rechten Unterschenkel getroffen hatte. In der Kneipe war es inzwischen so still, dass man eine Stecknadel fallen hören konnte. Jeder wollte mitbekom­ men, welcher der Männer zuerst einen Laut von sich ge­ ben würde.
    Dem Fassmacher entschlüpfte ein gequältes Stöhnen, als der Hammer auf seine Hand donnerte. Aber Matuc ließ es großzügig gelten, um eine nächste Runde heraus­ zuschlagen, in der er den Betrunkenen endgültig aus dem Rennen werfen wollte.
    »Ich werde drei Wochen nicht mehr gehen können«, jammerte der Mönch. »Du bist ein harter Gegner«, lobte er seinen Widersacher, der von Bier zu Branntwein ge­ wechselt hatte. Dicke Blutergüsse zeigten sich unter sei­ ner Haut. »Aber nun, gib gut Acht.«
    Als ein Stück Holz im Kamin laut knackte, zuckte Norina zusammen und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
    Ihr gegenüber saß eine bleiche Fatja, die die Brojakin aus vor Überraschung geweiteten Augen anstarrte. Die Fingernägel hatten sich tief in den Tisch gebohrt, ihre Haltung wirkte steif wie die einer Puppe.
    »Was«, stammelte die Brojakin und lehnte sich an die Wand. »Was ist passiert? Ich bin geflogen … aber nun sitze ich hier …« Sie berührte sanft die Rechte der Schicksalsleserin.
    Das Mädchen blinzelte daraufhin ein wenig, löste die Hände und schüttelte sie vorsichtig aus. »Ich sollte mir die Augen ausstechen lassen«, flüsterte sie leise.
    »Warst du das etwa?«, wollte Norina wissen. »Was hast du gemacht? Hast du meine Zukunft gesehen? Rede!«
    Fatja langte nach Matucs Becher und leerte ihn hastig, ohne auf die Frage der jungen Frau einzugehen. Dann schaute sie in die Flammen, um sich zu sammeln. »Euer Schicksal hat sich geändert. Und ist noch nicht in allen Punkten festgeschrieben.«
    »Bitte«, drängte die Brojakin ungeduldig und besorgt, »lass mich nicht länger im Unklaren. Du machst mir Angst.«
    Das Mädchen wandte sich um. »Wenn Ihr es so wollt. Ich sah ein Schiff, einen Sturm und unbekannte Schiffe, die ein anderes angriffen. Ich sah Euch, wie Ihr in einer kargen Hütte saßt, zusammen mit Matuc. Er kümmerte sich um ein Kind.« Fatja deutete auf den Bauch mit dem ungeborenen Leben darin. »Dieses Kind. Das Kind des Kabcar. Es wird ein Junge werden, ein ganz besonderer Junge, dem die Macht gegeben wurde, sich gegen das Dunkel in all seiner Gestalt zu stellen, weil er das Dunkel mit seinen eigenen Waffen schlägt. Deshalb trägt er eine Art Fluch in sich. Und nur zusammen mit seinem Bruder wird er Licht in die Düsternis bringen.« Sie schluckte. »Aber erst

Weitere Kostenlose Bücher