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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nach Eurem Tod.« Ein Schluchzen kam aus ihrer Kehle. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte plötzlich. »Ich bin schuld, dass die Dunkle Zeit zurückkehrt. Ich hätte alle warnen können. Aber die Beobachter …« Der Rest des Geständnisses ging in Tränen und Schniefen unter.
    Norina schüttelte ihr Erstaunen ab, setzte sich neben das aufgelöste Kind und nahm es in die Arme. »Ruhig, Fatja.«
    Die kleine Schicksalsleserin wischte sich mit ihrem Ärmel die salzigen Tropfen aus dem Gesicht und putzte sich lautstark die Nase. »Ich habe damals nicht gewusst, dass es der Kabcar ist, dessen Zukunft ich sehe. Ich habe ihm gesagt, dass er der Nachfolger eines sehr großen, gefürchteten Herrschers werden und über viele Untertanen gebieten wird. Aber ich habe ihm das andere verschwiegen, weil die Beobachter es so wollten. Niemandem durfte ich von meinen Visionen über die großen, alten und halb zerfallenen Kampfschiffe erzählen, die durchs Meer pflügten. Keiner wusste von den furchtbaren, hasserfüllten Kriegern, die plündernd und mordend durch einst blühende Ebenen zogen und alles niedermetzelten, was sich ihnen in den Weg stellte.«
    Norina lief es bei den Worten eiskalt den Rücken hinunter. Sie ahnte, was das zitternde Mädchen schilderte. Das konnten nur die tzulandrischen Truppen sein.
    »Eine wunderschöne Frau mit den grausamsten Augen, die ich mir vorstellen konnte, befehligte die Truppen, ein hübscher junger Mann stand in einem Ring gleißender Energie und verbrannte mit seinem Purpuratem ein Dorf zu Asche.« Fatja schnäuzte sich ein weiteres Mal in den Ärmel und nahm einen Schluck, diesmal aus Waljakovs Krug. Ihr Körper bebte immer noch. »Mütter und Kinder wurden von einem missgestalteten, riesigen Krüppel in einer prächtigen Rüstung mit einer gewaltigen Keule lachend erschlagen, und über allen Geschehnissen glühten die riesigen Augen Tzulans.« Sie barg ihr Gesicht an der Brust Norinas, die fassungslos der Erzählung gelauscht hatte. »Es war schrecklich. Und dann haben die Beobachter mir gedroht, dass sie mich umbringen, wenn ich es jemandem sage.« Sie hob ihr Antlitz. »Die Vision von Eurem Schicksal hat das Gesehene von damals wieder an die Oberfläche gebracht. Ich musste es einfach loswerden. Ich …«
    »Es ist gut«, sagte die Brojakin beruhigend und drückte Fatja an sich. »Beruhige dich. Wir warten auf die anderen.«
    Als der Mönch nach einem Nagel verlangte, hielt das Publikum den Atem an.
    Er tat so, als suchte er nach dem Schienbeinknochen und setzte die Spitze darauf. Dreimal schlug er auf das Nagelende und trieb das Metallstück mehrere Zentimeter in sein Bein.
    Mit lautlosem Leiden stand er auf, lief ein wenig umher und hängte sich sogar noch einen Bierhumpen an den Nagel.
    Dann entfernte er den Eisenstift und warf sich keuchend auf den Stuhl.
    »Konzentration und völlige Körperbeherrschung«, schnaufte er. Er hielt dem entsetzten Küfer Hammer und Nagel hin.
    Einer seiner Kumpane setzte die Spitze auf den Handrücken, Matucs Wettgegner hob mit zitterndem Arm das schwere Werkzeug. Dicke Schweißperlen liefen ihm über die Stirn, und er kämpfte sichtlich mit der Fassung.
    Alles wartete gebannt auf den Schlag.
    Der Hammer zuckte ruckartig nach unten und zerschmetterte die Tischplatte.
    Wütend schleuderte der Fassmacher das Werkzeug weg und rannte hinaus. Die Schmach, von einem »Federkiel« besiegt worden zu sein, ertrug er nicht.
    Nun wurde allgemeines Gerufe laut, jeder klopfte dem tapferen Schreiber auf die Schulter. Die Kumpane des Besiegten räumten freiwillig ihre Stube, aus Anerkennung für Matuc.
    »Das war doch ein Trick«, meinte ein anderer Küfer argwöhnisch, und bevor ihn der Mönch davon abhalten konnte, zog er ihm das Hosenbein hoch. Deutlich sahen die Umstehenden das Holzbein.
    Einen bangen Moment war es totenstill in der Schankstube, in der sich der betagte Mann wünschte, zwischen den dreckigen Holzdielen zu verschwinden. Waljakovs Muskulatur spannte sich, um den Geistlichen notfalls mit Gewalt zu befreien.
    Die Mundwinkel des Fassmachers wanderten langsam in die Höhe, dann lachte er aus vollem Halse los, die anderen Gäste stimmten mit ein, und erleichtert sackte Matuc ein wenig zusammen. »Bei Taralea! So ein raffinierter Federkiel! Den Gewinn hast du dir redlich verdient.« Er boxte dem Mönch auf den Arm und prostete ihm zu. »Das nächste Mal werdet ihr beide die Hände nehmen.«
    Matuc holte sich seinen Gewinn beim Wirt ab, grinste

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