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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mir die Mühe nicht machen. Zumal ich nicht weiß, was der Hohe Herr nun mit Euch vorhat, nachdem Ihr bestehendes Recht bracht.«
    Hetrál wunderte sich nicht, wie es die Frau geschafft hatte, an allen Wachen und Soldaten vorbei in sein Zimmer zu gelangen. Und insgeheim rechnete er nicht damit, diese vier Wände lebend zu verlassen.
    Paktaï drückte sich von den Steinen ab und breitete die Verträge aus, die sie vor kurzer Zeit mit den Sumpfkreaturen abgeschlossen hatte. »Seht sie Euch an. Alle Dokumente sind echt, gesiegelt von mir, unterschrieben vom Kabcar von Tarpol und Tûris. Ich wollte, dass Ihr erkennt, welchen Fehler Ihr begangen habt.«
    Der Meisterschütze schüttelte als Antwort den Kopf. Die unheimliche Frau räumte die Papiere zusammen und verstaute sie in der Tasche. »Ich bin Paktaï. Der Name wird Euch ein Begriff sein. Und ich diene zurzeit dem Hohen Herrn. Nun wisst Ihr, welche Feindin Ihr Euch gemacht habt. Und wenn der Hohe Herr beschließen wird, dass Ihr sterbt, sehen wir uns schon bald wieder. Ich werde ihm von Eurem Ungehorsam berichten. Er möge entscheiden. Vorerst lasse ich Euch bei Euren Männern.« Sie trat in den Schatten. »Wenn Ihr wollt, greift die Stadt noch einmal an. Ihr kämt damit Eurem vom Hohen Herrn verhängten, sicheren Todesurteil zuvor.« Ein letztes Glühen der Augen und sie war mit der Dunkelheit verschmolzen.
    Hetrál fand keine Spur mehr von ihr. Nichts deutete in dem Raum darauf hin, dass die Botin eben noch mit ihm gesprochen hatte.
    Der Meisterschütze ließ sich auf einen Stuhl fallen, seine Gedanken rasten.
    Auch wenn sich alles in ihm sträubte, sie hatten echt ausgesehen, die Siegel, die Unterschriften.
    Er musste nachdenken. Vielleicht ließ Ulldrael der Gerechte ihn einen Sinn in dem Ganzen finden, weshalb der Kabcar mit den Schöpfungen Tzulans zusammenarbeiten sollte.
    Er verbrachte die ganze Nacht damit, zu grübeln, Tee zu trinken und auf und ab zu gehen. Gehörtes und Erlebtes, Gerüchte, Wahrheiten und Nachrichten bezog er in seine Überlegungen mit ein.
    Als die Sonnen über dem Wald, der die Verbotene Stadt umgab, zaghaft durch die herbstlichen Nebelschleier schienen, war seine Entscheidung gefallen.
    Ulldart, Königreich Serusien, Fürstentum Laspassa, Spätherbst 443 n.S.
    Die Stromschnelle lag vertäut im Hafen von Laspassa. Auf und ab schaukelte das Schiff in den sachten Wellen, die gegen den Bug rollten.
    Es war die Entscheidung von Herodin gewesen, die Reise nach Telmaran zu unterbrechen und hier vor Anker zu gehen, um einen Medicus suchen zu lassen. Das bescheidene Wissen des Ordens über Wunden aller Art reichte nicht aus, um den Fieberwahn ihres Anführers, Nerestro von Kuraschka, erfolgreich angehen zu können.
    Der Unteranführer ging unruhig an Deck auf und ab, während er auf die Ankunft des ansässigen Heilers wartete. Nachdem sein Herr samt Rüstung unter mysteriösen Umständen in den Repol gefallen und es nur der Geistesgegenwart eines Knappen zu verdanken war, dass Nerestro noch lebte, war er nicht mehr er selbst. Einen Tag nach dem Ablegen brach das Fieber aus.
    Herodin glaubte zunächst, es käme vom dreckigen Flusswasser, das der Kämpfer bei seinem unfreiwilligen Bad geschluckt hatte. Aber es sollte schlimmer kommen.
    Nerestro fantasierte plötzlich, redete mit seinem toten Vater und den Rittern, die damals im Wald von Granburg ums Leben gekommen waren, als stünden sie um das Bett des Fiebrigen.
    Daher schied für Herodin eine normale Krankheit aus, er kannte die starke Natur des Ritters nur zu gut. Wind und Wetter trotzte Nerestro, Regen und Schnee stellten keine Gefahr für ihn dar. Umso mehr konnte sich Herodin die unvermittelte Erkrankung nicht erklären. Es musste ein Medicus her, am besten ein Cerêler.
    Ein lauter Ruf kam aus der Kabine des bettlägrigen Mannes.
    Der Unteranführer lief in den Raum, um nach dem Rechten zu sehen.
    Nerestro stand, nur mit einem Unterleibswickel bekleidet, neben dem Bett und lachte aus vollem Hals. Schweißperlen troffen von Stirn, Hals und Körper, das Gesicht glühte vom Fieber. »Ja, ja, ganz der Alte. Das Scherzen nicht verlernt, was? Erzähle, was macht Ihr so?« Er setzte sich und hörte anscheinend jemandem aufmerksam zu, wobei er sich immer über die gefärbte Bartsträhne strich.
    Herodin schaute sich um, konnte aber beim besten Willen niemanden entdecken. Vorsichtig trat er neben den halb Nackten und fuhr ihm mit der Hand vor den Augen entlang.
    Verärgert sah ihn der Ritter an.

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