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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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tun«, befahl der Ritter und zog einen Beutel mit Münzen hervor, nachdem er den skeptischen Ausdruck im Gesicht des Heilers gesehen hatte.
    Augenblicklich setzte er seine Examination fort.
    Mit den merkwürdigsten Instrumenten und Gegenständen klopfte, hämmerte und pochte er auf dem Oberkörper Nerestros herum.
    Der Liegende regte sich derweil sehr über die Behandlung auf, beschwerte sich bei Herodin und einer Unzahl von Unsichtbaren, die aber offensichtlich auch nicht die Macht besaßen, den Heiler bei seiner Arbeit zu stören.
    Nach einer kleinen Unterbrechung, in der Ospancha sehr nachdenklich auf den Kranken blickte, schaute er ihm in Augen, Nase und Ohren, roch an seinem Atem und begutachtete die Zunge.
    Endlich erhob er sich vom Bett, klappte seinen Koffer auf und drückte Herodin mehrere Fläschchen in die Hand.
    »Nun, interessant. Äußerst interessant, vom medizinischen Aspekt aus betrachtet. Einen solchen Fall hatte ich noch nie«, gestand der Gelehrte mit einer gewissen Begeisterung in Verbindung mit einer Spur Ratlosigkeit, die sich in seinem schmalen Gesicht widerspiegelte. »Und ich habe schon viele Fieberkranke gesehen. Das hier scheint mir ein bisschen mehr als nur die übliche ›febris‹ zu sein. Ich würde ihn gerne längere Zeit behalten, um ihn zu studieren.«
    »Wir müssen weiter«, fiel ihm Herodin harsch ins Wort. »Und er ist gewiss kein Versuchsobjekt für einen Medicus.«
    »Wie Ihr wollt«, meinte der Mann etwas verschnupft. »Dann sorgt dafür, dass er diese Mittel eine Woche lang einnimmt. In dieser Reihenfolge, morgens, mittags, abends.«
    »Und was soll das bringen?« Hilflos sah der Ritter auf die Behältnisse.
    »Es sind alle Mittel, die ich gegen die unterschiedlichen Arten des ›febris‹ habe. Wenn sie nicht wirken, hat er etwas anderes, was ich oder, bei aller Bescheidenheit, kein Heiler auf dem Kontinent behandeln kann. Jedenfalls nicht ohne Beobachtung. Der Körper ist eine äußerst kompliziert gebaute Maschine. Geht ein Zahnrädchen verloren, wirkt sich das auf alles andere aus.« Ospancha beugte sich ein wenig vor. »Mit Verlaub, ich glaube, das entscheidende Zahnrädchen ging in seinem Verstand verloren. Sagt, hat sich der Ritter irgendwann einmal am Kopf verletzt? Ist er vielleicht öfter einmal vom Pferd gestürzt? Hat ihn die ein oder andere Keule hart am Schädel getroffen? Ich frage das, weil er alle Anzeichen einer ›dementia‹ aufweist, wenn Ihr versteht, was ich meine. Oder sind das die späten Auswirkungen einer ›dementia praecox‹? Ist seine Familie inzestuös belastet? Einer aus seiner Ahnenlinie debil?«
    Herodins Gesicht war ein einziger fragender Ausdruck. »Von was redet Ihr da?« Vorsichtig stellte er die Fläschchen ab.
    »Geistesgestörtheit«, sagte Ospancha in ungeduldigem Tonfall. »Wahnsinn, Oligophrenie und alles andere, was mit einem kaputten Hirn zu tun hat. Das Volk sagt auch ›Idiot‹ dazu. Hervorgerufen kann so etwas werden durch unterschiedliche …«
    Augenblicklich schossen Herodins Hände an den Rockaufschlag des Medicus. »Mein Herr ist nicht wahnsinnig. Er hat ein unbekanntes Fieber, das Ihr nur nicht erkennt!«
    »Würdet Ihr wohl bitte Eure Finger von meinem Rock nehmen?«, verlangte Ospancha höflich. »Ich beleidige niemanden, ich stelle lediglich Diagnosen, wie es sich für einen ehrenwerten Medicus gehört. Und wenn ich der Meinung bin, dass es bei dem Patienten so ist, sage ich das. Schon allein, um dem Kranken zu helfen.« Der Ritter kam der Aufforderung nach und ließ ihn los. »Seht, der Knappe, der mich herbeiholte, sagte, der Patient sei von einer Kaimauer ins Wasser gestürzt. Es kann gut sein, dass er sich dabei irgendwo den Kopf gestoßen hat. Zwar entdeckte ich keinerlei Anzeichen mehr, aber das soll ja nichts heißen. Hat er seinen Wahn daher, kann er wieder verschwinden. Ist es aber der Ausbruch von etwas Angeborenem, tja, dann …« Er ließ den Satz absichtlich unvollendet und deutete auf die Behältnisse. »Aber wenn wir alle Glück haben, ist es nur eine Sonderform des ›febris‹, und er kommt in einer Woche wieder auf die Beine. Ein paar Gebete würden nichts schaden, und ich spreche da aus Erfahrung. Taralea sei mit dem Kranken.« Ospancha verließ den Raum.
    Ratlos und bestürzt sahen sich die drei Männer an.
    »Ha!«, schrie Nerestro dem Gelehrten hinterher. »Ich habe dir dein elendes Leben gelassen, Quacksalber. Danke mir nicht für meine Milde.« Er wandte sich wütend Herodin zu. »Und Ihr,

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