Das Zeichen Des Dunklen Gottes
Ranghöchsten stiegen etwas steif aus den Sätteln und gingen ins Innere, um sich in der großen Halle bei einer Tasse Tee aufzuwärmen.
Fröstelnd stellte sich Lodrik vor die offene Feuerstelle in der Mitte des Saales. Halbe Baumstämme verbrannten darin, die Flammen zuckten mannsgroß in die Höhe. »Was haben die Verhandlungen gebracht, die ich angeordnet habe? Wann treffen wir uns mit dem Kriegsrat?«
»Ich muss Euch enttäuschen.« Mortva zupfte sich die Handschuhe von den schlanken Fingern, sein Gesicht verzog sich bedauernd. »Es wird kein Treffen geben, Hoher Herr. Die Unterredungen verliefen ergebnislos. Der Kriegsrat weigert sich, den abtrünnigen Hetrál und seine Männer auszuliefern. Und als Zeichen, dass man mit Euch nicht mehr verhandeln will, sandten sie uns die Köpfe der zehn Tapferen, die wohlgemerkt unter dem Neutralitätsbanner ins Lager des Geeinten Heeres ritten. Angeblich hätten die einfachen Soldaten sich nicht mehr zurückhalten lassen. Ich persönlich glaube nicht daran.«
»Wieso erfahre ich das jetzt erst?« Der Kabcar empörte sich und verschränkte die Arme auf dem Rücken. Eine blonde Haarsträhne löste sich aus dem Lederband und hing ihm ins Gesicht. »Das war der letzte Versuch. Ich habe es endgültig satt, wie ein Idiot behandelt zu werden. Ich bin Kabcar, ein Staatsoberhaupt, und das sogar von zwei Reichen gleichzeitig. Aber von Respekt kann ich nichts entdecken.«
Der Berater legte den Harnisch ab und stellte ihn zu Boden. Er nahm auf einem Holzsessel Platz und versuchte, es sich so bequem wie möglich zu machen. »Man hat Euch niemals richtig anerkannt. Ich wollte es Euch zuerst nicht sagen, aber es ergänzt das Bild so herrlich, das ich mehr und mehr von dem Haufen gewinne, der sich so edel Geeintes Heer nennt.« Lodrik bedeutete ihm fortzufahren. »Unsere eigene Patrouille griff zehn Soldaten auf, die sich an den Grenzsteinen zu schaffen machten. Sie gaben in der Befragung zu, die Markierungen im Auftrag des Rates versetzen zu sollen, um unsere Leute sozusagen ›auf fremdem Gebiet‹ zu stellen und den Angriff mit ruhigem Gewissen gegen uns starten zu können. Ihr könnt sie selbst noch einmal verhören, wenn Ihr möchtet.«
»Nein. Nun ist es endgültig genug«, rief der Kabcar wütend. »Ich bin mit meinen siebzehn Jahren gerade erwachsen, aber sie benehmen sich wie kleine Kinder! Schickt einen Läufer zu Varész, er soll anfangen, sobald der Morgen graut. Ich mache mit diesem Spuk ein für alle Mal Schluss.« Er nahm sich eine Flasche vom Tisch und schenkte sich etwas von dem starken Alkohol ein. Hart setzte er sie ab. »Mortva, das wird ein arbeitsreiches Jahr, das uns ins Haus steht.«
Der Mann mit den silbernen Haaren rückte das Kissen zurecht und sah ihm fragend in die blauen Augen, in denen er so etwas wie Bosheit erkennen konnte.
»Von meinen Plänen bezüglich des Ulldraelordens in Tarpol habe ich Euch bereits erzählt. Doch nun sehe ich mich wohl gezwungen, noch anderweitig tätig zu werden.« Er zeigte aus dem Fenster. »Ich werde das Geeinte Heer schlagen, und dann werden sich die Menschen die Frage stellen: Wie konnte Ulldrael das zulassen, wenn sie doch angeblich gegen das Böse ins Feld gezogen sind?« Er schwenkte grimmig die Flasche. »Und ich werde ihnen antworten: Sie sind wohl im Irrglauben gegen den Falschen geritten. Aber dennoch biete ich an, dass meine Soldaten und meine Vertrauten gerne in ihrem Land für Ordnung sorgen werden.« Ein böses Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. »Und alle anderen, die Zweifel an meinen guten Absichten haben, werde ich mit meinen Männern überzeugen. Oder mithilfe der Modrak.«
Kerzengerade saß Mortva im Sessel. »Hoher Herr, Ihr wollt Ulldart erobern?«
Lodrik hob den Finger. »Nein, verehrter Vetter. Ich werde den Untertanen der Länder, die heute ihre Führer und ihre Soldaten verlieren, meinen Schutz anbieten. Und wenn ich es mir recht überlege, werden im Verlauf der Gefechte sehr viele wichtige Menschen ihr Leben verlieren. Und wenn nicht, sorgen wir hinterher dafür. Ich bin es leid. So oft habe ich ihnen meine Hand hingehalten oder meine Hand Hilfe suchend ausgestreckt und niemals etwas bekommen.« Er leerte das Glas in einem Zug. »Diese Schlacht ist ein Geschenk, von wem auch immer. Nun nutze ich meine Vorteile, die sie mir mit ihrem lächerlichen Unternehmen förmlich aufdrängen.«
Als der Kabcar das Glas auf dem Tisch abstellen wollte, fiel sein Blick auf die eingravierte Ähre über den
Weitere Kostenlose Bücher