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Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Das Zeichen Des Dunklen Gottes

Titel: Das Zeichen Des Dunklen Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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anzuschirren und sie vor den Ausgang zu spannen, um das Tor aufzureißen.
    Nach einer Ewigkeit, so schien es zumindest für den Wachmann, lösten sich die Nägel aus dem Holz, ein Flügel wurde geöffnet, und mit einem Aufschrei der Erleichterung drangen die verängstigten Menschen nach draußen.
    Miskoc wurde von den Leibern mitgespült, obwohl er lieber in der Nähe der Mauer geblieben wäre.
    Seine Ahnungen bestätigten sich. Wieder setzte das Rauschen ein, und selbst ein schlecht abgeschossener Pfeil fand bei der Masse ein Ziel. Nun rannten die Worlacer, Jung und Alt, über die freie Fläche, um sich in Richtung Wald zu retten.
    Zwischen den Stämmen traten die nächsten der hoheitlichen Truppen heraus und hoben ihre gespannten Bögen, bereit für eine weitere Salve.
    Dann richtete sich eine schreckliche Silhouette zwischen den Feinden auf, dreimal so groß wie ein Mann, die Augen leuchteten dunkelrot, die Haut war verbrannt. Schlohweiß wehten die langen Haare. Die eine Hand hielt eine immense Keule, die andere einen Schild so groß wie ein Mühlstein.
    »Zurück mit euch allen in die Stadt«, dröhnte die gewaltige Stimme durch die immer stärker werdende Dunkelheit. Der Ton ging durch Mark und Bein. »Euer Leben gebührt dem Gebrannten Gott, nicht mir. Also kehrt um.« Wuchtig schlug die Keule auf das Erdreich, Dreck flog in die Luft, und die Erde zitterte.
    Panisch kehrte der Großteil der Flüchtenden um und stolperte aus Furcht vor dem Wesen freiwillig in das Flammeninferno.
    »Sinured«, stammelte der entgeisterte Miskoc. »Die Dunkle Zeit ist zurückgekehrt. Ulldrael sei mir gnädig.«
    Gelähmt starrte er auf den Kriegsfürsten, bevor ein Geschoss vor ihm einschlug und er kehrt machte, um zusammen mit den anderen in die sterbende Stadt zurückzulaufen, die ihren hellen Schein weit in die Nacht schickte. Die Angst vor Sinured war größer als die Furcht vor den Flammen.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie mit den Katapulten des Feindes Tote und Verletzte, die auf dem Feld lagen, zurück in das brennende Worlac geschossen wurden.
    »Ihr alle gehört Tzulan«, brüllte Sinured triumphierend. »Gebrannter Gott, nimm mein Opfer gnädig an. Und lang lebe der Kabcar!«
    Miskoc war wieder hinter den Toren angekommen und erinnerte sich an einen Geheimgang tief im Bauch der Zitadelle. Dort wollte er sich verstecken und warten, bis alles vorbei war. Und er betete, dass seine Familie es schaffte, einen sicheren Unterschlupf zu finden.
    Vier Tage verbrachte Miskoc in seiner verborgenen Unterkunft, so lange hörte er das Knistern der Brände und das Schreien der Menschen durch die Mauern.
    Die Steine erhitzten sich nach dem zweiten Tag so sehr, dass er Angst bekam, wie ein Brot im Ofen gebacken zu werden. Die Wärme und eindringender Qualm ließen ihn ohnmächtig werden, und als er wieder zu sich kam, hatten die Mauern ihre hohe Temperatur verloren. Draußen herrschte Grabesstille.
    Der Soldat wagte sich aus seinem Versteck, dessen Ausgang im Hof der Zitadelle lag.
    Als er in den Sonnenschein trat und in die Helligkeit blinzelte, sah er nur auf ein paar rauchende Steintrümmer, die von der einstigen Festung geblieben waren, und den halb zerfallenen Bergfried. Der beißende Geruch von kaltem Rauch und verbranntem Fleisch stieg ihm sofort in die Nase.
    Miskoc balancierte die letzten Stufenreste des Turms hinauf, um einen Blick auf Worlac zu werfen. Er hoffte inständig, dass noch mehr Menschen überlebt hatten. Immer wieder lösten sich Steine und stürzten nach unten, nur mit größter Vorsicht gelangte er an den höchsten Punkt der Zitadelle.
    Aber egal in welche Himmelsrichtung er schaute, die schreckliche Ansicht änderte sich nicht.
    Von Worlac stand nichts mehr. Die Flammen hatten die Vorarbeit geleistet, den Rest mussten die Truppen des Kabcar besorgt haben. Kein Stein ruhte auf dem anderen, aus der Provinzhauptstadt war ein riesiges, qualmendes Trümmerfeld geworden. Selbst die Stadtmauern lagen eingerissen und umgestürzt auf der Erde. Es gab keine Gassen und keine Straßen mehr, nur Steine. Mit den vielen Häusern waren auch die mehr als dreiundzwanzigtausend Einwohner verschwunden. »Ulldrael der Gerechte«, flüsterte er, »wie konntest du das zulassen?«
    Auf dem Marktplatz erhob sich ein Galgen von zwanzig Fuß Höhe, an dem mehrere Gehängte sachte im warmen Wind pendelten. Über ihnen baumelte an einem separaten Balken ein einzelner Mensch.
    Wie betäubt machte sich Miskoc an den Abstieg, schritt über die

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