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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Franzosen waren schlau gewesen. In der neuen Mauer waren Spalten und Löcher gelassen worden, durch die ihre Armbrustschützen schießen konnten, die aber gleichzeitig so klein waren, dass man sie mit einem Pfeil kaum treffen konnte. Hook, der hinter den Trümmern des Tores in Deckung gegangen war, schätzte, dass für jeden Armbrustschützen drei oder vier Männer zusätzliche Armbrüste spannten, sodass der Bolzenbeschuss niemals aussetzte. Die meisten Armbrustschützen konnten sich glücklich schätzen, wenn sie es schafften, zwei Bolzen in der Minute abzuschießen, doch die Bolzen aus den Schießscharten folgten viel schneller aufeinander, und noch weitere Geschosse zischten von den oberen Fenstern der halb eingestürzten Häuser hinter der neuen Befestigung herüber. So, dachte Hook, hätte Soissons verteidigt werden sollen.
    «Wir müssen eine Kanone herbringen», ertönte Sir Johns Stimme. Er war hinter der Stadtmauer in Deckung gegangen. Doch stattdessen führte er einen Angriff auf die Barrikade und brüllte seinen Bogenschützen zu, es Pfeile regnen zu lassen. Das taten sie auch, doch die Armbrustbolzen flogen unaufhörlich weiter, und auch wenn die Bolzen keine Rüstungen durchschlugen, ließen sie einen Mann durch ihre bloße Wucht zurücktaumeln. Als endlich ein halbes Dutzend Männer die Barrikade erreicht hatten und versuchten, sich an ihren Steinen und Balken emporzuziehen, erschien ein Kessel über dem Rand, und ein Strom kochenden Fischöls ergoss sich über die Angreifer. Rennend und humpelnd zogen sie sich zurück, manche stöhnten laut, so sehr schmerzten die Verbrühungen, und Sir John, die Panzerrüstung voll mit glitschigem Öl, fluchte vor ohnmächtiger Wut. Die Franzosen johlten höhnisch und schwenkten herausfordernd ihre Flaggen. Hinter der Barrikade schien die Luft zu schwimmen, ein Zeichen dafür, dass in noch vielen anderen Kesseln Öl gekocht wurde, mit dem sie weitere Angreifer empfangen wollten. Die Engländer versuchten, die neue Mauer mit ihren Katapultsteinen zu treffen, doch die meisten Geschosse flogen zu weit und schlugen krachend in ohnehin schon zerstörte Häuser ein.
    Die Sonne stieg jetzt höher. Die Spätsommerhitze war zurückgekehrt, und sowohl Angreifer als auch Verteidiger fühlten sich in ihrer Kampfkleidung, als würden sie geröstet. Knappen brachten Wasser und Ale. Feldkämpfer, die in der Deckung des Leure-Tores saßen, hatten ihre Helme abgenommen. Ihr Haar klebte ihnen am Schädel, und über ihre Gesichter lief der Schweiß in Strömen. Die Bogenschützen kauerten hinter den Steinen und schossen nur noch, wenn sich ein Gegner zeigte. Manchmal flog von beiden Seiten für lange Zeit kein Pfeil oder Bolzen mehr.
    «Bastarde», knurrte Sir John.
    Hook sah zwei Verteidiger, die einen erdgefüllten Korb aus der Barrikade zogen. Er richtete sich etwas auf und ließ einen Pfeil abschnellen, ebenso wie seine Kameraden. Die beiden Männer fielen rücklings um, jeder von mehreren Pfeilen getroffen, doch sie rissen den Korb mit, und da sah Hook ein Kanonenrohr, breit und niedrig, und er konnte sich gerade noch mit dem Rücken an die Ruinen des Leure-Tors pressen, als die Kanone auch schon feuerte. Ein Kreischen und Pfeifen fuhr durch die Luft, Steinsplitter zischten durch den Rauch, und ein Mann stieß einen langen, grauenvollen Schrei aus, der sich in ein Wimmern verwandelte, während der Platz vor der Barrikade von dicken Qualmwolken verhüllt wurde. «O mein Gott», sagte Will of the Dale.
    «Bist du verletzt, Will?»
    «Nein. Ich habe es nur satt hier.»
    Die Franzosen hatten ihre Kanone mit kleinen Steinen und Steinsplittern beladen. Ein Feldkämpfer war tot, ein kleines Loch in seinem Helm war die einzige Spur, die der Steinsplitter hinterlassen hatte. Ein Bogenschütze taumelte zurück zur Barbakane, die Hand über die leere, blutige Augenhöhle gelegt.
    «Wir werden alle hier sterben», sagte Will.
    «Nein», erwiderte Hook erbittert, wenn er sich auch selbst kaum glaubte. Der Rauch der Kanone verzog sich langsam, und Hook sah, dass der mit Erde gefüllte Korb die Schussöffnung für die Kanone wieder verschloss.
    «Bastarde!», knurrte Sir John erneut.
    «Wir werden nicht aufgeben!», rief der König. Er wollte möglichst viele Feldkämpfer zu einem Angriff versammeln, um die neue Befestigungsmauer mit der schieren Zahl seiner Männer zu bezwingen, und seine Leute trugen Befehle an die Engländer weiter, die sich bei den Trümmern der alten Stadtmauer verteilt

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