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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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prächtigen neuen Geweihenden an der Straße nach Rouen aufgetaucht. Hook hatte das als gutes Omen genommen, doch nun entdeckte Pater Christopher, als er in die dunklen Zweige einer abgestorbenen Ulme hinaufsah, ein unheilverkündendes. «Die Schwalben sammeln sich früh dieses Jahr», sagte er.
    «Dann wird es ein harter Winter», gab Hook zurück.
    «Es bedeutet, dass der Sommer zu Ende ist, Hook, und mit ihm gehen unsere Hoffnungen dahin. Ebenso wie diese Schwalben werden wir von hier verschwinden.»
    «Zurück nach England?»
    «Und zur Enttäuschung», sagte der Priester niedergeschlagen. «Der König hat Schulden zu begleichen, und das kann er nicht. Wenn er siegreich heimgekehrt wäre, würde das keine Rolle spielen.»
    «Wir haben gewonnen, Pater», sagte Hook. «Wir haben Harfleur erobert.»
    «Wir haben eine Meute Wolfshunde gebraucht, um ein Häschen zu töten», sagte Pater Christopher, «und dort draußen», er nickte in Richtung Osten, «rottet sich gerade eine viel größere Hundemeute zusammen.»
    Ein paar dieser Hunde zeigten sich gegen Mittag. An einer Flussaue stockte die Spitze der langen Kolonne plötzlich, und der übrige Flüchtlingszug staute sich dahinter auf. Eine Gruppe feindlicher Reiter hinderte sie am Weiterkommen. Sie versperrte ihnen die Straße an einer Stelle, an der sie durch ein Tor in eine ummauerte Stadt führte. Die Leute aus der Stadt beobachteten das Geschehen von der Ringmauer aus. Der Feind hatte ein einziges Banner: Es war eine große weiße Flagge, auf der ein Adler seine gewaltigen Krallen spreizte. Die französischen Feldkämpfer waren zur Schlacht gerüstet, ihre Panzerrüstungen glänzten unter den hellen Wappenröcken, doch nur wenige von ihnen trugen Helme, und diese wenigen hatten die Visiere hochgeklappt, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie keinen Kampf erwarteten. Hook schätzte die Zahl der Gegner auf etwa hundert, und sie waren unter den Bedingungen des Waffenstillstands da, um die Flüchtlinge zu empfangen, die mit den Schuten, die am Nordufer des Flusses ankerten, nach Rouen gebracht werden sollten. «Gütiger Gott», sagte Pater Christopher und starrte das Adlerbanner an, das sich in dem gleichen Wind hob und senkte, der langgezogene Wellen über den Fluss trieb. «Das ist der Marschall», erklärte Pater Christopher und bekreuzigte sich.
    «Der Marschall ?»
    «Jean de Maingre, Herr von Boucicaut, Marschall von Frankreich.»Pater Christopher sprach die Namen und Titel langsam aus. Seine Stimme verriet Bewunderung für den Mann mit dem Adler im Wappen.
    «Nie von ihm gehört, Pater», sagte Hook leichthin.
    «Frankreich wird von einem Geisteskranken regiert», sagte der Priester, «und die königlichen Herzöge sind jung und eigenwillig, doch unsere Feinde haben ihren Marschall, und diesen Marschall gilt es zu fürchten.»
    Sir William Porter, Sir John Cornewailles Waffenbruder, führte das englische Kontingent an, und nun ritt er barhäuptig zur Begrüßung des Marschalls. Der gab seinem Pferd die Sporen, um Sir William entgegenzureiten. Der Franzose war großgewachsen und saß auf einem Pferd mit sehr hohem Stockmaß, sodass er den Engländer bei der Unterhaltung überragte. Hook erschien es aus der Entfernung so, als würden sie miteinander lachen. Dann lud Sir William den Marschall mit einer höflichen Geste ein, die englischen Truppen abzureiten. Ohne einen weiteren Blick auf die französischen Zivilisten ritt er an der Reihe aus Feldkämpfern und Bogenschützen entlang.
    Der Marschall trug keinen Helm. Sein Haar war dunkelbraun, achtlos kurz geschnitten und begann an den Schläfen zu ergrauen. Es umrahmte ein Gesicht von solcher Grausamkeit, dass Hook zusammenzuckte. Es war kantig, roh, vernarbt, und die Nase musste schon einmal gebrochen gewesen sein. Der Marschall war von den Spuren des Lebens und vieler Schlachten gezeichnet, doch er hatte sich nicht besiegen lassen. Es war ein hartes Gesicht, das Gesicht eines Mannes, eines Kriegers, mit scharfen dunklen Augen, die er über Männer und Pferde gleiten ließ, um ihre Verfassung einzuschätzen. Sein Mund bildete eine grimmige Linie, doch als er Pater Christopher sah, lächelte er plötzlich, und in diesem Lächeln erkannte Hook einen Mann, der andere zu großer Treue und großen Siegen bewegen konnte. «Ein Priester auf einem Kampfhengst!», sagte der Marschall erheitert. «Wir lassen unsere Priester auf altersschwachen Stuten reiten, nicht auf Kampfhengsten!»
    «Wir Engländer haben so viele

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