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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Die Armee wartete.
    Die Vorhut war nur noch fünf Meilen von der Furt bei Blanchetaque entfernt, und Calais lag nur drei Tagesmärsche nördlich dieser Furt. In drei Tagen, also acht Tage nachdem sie Harfleur verlassen hatten, hätte die Armee in Calais einziehen sollen, und Henry hätte, wenn auch keinen Sieg, so zumindest eine Demütigung der Franzosen für sich vermelden können. Doch diese Demütigung hing von der Überquerung der breiten Gezeitenfurt bei Blanchetaque ab.
    Und die Franzosen waren schon dort. Charles d'Albret, Konnetabel von Frankreich, war bereits am Nordufer der Seine, und der Gefangene, der in den Diensten des Konnetabels stand, beschrieb, dass die Furt mit angespitzten Stangen versperrt worden war und auf dem jenseitigen Ufer sechstausend Männer darauf warteten, die Engländer an der Überquerung des Flusses zu hindern.
    «Es ist nicht zu schaffen», sagte Sir John an diesem Abend entmutigt. «Die Bastarde erwarten uns.»
    Die Bastarde hatten die Furt gesperrt, und als es Abend wurde, zündeten sie ihre Lagerfeuer an, deren Widerschein sich an den niedrig dahinziehenden Wolken zeigte. «Die Furt kann nur bei Ebbe überquert werden», erklärte Sir John, «und selbst dann können nur zwanzig Mann nebeneinandergehen. Und zwanzig Mann können nicht gegen sechstausend ankämpfen.»
    Einen Moment lang sagte niemand etwas. Dann stellte Pater Christopher die Frage, die jeder Mann aus Sir Johns Kompanie stellen wollte, auch wenn sie die Antwort fürchteten. «Also, was tun wir jetzt, Sir John?»
    «Wir suchen eine andere Furt.»
    «Und wie? Sollen wir sie herbeibeten?»
    «Weiter im Land», sagte Sir John grimmig.
    «Also marschieren wir auf den Nabel zu», sagte Pater Christopher.
    «Was tun wir?», fragte Sir John und sah den Priester an, als sei er närrisch geworden.
    «Nichts, Sir John, nichts!», sagte Pater Christopher.
    Also musste die englische Armee mit Verpflegung für nur drei weitere Tage tief ins Innere Frankreichs einrücken, um einen Fluss zu überqueren. Und wenn sie den Fluss nicht würde überqueren können, dann würden die Männer sterben, und wenn sie den Fluss überqueren würden, könnten sie immer noch sterben, denn ins Landesinnere zu gehen würde Zeit kosten, und diese Zeit hätten die Franzosen, um aufzuwachen und ihr Heer in Marsch zu setzen. Die hastige Jagd an der Küste entlang war gescheitert, und nun mussten Henry und seine kleine Armee ins französische Inland ziehen.
    Und am nächsten Morgen wandten sie sich unter einem schweren grauen Himmel ostwärts.
    In der Armee hatte bisher Hoffnung geherrscht, doch nun verbreitete sich Mutlosigkeit. Die Krankheit kehrte zurück. Ständig zügelten Männer ihre Pferde, stiegen ab, rannten an den Straßenrand und ließen ihre Hosen herunter, sodass die Nachhut durch eine Wolke aus Exkrementengestank reiten musste. Die Männer waren schweigsam und missmutig. Regenschwaden zogen von der Meerseite herein und überzogen die Kolonne mit triefender Nässe.
    Jede Furt über die Somme war mit Pfählen gesperrt und bewacht. Die Brücken waren zerstört worden, und inzwischen behielt ein französischer Truppenverband die englische Armee im Blick. Es war nicht die große Armee, nicht die enorme Menge von Feldkämpfern und Armbrustschützen, die sich bei Rouen gesammelt hatte, sondern eine kleinere Truppe, die aber ausreichte, um jede Flussüberquerung zu verhindern. Sie waren jeden Tag in Sichtweite, Feldkämpfer und Armbrustschützen, alle beritten. Sie hielten sich auf dem Nordufer des Flusses bereit und richteten ihre Geschwindigkeit an der englischen Armee auf dem Südufer des Flusses aus. Mehr als einmal trieb Sir John Bogenschützen und Feldkämpfer zu einem überraschenden Galopp an, um eine Furt zu besetzen, bevor die Franzosen dort waren, doch jedes Mal wurden sie schon von ihren Gegnern erwartet. Jeder Flussübergang war von bewaffneten Kräften gesichert.
    Die Verpflegung wurde knapp, auch wenn die Bewohner kleiner Städte, die nicht von einer Stadtmauer gesichert waren, unwillig Körbe mit Brot, Käse und Räucherfisch herausgaben, um einen Angriff zu vermeiden. Jeden Tag wuchs der Hunger in der englischen Armee, und jeden Tag marschierte sie tiefer ins feindliche Land.
    «Warum gehen wir nicht einfach zurück nach Harfleur?», knurrte Thomas Evelgold.
    «Weil wir dann Hasenfüße wären», sagte Hook.
    «Immer noch besser, als zu sterben», erwiderte Evelgold.
    Auch auf der englischen Seite des Flusses befanden sich

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