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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den Boden, und Hook sah, dass der Flüchtende in ein paar Momenten hinter einer Baumgruppe verschwinden würde. Deshalb zügelte er Raker, ließ die Füße aus den Steigbügeln gleiten und rutschte aus dem
    Sattel. Er stolperte, fiel auf ein Knie, und schon hob sich der Bogen, und er fasste die Sehne, hängte den Pfeil in die Kerbe und spannte.
    «Zu weit», sagte Scoyle und ließ sein Pferd halten, «verschwende den guten Pfeil nicht.»
    «Viel zu weit», bemerkte auch Michael.
    Doch der Bogen war gewaltig. Hook dachte nicht an das Ziel seines Schusses. Er beobachtete einfach nur den Reiter, bestimmte mit schierer Willenskraft, wohin der Pfeil fliegen sollte, dann spannte er und gab den Pfeil frei, und die Sehne schnellte zitternd nach vorn und rieb an seinem ungeschützten Handgelenk entlang, und der Pfeil flatterte einen Augenblick lang, bevor die Befiederung seinen Flug beruhigte.
    «Zwei Pence, dass du mehr als zwanzig Schritt vorbeischießt», sagte Tom Scarlet.
    Der Pfeil zog seine Kurvenbahn über den Himmel, seine weiße Befiederung ein immer schwächer werdendes Flimmern im Herbstlicht. Der Reiter galoppierte weit vor ihnen, ohne etwas von dem Breitkopf zu ahnen, der sich hoch in die Luft hob, bevor er begann, zischend niederzufahren. Er kam schnell herunter, sank, verlor Schub, und der Reiter drehte sich erneut nach seinen Verfolgern um, und während er das tat, traf der Pfeil den Bauch seines Pferdes, und der Breitkopf mit den Widerhaken bohrte sich in Blut und Fleisch. Das Pferd zuckte heftig zusammen, und der Mann verlor das Gleichgewicht und fiel aus dem Sattel.
    «Jesus!», sagte Michael voller Bewunderung.
    «Los, kommt!» Hook nahm Rakers Zügel, schwang sich in den Sattel und drückte seinem Pferd die Fersen in die Flanken, noch bevor er seine Füße in den Steigbügeln hatte, und einen Moment lang dachte er schon, er würde selbst herunterfallen, doch dann schob er seinen rechten Stiefel in den Steigbügel und sah, dass der Franzose wieder aufs Pferd stieg. Hook hatte das Pferd verwundet, nicht getötet, doch das Tier blutete, denn der Breitkopf mit seinen Widerhaken riss die Wunde immer weiter auf, und je härter der Franzose sein Pferd antrieb, desto mehr Blut würde es verlieren.
    Der Reiter spornte sein verwundetes Tier an, tun hinter den Bäumen außer Sicht zu kommen. Einen Augenblick später war Hook auf der Straße und zwischen den Bäumen, und er sah den Franzosen hundert Schritt vor sich. Sein Pferd schwankte und hinterließ eine Blutspur auf der Straße. Der Mann sah seine Verfolger und glitt aus dem Sattel, denn sein Pferd konnte nicht mehr weiter. Er drehte sich um, weil er in den Wald laufen wollte, und Hook rief: «Non!»
    Er ließ Raker anhalten. Hooks Bogen war gespannt, und der nächste Pfeil hing in der Sehne, und dieser Pfeil zielte auf den Reiter. Der nickte niedergeschlagen. Er trug ein Schwert, aber keine Rüstung. Seine Kleidung war, wie Hook beim Näherkommen feststellte, von erlesener Qualität; feines schwarzes Tuch, ein feingewobenes Leinenhemd und kostspielige Stiefel. Er war ein gutaussehender Mann von etwa dreißig Jahren, mit einem breiten Gesicht, einem gepflegten Bart und blassgrünen Augen, die auf die Pfeilspitze starrten. «Bleibt einfach, wo Ihr seid!», sagte Hook. Der Mann mochte kein Englisch sprechen, aber die Botschaft des gespannten Bogens mit seinem Breitkopfpfeil verstand er auch so. Er gehorchte und streichelte seinem sterbenden Pferd die Nase. Das Tier gab ein erbärmliches Wiehern von sich, dann knickten seine Vorderbeine ein, und es fiel auf den Weg. Der Mann ging neben ihm in die Hocke, streichelte es weiter und sprach leise mit dem sterbenden Tier.
    «Du hättest ihn beinahe entkommen lassen, Hook!», rief Sir John, als er bei der Gruppe angekommen war.
    «Beinahe, Sir John.»
    «Also stellen wir fest, was dieser Bastard weiß», sagte Sir John und glitt aus dem Sattel. «Und jemand soll dieses arme Pferd töten!», setzte er hinzu. «Erlöst das Tier von seiner Qual!»
    Der schwere Hieb einer Kampfaxt auf die Stirn tötete das Pferd. Dann sprach Sir John mit dem Gefangenen. Er behandelte den Mann mit ausgesuchter Höflichkeit, und der Franzose erwies sich als sehr gesprächig, doch es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass, was immer er auch enthüllen mochte, Sir Johns Unwillen erregte. «Ich will ein Pferd für Sir Jules», wandte sich Sir John an die Bogenschützen. «Er soll mit dem König sprechen.»
    Sir Jules wurde zum König gebracht.

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