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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sich an diesem Nachmittag, doch noch immer ging kein Engländer auf ihre Herausforderung ein, und so wurden die Franzosen noch kühner und ritten so nahe heran, dass sie Männer erkennen konnten, mit denen sie sich in den großen Turnieren in ganz Europa gemessen hatten. Sie plauderten miteinander. Es waren immer mindestens ein Dutzend französischer Ritter in Sicht, und einer von ihnen, der ein großes, lebhaftes schwarzes Pferd ritt, das kraftvoll über den schweren Lehmgrund trabte, spornte sein Tier an, bis er die Spitze der englischen Vorhut erreicht hatte. «Sir John!», rief der Reiter. Es war Seigneur de Lanferelle, sein langes, geöltes Haar fiel ihm glatt über den Rücken.
    «Lanferelle!»
    «Wenn ich Euch Hafer für Euer Pferd gebe, stellt Ihr Euch dann meiner Lanze?»
    «Wenn Ihr mir Hafer gebt», rief Sir John zurück, «werden ihn meine Bogenschützen essen!»
    Lanferelle lachte. Sir John ritt an die Seite des Franzosen, und die beiden unterhielten sich leutselig. «Sie wirken wie Freunde», sagte Melisande.
    «Vielleicht sind sie es auch», meinte Hook.
    «Und dennoch würden sie sich in einer Schlacht töten?»
    «Engländer!» Es war Lanferelle, der Hook rief und nun auf die Bogenschützen zuritt. «Sir John sagt, du hast meine Tochter geheiratet!»
    «Das habe ich», sagte Hook.
    «Und das ohne meinen Segen», sagte Lanferelle, aber er klang belustigt. Dann sah er Melisande an. «Hast du den Wappenrock, den ich ihm für dich gegeben habe?»
    «Oui» , sagte sie.
    «Dann trag ihn», sagte ihr Vater barsch, «wenn es zur Schlacht kommt, dann trägst du ihn.»
    «Weil er mich schützen wird?», fragte sie spitz. «In Soissons hat mich die Novizentracht auch nicht geschützt.»
    «Verdammt sei Soissons, Mädchen», sagte Lanferelle, «und was dort geschehen ist, erwartet auch diese Männer. Sie sind dem Tode geweiht!» Mit einer weit ausholenden Geste bezeichnete er den gesamten Zug, der sich durch den Schlamm kämpfte. «Die Gottverfluchten sind alle dem Tod geweiht! Ich mache mir ein Vergnügen daraus, dich zu retten.»
    «Und was soll dann kommen?»
    «Dann kommt, was auch immer ich für dich entscheide. Du hast deine Freiheit gehabt, und nun sieh dir an, wohin sie dich geführt hat!» Er lächelte, und seine erstaunlich weißen Zähne blitzten auf. «Warum kommst du nicht gleich mit? Ich bringe dich weg von hier, bevor wir diese Armee niedermachen.»
    «Ich bleibe bei Nicholas», sagte sie.
    «Dann bleib bei den Gottverfluchten», sagte Lanferelle schroff, «und ich bringe dich weg, wenn dein Nicholas tot ist.» Er trieb sein Pferd an und ritt, nach ein paar weiteren Worten mit Sir John, nach Süden.
    «Die Gottverfluchten?», fragte Hook.
    «So nennen die Franzosen euch Engländer», sagte sie. Dann sah sie Sir John an. «Sind wir dem Tod geweiht?», fragte sie.
    Sir John lächelte freudlos. «Das hängt davon ab, ob ihre Armee uns einholt, und wenn sie uns einholt, ob sie uns schlagen kann. Bisher leben wir noch!»
    «Und werden sie uns einholen?», fragte Melisande.
    Sir John deutete nordwärts. «Am Nordufer des Flusses ist immer ein französischer Truppenverband mit uns gezogen», erklärte er. «Sie haben dafür gesorgt, dass wir die Somme nicht überqueren konnten. Sie haben uns ihrer großen Armee entgegengetrieben. Aber hier, meine Liebe, beschreibt der Fluss eine Schleife nach Norden. Weit nach Norden! Wir können die Strecke abkürzen, indem wir über Land reiten, aber der französische Truppenverband muss die ganze Nordkurve abreiten, und das wird die Franzosen drei oder vier Tage kosten. Wir aber werden vor ihnen wieder am Fluss sein, und dann werden keine Franzosen auf der anderen Seite sein, und wenn wir eine Furt finden oder, so Gott will, eine Brücke, dann gehen wir über die Somme und machen uns auf zu den Gasthäusern von Calais! Dann gehen wir nach Hause!»
    Doch jeden Tag wurde die Strecke, die sie bewältigen konnten, kürzer. Es gab keine Wiesen, auf denen die Pferde grasen konnten, keinen Hafer, und jeden Tag stiegen mehr Männer aus dem Sattel, um ihre erschöpften, entkräfteten Tiere am Zügel zu führen. Während der ersten Woche ihres Marsches hatten die Städte Verpflegung an die durchziehende Armee abgegeben, doch nun schlossen die wenigen kleinen Städte am Weg ihre Stadttore und verweigerten ihre Unterstützung. Die Stadtoberen wussten, dass die Engländer keine Zeit hatten, um ihre Befestigungen anzugreifen, wie schwach diese auch immer sein mochten, und so

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