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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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feindliche Krieger. Französische Feldkämpfer beobachteten die Kolonne von niedrigen, südlicher gelegenen Hügeln aus. Gewöhnlich waren es nur kleine Gruppen, vielleicht sechs oder sieben Mann, und wenn ein paar englische Ritter sie stellen wollten, zogen sie sich zurück, auch wenn zuweilen einer der Feinde eine Lanze hob, um anzuzeigen, dass er einen Zweikampf anbot. Dann konnte es sein, dass ein Engländer den Kampf annahm, die beiden aufeinander zugaloppierten, die Lanzen mit den Eisenspitzen laut gegen die Panzerrüstungen fuhren, und danach kippte einer der Männer langsam aus dem Sattel. Einmal spießten zwei Männer sich gegenseitig auf, und beide starben, während ihnen die jeweils feindliche Lanze aus dem Körper ragte. Gelegendich griff ein französischer Verband an, vierzig oder fünfzig Feldkämpfer, die sich einen Schwachpunkt in der Kolonne gesucht hatten und ein paar Männer töteten, bevor sie wieder davongaloppierten.
    Andere Franzosen sorgten schon weit vor der Kolonne für Schwierigkeiten, indem sie die Ernte fortbringen ließen, sodass die Eindringlinge nichts mehr vorfanden. Die Nahrungsmittel, die sie aus Scheunen und Getreidespeichern der Bauern holten, wurden nach Amiens gebracht. Die Engländer umgingen diese Stadt an dem Tag, an dem sie nach dem ursprünglichen Plan in Calais hätten eintreffen sollen. Ihre Verpflegungsbeutel waren leer. Hook hatte durch den dünnen Sprühregen auf den weißen Schemen der Kathedrale von Amiens weit vor ihm gestarrt, und er hatte an all die Nahrungsmittel hinter den Stadtmauern gedacht. Er war hungrig. Sie alle waren hungrig.
    Am nächsten Tag lagerten sie in der Nähe einer Burg, die sich auf einem weißen Kalksteinkliff erhob. Sir Johns Feldkämpfer hatten ein paar feindliche Ritter gefangen genommen, die der Vorhut zu nahe gekommen waren, und die Gefangenen hatten mit prahlerischen Worten ausgemalt, wie die Franzosen Henrys kleine Armee schlagen würden. Sie hatten diese Prahlerei auch vor Henry selbst wiederholt, und danach brachte Sir John seinen Bogenschützen neue Befehle des Königs. Er stand bei den Lagerfeuern und sagte: «Morgen früh schneidet jeder einen Stock von der Länge eines Bogenschafts. Und wenn möglich noch länger! Ihr sucht euch Äste von der Dicke eines Arms und spitzt beide Enden an.»
    Regentropfen verzischten in den Flammen. Hooks Bogenschützen hatten ein kümmerliches Mahl hinter sich: einen Hasen, den Tom Scarlet mit einem Pfeil gejagt und Melisande über dem Feuer geröstet hatte. Dazu gab es flache Brote aus einer Mischung von Hafer und Eichelmehl. Außerdem hatten sie ein paar Nüsse und einige wenige harte grüne Äpfel gehabt. Ale war keines mehr da, ebenso wenig wie Wein, also tranken sie Wasser aus dem Fluss. Nun hatte sich Melisande in Hooks großes Kettenhemd gewickelt und kauerte neben ihm.
    «Stöcke?», fragte Thomas Evelgold verhalten nach.
    «Die Franzosen, sie mögen in der Hölle verrotten», sagte Sir John, während er näher an das größte Feuer trat, «haben beschlossen, euch zu schlagen. Euch! Die Bogenschützen! Sie furchten euch! Hört ihr mir alle zu?»
    Die Bogenschützen betrachteten ihn schweigend. Sir John trug einen Lederhut und einen dicken Ledermantel. Regen tropfte ihm von der Krempe und den Säumen. In einer Hand hielt er eine gekürzte Lanze, die eingesetzt werden konnte, wenn ein Kämpfer dicht vor seinem Feind auf dem Feld stand. «Wir hören, Sir John», brummte Evelgold.
    «Es sind Anweisungen aus Rouen gekommen!», verkündete Sir John. «Der Marschall von Frankreich hat einen Plan! Und der Plan ist, zuerst euch zu töten, die Bogenschützen, und dann den Rest von uns.»
    «Und die Adligen gefangen zu nehmen, meint Ihr», sagte Evelgold, doch so leise, dass es Sir John nicht hören konnte.
    «Sie stellen eine Truppe Ritter auf gerüsteten Pferden zusammen», sagte Sir John, «und die Reiter selbst werden den besten Harnisch tragen, den es gibt! Mailändische Panzerrüstungen! Und über mailändische Rüstungen wisst ihr ja alle Bescheid.»
    Hook wusste, dass die Rüstungen aus Mailand, wo immer dieser Ort liegen mochte, den Ruf hatten, die besten der Christenheit zu sein. Es wurde erzählt, dass die mailändischen Panzerungen auch dem durchschlagkräftigsten Breitkopf widerstanden, doch gottlob waren solche Rüstungen selten, denn sie waren außerordentlich kostspielig. Hook hatte gehört, dass eine vollständige Panzerrüstung aus Mailand beinahe hundert Pfund kostete, und das war

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