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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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das Altartuch zu bezahlen, das John Wilkinson vor so langer Zeit zerrissen hatte. Bring uns einfach nur nach Hause, betete er, bring uns alle nach Hause und lass uns in Sicherheit sein.
    Und an diesem Tag, dem Tag von Sankt Raphael, dem vierundzwanzigsten Oktober 1415, einem Donnerstag, schienen Hooks Gebete erhört zu werden.
    Sie ritten durch eine Landschaft mit niedrigen, steilen Hügeln und schnellfließenden Flüsschen. Sie wurden von einem Einheimischen geführt, einem Walker, der sich in dem verwirrenden Wegenetz dieser Gegend auskannte. Er führte Hook und die Späher des Vortrupps auf einem Karrenweg zwischen Bäumen hindurch. Die Straße nach Calais lag etwas westlich von ihnen, doch das nützte nichts, denn sie führte durch Hedin, eine Stadt mit Befestigungsanlagen am Ufer eines kleinen Flusses. Die Brücke, die dort den Fluss überspannte, wurde von einer Barbakane geschützt, sodass der Walker Hook zu einem anderen Übergang führte. «Auf der anderen Seite des Flusses geht Ihr nach Norden», sagte der Mann, «wenn Ihr einfach nordwärts weitergeht, trefft Ihr wieder auf die Straße. Habt Ihr verstanden?» Er fürchtete sich vor den Bogenschützen und noch mehr vor den Feldkämpfern des Königs, die knapp hinter ihnen ritten und darüber zu entscheiden hatten, ob der Walker vertrauenswürdig war.
    «Ich verstehe», sagte Hook.
    «Geht einfach nach Norden», wiederholte der Mann. Der Pfad senkte sich zu einem Tal hinab, in dem ein Dorf am südlichen Ufer eines Flusses lag. «La Riviere Ternoise» , sagte der Mann und deutete dann zum jenseitigen Ufer hinüber, an dem die Hügel steil anstiegen. «Dort geht Ihr hinauf», sagte er, «dann findet Ihr die Straße nach Saint-Omer.»
    «Saint-Omer?»
    «Oui!» , sagte der Führer, und Hook erinnerte sich an seine Reise mit Melisande, auf der Saint-Omer ihr Ziel und Calais nicht weit entfernt davon gewesen war. So nahe sind wir schon, dachte er. Der verängstigte Walker sagte noch etwas, und Hook, der nur halb hingehört hatte, bat ihn, es zu wiederholen. «Die Leute aus der Gegend hier», sagte der Mann, «nennen die Ternoise den Fluss der Schwerter.»
    Dieser Name ließ Hook erschauern. «Warum?»
    Der Mann zuckte mit den Schultern. «Sie sind alle nicht ganz bei Trost», sagte er. «Das ist ein ganz gewöhnlicher Fluss.»
    Der Fluss war trotz des ausgiebigen Regens der letzten Tage seicht, und der Ritter, der die Feldkämpfer befehligte, ordnete an, dass Hook seine Bogenschützen über die Furt und den Hügel auf der anderen Seite hinaufführen sollte. «Wartet, wenn ihr oben angekommen seid», sagte er, und gehorsam gab Hook Raker die Sporen und wandte sich zum Fluss der Schwerter. Seine Bogenschützen folgten ihm, spritzend ritten sie durch das Wasser, das ihren Pferden kaum bis zu den Bäuchen reichte. Der Abhang auf der anderen Seite war steil. Hook und seine Männer kamen auf ihren erschöpften Pferden nur langsam voran. Der Dauerregen hatte aufgehört, wenn ihnen der Wind auch bisweilen noch ein paar Tropfen aus Wolken entgegenblies, die sich immer finsterer zusammenballten. Diese Wolken hingen niedrig am Himmel und waren nahezu schwarz, und der Horizont im Osten hatte die Farbe von Ruß. «Gleich wird es wie aus Kübeln schütten», sagte Hook zu Will of the Dale.
    «Sieht ganz danach aus», gab Will unbehaglich zurück. Die Luft war drückend, lastete schwer auf ihnen und fühlte sich merkwürdig bedrohlich an.
    Hook war kaum die Hälfte des Abhangs hinaufgeritten, als eine große Truppe Feldkämpfer durch den Fluss kam und ihre Pferde hinter ihm den Hügel hinauftrieben. Hook wandte sich um und sah, dass die Kolonne die Ternoise erreicht hatte. Es wirkte, als sei die Armee mit einem Mal von dem Gefühl der Dringlichkeit erfasst worden. Sir John, seinen Standartenträger dicht hinter sich, galoppierte an Hook vorbei auf den Hügelkamm zu, der sich als dunkle Linie von dem schiefergrauen Himmel abhob, und einen Moment später galoppierte der König selbst auf einem nachtschwarzen Pferd denAbhang hinauf.
    «Was ist denn plötzlich los?», fragte Tom Scarlet.
    «Weiß der Himmel», sagte Hook. Der König, sein Gefolge und jeder andere Feldkämpfer hatten ihre Pferde auf dem Hügelkamm gezügelt und ihren Blick starr nach Norden gerichtet.
    Dann kam Hook selbst auf den Hügelkamm. Und auch sein Blick wurde starr.
    Vor ihm fiel das Land zu einem schmalen grünen Tal hin ab. Eine Straße wand sich von einem Dorf aus zu einer weiten Fläche hinauf, die als

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