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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«Stöcke!» Ein Ritter mit einem grünen Wappenrock galoppierte vor den Bogenschützen entlang. «Rammt eure Stöcke in den Boden, Männer!»
    Sir John, der mit den Feldkämpfern in der Mitte der Kampflinie stand, kam zu den Bogenschützen, die ihre Stöcke vorbereiteten. «Wir warten ab, ob sie angreifen», erklärte er, «und wenn sie es nicht tun, kämpfen wir morgen gegen sie.»
    «Warum laufen wir nicht einfach weg, wenn es dunkel ist?», fragte ein Mann.
    «Das habe ich nicht gehört!», brüllte Sir John. Dann ging er an der Linie entlang und warnte die Männer, sie sollten mit einem Angriff der Franzosen rechnen.
    Die Bogenschützen standen in loserer Kampfordnung als die Feldkämpfer, die Rüstung an Rüstung vier Reihen tief Aufstellung genommen hatten. Sie brauchten Platz, um ihre langen Bogenschäfte zu spannen, und waren dem Befehl gefolgt, einige Schritte vorzurücken, wo sie sich verteilten, sodass jeder Mann genügend Raum hatte, um die Bogensehne zurückzuziehen. Hook stand mit den übrigen Männern Sir Johns ganz vorne. Er schätzte, dass etwa zweihundert Bogenschützen mit in seiner Kampflinie standen. Die anderen hatten sich in einem Dutzend loser Reihen hinter ihm aufgestellt, wo sie nun ihre Stöcke schräg in den Boden hämmerten, sodass die Spitzen auf die Franzosen zeigten. Danach mussten sie die aufragende Spitze erneut schärfen, weil sie durch die hämmernden Schläge mit der Kriegsaxt stumpf geworden waren. «Stellt euch vor eure Stöcke!», rief der Mann mit dem grünen Wappenrock. «Die Feinde sollen die Stöcke nicht sehen!»
    «Die Bastarde sind doch nicht blind!», knurrte Will of the Dale, «sie haben schon längst gesehen, was wir machen.»
    Denn die Franzosen beobachteten sie. Sie waren eine halbe Meile entfernt, und immer noch kamen weitere Männer dazu. Es war eine bunte Masse auf Pferderücken, über denen die Banner heller als der Himmel leuchteten. Der war noch finsterer geworden, die dunkle Wolkendecke wurde dichter und dichter. Die meisten Franzosen hielten sich in einiger Entfernung, wo Zelte für ein Lager errichtet wurden, doch einige ritten näher an die Engländer heran, um ihre Armee in Augenschein zu nehmen.
    «Ich wette, die Bastarde lachen über uns», sagte Tom Scarlet. «Die bepissen sich vor Lachen.»
    Einige der feindlichen Reiter waren bis auf eine Viertelmeile herangekommen, wo sie im Sattel saßen oder ihre Pferde auf dem Feld umherführten, und alle hatten ihren Blick auf die kleine Armee gerichtet, die vor ihnen stand. Auf der rechten und der linken Seite wirkte der Wald nahezu schwarz im schwindenden Licht. Einige Bogenschützen gingen, nachdem sie ihren Stock in den Boden getrieben hatten, zum Wald hinüber, um in dem dichten Unterholz aus Weißdorn, Stechpalme und Haselgebüsch ihre Notdurft zu verrichten, doch die meisten starrten einfach nur den Feind an. Hook vermutete, dass Tom Scarlet recht hatte. Die Franzosen mussten sich ja krümmen vor Lachen! Es kamen jetzt schon zumindest vier oder fünf von ihnen auf jeden Engländer, und noch immer strömten neue Kräfte auf das nördliche Ende des Feldes. Hook ließ sich auf dem feuchten Grund auf ein Knie nieder, bekreuzigte sich und betete zu Sankt Crispinian. Er war nicht der einzige Bogenschütze, der betete. Dutzende Männer knieten. Priester gingen zwischen den todgeweihten Männern umher und spendeten den Segen, während die Franzosen ihre Pferde über das Feld führten. Als Hook die Augen wieder vom Gebet hob, stellte er sich ihr Gelächter vor, ihren Spott auf diese jämmerliche Armee, die sie herausgefordert hatte, ihnen zu entkommen versucht hatte und die sie jetzt gestellt hatte. «Rette uns», betete er zu Sankt Crispinian, doch der Heilige sagte nichts zu ihm, und Hook glaubte, sein Gebet sei in der großen dunklen Leere jenseits der unheilschwangeren Wolken verlorengegangen.
    Dann setzte heftiger Regen ein. Es war ein kalter, schwerer Regen, und als der Wind nachließ, fielen die Tropfen mit tückischer Dichte, sodass die Bogenschützen eilig ihre Bögen abspannten und die Sehnen zusammengerollt unter ihre Kappen und Helme schoben, um sie trocken zu halten. Englische Herolde waren vor die Kampflinie geritten, wo sie ihre französischen Amtsbrüder trafen, und Hook sah, wie sich die Männer im Sattel voreinander verbeugten. Nach einer Weile ritten die englischen Herolde zurück, ihre grauen Pferde von den Hufen bis zum Bauch mit Schlamm bespritzt.
    «Kein Kampf heute, Männer!» Diese

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