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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nackte Erde unter dem düsteren Himmel lag. Die nackte Ebene war gepflügt worden, und auf jeder Seite endeten die frischen Furchen an dichtem Wald. Die Mauern einer kleinen Burg waren eben noch über den Bäumen im Westen zu sehen. Ein Banner flatterte von den Turmzinnen, doch es war zu weit entfernt, um das Wappen darauf zu erkennen.
    Etwas an dieser Fläche erschien Hook bekannt. «Ich war schon einmal hier», sagte er zu niemandem im Besonderen. «Melisande und ich, wir waren schon einmal hier.»
    «Wirklich?», gab Tom Scarlet ohne echte Aufmerksamkeit zurück.
    «Wir sind hier einem Reiter begegnet», sagte Hook und starrte weiter wie betäubt nach Norden, «und er hat uns gesagt, wie dieser Ort hier heißt, aber ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern.»
    «Irgendwie wird er schon heißen», sagte Scarlet abwesend.
    Weitere Engländer erreichten die Hügelkuppe, hielten an und starrten nach vorn. Es wurde kaum gesprochen, und manche bekreuzigten sich.
    Denn vor ihnen, und so zahlreich wie die Sandkörner am Strand und die Sterne am Himmel, lag der Feind. Die Kräfte Frankreichs und Burgunds standen am gegenüberliegenden Ende der gepflügten Fläche, und sie bildeten eine unüberschaubare Menge. Ihre leuchtenden Banner kündeten von ihrer Zahl, und es waren unzählige Banner.
    Die versammelten Mächte Frankreichs blockierten den Weg nach Calais, und die Engländer saßen in der Falle.
    Henry, den Earl of Chester, den Duke von Aquitanien, den Lord von Irland und den König von England, erfüllte der Anblick des Feindes mit neuem und wildem Kampfgeist. «Schlachlinie bilden!», rief er. «Schlachtlinie bilden!» Er galoppierte vor seiner Armee endlang, die sich zum Kampf ordnete. «Folgt den Befehlen eurer Anführer! Sie wissen, wo ihr euch aufstellen müsst, sammelt euch bei ihren Standarten! Durch Gottes Gnade werden wir heute kämpfen! Schlachtlinie bilden!»
    Die Sonne stand niedrig hinter den tiefhängenden Wolken, und die französische Armee sammelte sich weiter unter einem wahren Wald aus Bannern. «Wenn jedes Banner einen Lord bedeutet», sagte Thomas Evelgold, «und wenn jeder Lord zehn Männer führt, wie viele Männer sind das?»
    «Tausende, verdammt», sagte Hook.
    «Und zehn ist noch niedrig geschätzt», fuhr der Centenar fort, «sehr niedrig. Wahrscheinlich kämpfen eher hundert Männer unter einem Banner, vielleicht sogar zweihundert!»
    «Gütiger Gott», sagte Hook und mühte sich, die feindliche Flaggen zu zählen, doch es waren zu viele. Die feindliche Armee war riesenhaft und die englische Armee klein. «Gott helfe uns», kam ihm über die Lippen, und erneut überlief ihn bei dem Gedanken an das Blut und die Schreie in Soissons ein Schauder.
    «Ja, irgendwer sollte uns hier tatsächlich helfen», sagte Evelgold nachdrücklich. Darauf wandte er sich an seine Bogenschützen. «Wir stehen auf der rechten Seite. Steigt von den Pferden! Stöcke und Bögen! Bewegt euch! Und die Jungs sollen sich um die Tiere kümmern! Los, trödelt nicht! Setzt eure verdammten Knochen in Bewegung! Wir haben ein bisschen Sterben vor uns!»
    Die Pferde ließen sie auf den Weiden beim Dorf zurück. Die Armee stieg den sanften Abhang zu der höhergelegenen Fläche hinauf. Der Feind war von dem schmalen Tal aus nicht zu sehen, doch als Hook auf dem gepflügten Feld angekommen war, hatte er die Franzosen wieder vor sich, und all seine Ängste kehrten zurück. Was er sah, war eine echte Armee. Kein von Krankheit geschwächter, zerlumpter Trupp Flüchtender, sondern eine stolze, starke Armee, die angerückt war, die Männer zu strafen, die es gewagt hatten, in Frankreich einzumarschieren.
    Die englische Vortruppe stand nun auf der rechten Seite und ihre Bogenschützen ganz rechts außen, wo sie von der Hälfte derjenigen Bogenschützen unterstützt wurde, die zuvor in der Mitte der Armee mitgezogen war. Die andere Hälfte hatte sich der Nachhut angeschlossen, die nun ganz auf der linken Seite der englischen Armee stand. So wurden die Flügel der Armee von Bogenschützen gebildet, während die Reihen der Feldkämpfer zwischen ihnen Aufstellung genommen hatten.
    «Lieber Gott», sagte Tom Scarlet und deutete auf die Feldkämpfer «ich habe schon mehr Männer auf einem Pferdemarkt versammelt gesehen.»
    Es waren kaum tausend Männer, und sie bildeten eine jämmerlich kurze Linie in der Mitte der Schlachtordnung. Die Bogenschützen waren bei weitem zahlreicher. Über zweitausend standen nun an jeder Flanke.

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