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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vorausgegangen war, doch an diesem Abend fühlte er keinen Rausch und keine Begeisterung. Der Regen prasselte, der kalte Wind fegte Tropfen durch die Türöffnung des Kuhstalls, und Sir John dachte an die Tausende Franzosen, deren Waffenmeister ihnen nun ebenfalls halfen, sich auf die Schlacht vorzubereiten. So viele Tausend, dachte er. Zu viele.
    «Habt Ihr etwas gesagt, Sir John?», fragte Cartwright.
    «Habe ich das?»
    «Sicherlich habe ich mich verhört, Sir John. Hebt Eure Arme, bitte.» Cartwright ließ ein Kettenhemd über Sir Johns Kopf gleiten. Es bestand aus eng miteinander verknüpften Ringen, war ärmellos und reichte bis über Sir Johns Schritt. Die Ärmellöcher waren weit, sodass sie ihn nicht behinderten. «Vergebt mir, Sir John», murmelte Cartwright wie immer, wenn er sich vor seinen Herrn kniete, um die Vorderseite des Kettenhemdes mit der Rückseite zwischen Sir Johns Beinen durch Lederschnüre zusammenzubinden. Sir John sagte nichts.
    Cartwright schwieg ebenso, als er die Oberschenkelstücke der Rüstung festschnallte. Die vorderen überlappten die hinteren leicht, und Sir John beugte das Knie, um zu prüfen, ob die stählernen Platten widerstandslos übereinanderrutschten.
    Er musste nicht um eine Korrektur bitten, denn Cartwright wusste genau, was er tat. Als Nächstes kamen die eisernen Beinröhren zum Schutz der Unterschenkel, die runden Kniekacheln für die Knie und dann die eisenbeschlagenen Stiefel, die an die Beinröhren geschnallt wurden.
    Dann erhob sich Cartwright und zog das Rüsthemd zurecht. Das Hemd bestand aus Leder und war an seinem unteren Rand mit überlappenden Stahlstreifen besetzt, um Sir Johns Schritt zu schützen. Sir John dachte an seine Bogenschützen, die im strömenden Regen zu schlafen versuchten. Morgen würden sie müde und durchnässt sein und frieren, doch er hatte keinen Zweifel daran, dass sie kämpfen würden. Wie von ferne hörte er Steine über Klingen schaben. Pfeile, Schwerter und Äxte wurden gewetzt.
    Als Nächstes kamen die Brustplatte und die Rückenplatte. Das waren die schwersten Stücke seiner Rüstung, gefertigt aus echtem Bordeaux-Stahl, ebenso wie die übrigen Panzerteile. Cartwright zog geschickt die Schnallen zu und befestigte dann das Armzeug, das aus Armröhren für Oberarme und Unterarme und runden Stücken für die Ellbogen bestand. Anschließend hielt er Sir John mit einer Verbeugung die ledergefütterten Eisenhandschuhe entgegen, die auf der Seite der Handfläche ein Loch hatten, sodass Sir John Hautkontakt mit seinen Waffen hatte. Übergangsstücke schützten die empfindliche Stelle, an der sich die Brustplatte und die Rückenplatte trafen, und dann schnallte Cartwright den Halsschirm mit den zwei Scharnieren um Sir Johns Hals fest. Einige Männer trugen eine Kettenhaube, um diese empfindliche Stelle zu schützen, doch der fein geschmiedete Halsschirm war besser als jede Kettenrüstung, obwohl Sir John gereizt die Stirn runzelte, als er versuchte, den Hals zu drehen.
    «Soll ich die Schnallen lockern, Sir John?»
    «Nein, nein», sagte Sir John.
    «Eure Arme, Sir John», sagte Cartwright höflich, und nachdem Sir John erneut die Arme gehoben hatte, zog er seinem Herrn den Wappenrock über den Kopf, half ihm, die Arme in die weitgeschnittenen Ärmel zu stecken, und zog dann das Leinen glatt, auf das der gekrönte Löwe gestickt war, den das Sankt-Georgs-Kreuz begleitete. Cartwright schloss den Schwertgürtel um Sir Johns Hüften und hängte das große Schwert ein, den Liebling , den er zum Kampf bevorzugte. «Werdet Ihr mir morgen die Schwertscheide anvertrauen, Sir John?», fragte Cartwright.
    «Gewiss.» Sir John legte die Schwertscheide vor jedem Kampf ab, denn eine Schwertscheide konnte ihren Träger zum Stolpern bringen. Wenn die Schlacht heranrückte, würde der Liebling mit blanker Klinge in einer Lederschlaufe hängen.
    Dann wurde eine lederne Kapuze über Sir Johns Kopf gestreift. Die Kapuze würde als Polsterung für den Helm dienen, den Sir John entgegennahm, um ihn jedoch gleich darauf an Cartwright zurückzureichen. «Nimm das Visier ab», befahl er.
    «Aber...»
    «Nimm es ab!»
    Einmal, bei einem Turnier in Lyon, war es Sir John bei einer Ausfallbewegung gelungen, das Visier eines gegnerischen Schwertkämpfers herunterzuklappen. Darauf war der Mann halb blind gewesen und hatte leicht besiegt werden können. Morgen, so dachte Sir John, musste ein Engländer auch noch den kleinsten Vorteil nutzen, der sich ihm bot.
    «Ich

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