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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Evelgold zuckte mit den Schultern, als wolle er sagen, dass Wachen nun auch nichts weiter nützten, dann drehte er sich um und ging weg.
    Weitere Franzosen kamen auf das Feld, um sich den Feind anzusehen, bis es zu dunkel dafür wurde. Regen fegte über
    den gepflügten Acker, und das Geräusch erstickte das Gelächter der Feinde. Morgen kam der Tag von Sankt Crispin und Sankt Crispinian, und Hook vermutete, dass es sein letzter werden würde.
    Es regnete die ganze Nacht. Kalt und unablässig fielen die Tropfen. Sir John Cornewaille rannte unter dem Regen zu dem Häuschen in Maisoncelles, in dem der König sein Quartier hatte. Doch obwohl die Brüder des Königs, Humphrey, Duke of Gloucester, und Edward, Duke of York, in dem winzigen, verräucherten Raum waren, wusste niemand, wo der König von England war.
    «Vermutlich ist er beten gegangen, Sir John», sagte der Duke of York.
    «Gottes Ohren befinden sich heute Nacht wahrlich im Belagerungszustand, Euer Gnaden», sagte Sir John verdrießlich.
    «Dann fügt Ihr dieser Katzenmusik am besten Eure Stimme auch noch hinzu», sagte der Duke. Er war der Enkel des dritten Edward, und er war der Cousin Richards des Zweiten gewesen, dessen Thron sich Henrys Vater angeeignet hatte, doch der Duke hatte seine Loyalität dem Sohn des Thronräubers gegenüber bewiesen, und da seine Frömmigkeit ebenso groß war wie die des Königs, genoss er Henrys vollstes Vertrauen. «Ich glaube, Seine Hoheit ist gerade draußen unterwegs, um festzustellen, welche Stimmung unter den Männern herrscht.»
    «Er kann auf die Männer zählen», sagte Sir John. Er fühlte sich nicht recht wohl in der Gesellschaft des Duke, dessen Gelehrtheit und tiefe Frömmigkeit ihm etwas Unnahbares verliehen. «Sie frieren», fuhr er fort, «sie murren, sie sind vom Regen durchnässt, sie haben Hunger, sie sind krank, aber sie werden dennoch wie tolle Hunde kämpfen. Ich hätte sie ungern zum Feind.»
    «Ihr würdet also davon abraten...», begann Humphrey, der Duke of Gloucester, und brach dann zögernd seinen Satz ab. Sir John wusste, welche Frage er hatte stellen wollen. Würde er dem König raten, sich über Nacht zurückzuziehen? Nein, das würde er nicht, doch diese Ansicht behielt er für sich. Der König würde sich nicht davonmachen, nicht in dieser Situation. Der König glaubte, dass er Gott an seiner Seite hatte, und um das zu beweisen, würde Gott am nächsten Tag ein Wunder abgefordert werden.
    «Ich gehe nun, damit Eure Gnaden sich zum Kampf rüsten können», sagte Sir John.
    «Habt Ihr eine Nachricht für Seine Hoheit?», fragte der Duke of York.
    «Nur, dass ich ihm Gottes Segen wünsche», sagte Sir John. In Wahrheit hatte er wissen wollen, in welcher Gemütslage der König war, doch im Grunde zweifelte er nicht an Henrys Entschlossenheit. Er verabschiedete sich und ging wieder zu dem Kuhstall, in dem, er selbst Quartier bezogen hatte. Es war eine erbärmliche, stinkende Hütte, aber Sir John wusste, dass er sich glücklich schätzen konnte, in dieser Nacht, in der die meisten Männer unter freiem Himmel Donner, Blitz, Regen und winterliche Kälte ertragen mussten.
    Regen trommelte auf das altersschwache Dach, rann durch das Stroh und lief zu einer Pfütze auf dem Boden zusammen, auf dem ein dürftiges Feuer mehr Rauch als Licht und Wärme abgab. Richard Cartwright, Sir Johns Waffenmeister, wartete schon auf ihn. Er wirkte priesterlicher als jeder Priester mit seiner ernsten, würdigen Miene und seiner altertümlichen Höflichkeit. «Jetzt, Sir John?», fragte er.
    «Jetzt», sagte Sir John und warf seinen nassen Mantel neben dem Feuer zu Boden.
    Er hatte seine Rüstung zuvor abgelegt, und Cartwright hatte sie getrocknet, nach Roststellen gesucht und sie abgerieben. Nun benutzte er Tücher, die er in einer Satteltasche trocken gehalten hatte, um Sir Johns lederne Kniehosen und die Weste trocken zu reiben. Die beiden kostspieligen Kleidungsstücke waren von einem Londoner Schneider aus feinstem Hirschleder gefertigt worden, und sie passten Sir John wie eine zweite Haut. Schweigend wischte Cartwright mit Händen voller Wollfett über das Hirschleder.
    Sir John war in Gedanken versunken. Er hatte dies schon so oft getan: mit ausgestreckten Armen dastehen, während Cartwright für die Geschmeidigkeit seiner ledernen Ärmel und Hosen sorgte, sodass sich die Panzerrüstung darüber leicht bewegte. Er dachte an die Turniere und Schlachten zurück und an den Rausch der Begeisterung, der ihnen jedes Mal

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