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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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einen Mucks von sich. Für die meisten Bogenschützen hatte der Name Soissons keinerlei Bedeutung. «Es ist uns zugefallen», sagte der König, «diese Vergeltung zu üben, und ihr müsst ebenso sicher wie ich wissen, dass wir heute Gottes Werkzeug sind! Gott ist in euren Bögen, Gott ist in euren Pfeilen, Gott ist in euren Waffen, Gott ist in euren Herzen, und Gott ist in euren Seelen. Gott wird uns behüten, und Gott wird unsere Feinde vernichten!» Wieder hielt er inne, während ein leises Murmeln von den Bogenschützen zu ihm klang. «Mit eurer Hilfe!», der König hatte seine Stimme noch weiter erhoben, «Mit eurer Kraft! Werden wir heute siegen!» Einen Herzschlag lang herrschte Stille, dann begannen die Bogenschützen laut zu jubeln. Der König wartete, bis die Rufe verklungen waren. «Ich habe unseren Gegnern Frieden angeboten! Gewährt mir mein Recht, habe ich ihnen gesagt, und wir werden Frieden haben, doch ihre Herzen kennen keinen Frieden und ihre Seelen kein Erbarmen, und deshalb sind wir an diesen Ort des Gerichts gekommen!» Nach diesen Worten blickte der König zum ersten Mal von den knienden Bogenschützen weg zu den lehmigen Furchen, die sich zwischen den Armeen erstreckten.
    Dann sah er wieder seine Zuhörer an. «Ich habe euch an diesen Ort gebracht», sagte er jetzt mit leiserer und dennoch eindringlicher Stimme, «zu diesem Feld in Frankreich, aber ich werde euch hier nicht alleinlassen! Ich bin, durch die Gnade Gottes, euer König», seine Stimme wurde wieder lauter, «aber an diesem Tag bin ich nicht mehr als ihr, und ich bin auch nicht weniger als ihr. An diesem Tag kämpfe ich für euch, und ich verpfände euch mein Leben!» Der König musste sich unterbrechen, weil die Bogenschützen zu jubeln begannen. Er hob seine Hand im gepanzerten Handschuh und wartete darauf, dass wieder Stille einkehrte. «Wenn ihr hier sterbt, dann sterbe auch ich hier! Ich werde mich nicht gefangen nehmen lassen!» Wieder jubelten die Bogenschützen, und der König hob die Hand, bis der Jubel verebbt war. Dann lächelte er voller Zuversicht. «Aber ich erwarte nicht, gefangen genommen zu werden, noch werde ich getötet werden, denn alles, worum ich euch bitte, ist, an diesem Tag für mich ebenso zu kämpfen, wie ich für euch kämpfen werde!» Mit einer weit ausholenden Bewegung schloss er alle Bogenschützen ein. Sein Pferd machte einen Ausfallschritt, und er beruhigte es mit geübter Hand. «Heute kämpfe ich für eure Häuser, für eure Frauen, für eure Liebsten, für eure Mütter, für eure Väter, für eure Kinder, für euer Leben, für euer England!» Der Jubel, der diesen Worten folgte, musste bis ans andere Ende des Feldes gedrungen sein, wo die Franzosen unter ihren leuchtenden Bannern warteten. «Heute sind wir Brüder! Wir sind in England geboren, wir sind in Wales geboren, und ich schwöre bei der Lanze von Sankt Georg und bei der Taube von Sankt David, dass ich euch heim nach England bringe, heim nach Wales, mit neuem Ruhm für unser Land. Kämpft als Engländer! Das ist alles, was ich von euch erbitte! Und ich versichere euch, dass ich an eurer Seite kämpfen und für euch kämpfen werde! Ich bin euer König, doch an diesem Tag bin ich euer Bruder, und ich schwöre bei meiner unsterblichen Seele, dass ich meine Brüder nicht im Stich lassen werde! Gott schütze euch, meine Brüder!» Und damit wendete der König sein Pferd und ritt vor die Feldkämpfer, um ihnen die gleiche Rede zu halten, während ihm die Bogenschützen der rechten Flanke nachjubelten.
    «Bei Gott», sagte Will of the Dale, «er glaubt wirklich, dass wir siegen werden!»
    Und am anderen Ende des Feldes ließ der auffrischende Wind die rote Seide der Oriflamme wehen, sodass sie über den Lanzenspitzen der Feinde züngelte. Keine Gefangenen.
    Und noch immer rückten die Franzosen nicht vor. Die Bogenschützen saßen nun auf dem Boden, und es kümmerte sie nicht, wie feucht er war. Manche schliefen gar, schnarchten auf der schlammigen Erde. Die Priester nahmen weiter die Beichte ab. Pater Christopher schrieb mit seinem Kohlestück den glückbringenden Namen Jesu auf Melisandes Stirn. «Du wirst beim Karrentross bleiben», erklärte er.
    «Das werde ich, Pater.»
    «Und sattle dein Pferd», riet er ihr.
    «Um zu flüchten?»
    «Um zu flüchten», stimmte er zu.
    «Und trag den Wappenrock deines Vaters», fügte Hook hinzu.
    «Das werde ich», versprach sie. Melisande verwahrte den Wappenrock in einem großen Beutel zusammen mit ihren

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