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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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drei Kampfeinheiten, die jeweils etwa dreihundert Feldkämpfer umfassten. Die mittlere wurde vom König befehligt, die rechte von Lord Camoys und die linke vom Duke of York. Zwischen den drei Einheiten standen kleine Bogenschützen-Verbände, während die großen Bogenschützen-Einheiten an den Flanken aufgezogen waren. Die beiden Flankengruppen mit ihren Stöcken waren im leichten Winkel zur mittleren Kampfgruppe positioniert, sodass ihre Pfeile von der Seite auf die Feinde treffen würden. «Was werden die Franzosen also tun?», wollte Sir John wissen.
    «Angreifen», sagte Evelgold mürrisch.
    «Aber wann, und wen werden sie angreifen?», fragte Sir John schroff. Keiner der vier Bogenschützen antwortete. Stattdessen betrachteten sie ihre kleine Armee und konnten sich nicht denken, welche Antwort Sir John erwartete. «Denkt nach!», knurrte Sir John und ließ den Blick seiner hellblauen Augen über seine Sergeanten schweifen. «Ihr seid Franzosen! Ihr lebt in einem verdreckten Herrenhaus. Die Ratten hausen in den feuchten Mauern, und die Mäuse tanzen im Gebälk. Was wollt ihr?»
    «Geld», brachte Hook vor.
    «Also, was greifst du an?»
    «Die Flaggen», sagte Thomas Evelgold.
    «Weil dort das Geld ist», sagte Sir John. «Die gottverdammten Bastarde haben die Oriflamme gehisst», fuhr er fort, «aber das bedeutet gar nichts. Sie wollen Gefangene machen. Sie wollen reiche Gefangene. Sie wollen den König, den Duke of York, den Duke of Gloucester, sie wollen mich, sie wollen Lösegelder! Es bringt keinen Gewinn, Bogenschützen abzuschlachten, also werden die Bastarde die Feldkämpfer angreifen. Sie werden die Flaggen angreifen, aber ein paar könnten sich auch gegen euch wenden, also treibt ihr sie mit euren Pfeilen in die Mitte. Das habt ihr zu tun! Treibt ihre Flanken in die Mitte. Denn dort kann ich sie töten.»
    «Wenn wir ausreichend Pfeile haben», sagte Evelgold zweiflerisch.
    «Dann spart euch genügend auf!», erwiderte Sir John nachdrücklich, «denn wenn euch die Pfeile ausgehen, müsst ihr sie Mann gegen Mann bekämpfen, und sie sind darin geübt, ihr aber nicht.»
    «Ihr habt uns den Zweikampf üben lassen, Sir John», sagte Hook und dachte an den Winter voller Übungen mit Schwertern und Äxten.
    «Du bist darin vielleicht halb ausgebildet, aber die anderen Bogenschützen?» Hook warf einen Blick auf die wartenden Bogenschützen und wusste, dass sie keine ernstzunehmenden Gegner für die Franzosen waren. Sie waren Bogenschützen, Schneider und Schuhmacher, Walker und Zimmerleute, Müller und Schlachter. Sie waren Handwerker mit überaus großem Geschick, konnten die Sehne eines Eibenbogens bis zu ihrem Ohr spannen und einen Pfeil auf seine todbringende Reise schicken. Sie konnten töten, doch sie waren nicht für den Krieg gestählt, weder durch Turniere noch durch die Übung am Schwert von Kindesbeinen an. Viele von ihnen besaßen keine andere Rüstung als eine gepolsterte Jacke, und manche hatten nicht einmal diesen schwachen Schutz. «Gott verhüte, dass die Franzosen unter ihnen wüten!», sagte Sir John.
    Darauf sagte keiner der Sergeanten etwas. Sie dachten an das, was geschehen würde, wenn die französischen Feldkämpfer in ihren Panzerrüstungen kämen, um sie zu töten. Hook erschauerte und wurde dann von fünf Reitern abgelenkt, die unter dem englischen Königsbanner auf die wartende französische Armee zuritten. «Was haben sie vor, Sir John?», fragte Evelgold.
    «Der König hat sie mit einem Friedensangebot losgeschickt», sagte Sir John. «Die Franzosen sollen Henry die Krone abtreten. Im Gegenzug erklären wir uns bereit, sie nicht abzuschlachten.»
    Evelgold starrte Sir John an, als traue er seinen Ohren nicht. Hook unterdrückte ein Lachen, und Sir John zuckte mit den Schultern. «Freilich werden sie auf diese Bedingung nicht eingehen», sagte er, «und das bedeutet, dass wir kämpfen, aber es bedeutet nicht, dass sie uns angreifen.»
    «Warum sollten sie das nicht tun?», fragte Magot.
    «Weil wir diejenigen sind, die an ihnen vorbeimüssen, um nach Calais zu kommen. Es könnte also gut sein, dass wir uns den Weg mitten durch ihre Armee freikämpfen müssen.»
    «Mein Gott», murmelte Evelgold.
    «Sie warten darauf, dass wir sie angreifen, Sir John?», fragte Magot.
    «Ich würde das jedenfalls tun, wenn ich sie wäre!» Sir John drehte sich um und blickte zum Feind hinüber. «Sie wollen dieses Feld ebenso wenig überqueren wie wir, aber das müssen sie ja auch nicht. Wir schon.

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