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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Wir müssen Calais erreichen, oder wir verhungern hier. Und das heißt: Wenn sie uns nicht angreifen, müssen wir sie angreifen.»
    «Mein Gott», sagte Evelgold erneut, und Hook versuchte sich die Anstrengung vorzustellen, die es bedeutete, diese halbe Meile saugenden, rutschigen, klebenden Schlamms hinter sich zu bringen. Lass die Franzosen angreifen, dachte er, und mit einem Mal zitterte er am ganzen Körper. Er fror, er war hungrig, er war müde. Die Angst überlief ihn in Wellen und verflüssigte den Inhalt seiner Gedärme. Er war nicht der Einzige. Viele Männer schlüpften in den Wald, um sich zu erleichtern.
    «Ich muss in den Wald», sagte er.
    «Wenn du scheißen musst, dann tu's hier», sagte Sir John schroff, dann rief er den anderen Bogenschützen zu: «Keiner geht in den Wald!» Er befürchtete, der Mut könne seine Männer verlassen und sie würden sich hinter den Bäumen verstecken. «Wenn ihr scheißen wollt, dann tut es da, wo ihr gerade steht!»
    «Scheißen und sterben», sagte Tom Evelgold.
    «Und mit verschissenen Hosen zur Hölle fahren», schnauzte Sir John, «wen kümmert das schon?» Dann sah er jedem seiner Sergeanten schweigend in die Augen. «Dieser Kampf ist nicht verloren. Denkt daran, wir haben Bogenschützen, sie haben keine.»
    «Aber wir haben nicht genügend Pfeile», sagte Evelgold.
    «Dann sorgt dafür, dass jeder einzelne sein Ziel erreicht», sagte Sir John, den die Schwarzseherei seines Centenars unmutig werden ließ. Dann sah er Hook finster an. «Bei Gott, Mann, kannst du das nicht im Gegenwind machen?»
    «Verzeihung, Sir John.»
    Sir John grinste. «Wenigstens könnt ihr scheißen. Versucht das einmal in voller Rüstung. Ich sage euch, wir werden nicht gerade wie die Lilien duften, wenn wir unser Tagwerk hinter uns haben.» Er sah wieder zu den Franzosen hinüber und ließ seine hellen Augen auf der Oriflamme ruhen. «Und noch eins», sagte er eindringlich, «niemand darf Gefangene machen, solange wir euch nicht ausdrücklich gemeldet haben, dass es sicher ist. Bis dahin wird nur getötet.»
    «Ihr glaubt, dass wir Gefangene machen?», fragte Evelgold ungläubig.
    «Wenn die Männer zu früh Gefangene nehmen, schwächen sie die Kampflinie», sagte Sir John, ohne auf die Gegenfrage einzugehen. «Ihr müsst kämpfen und töten, bis sich die Bastarde nicht mehr wehren können, und erst dann könnt ihr anfangen, an Lösegelder zu denken.» Er hieb Evelgold seine Hand im Metallhandschuh auf die Schulter. «Sag deinen Leuten, dass wir heute Abend schlemmen werden, und zwar mit der erbeuteten französischen Verpflegung.»
    Entweder das, dachte Hook, oder uns wird unsere Ration in der Hölle vorgesetzt. Mühsam lief er zurück zu seinen Männern, die bei ihren Stöcken warteten. Die Stöcke, mehr als zweitausend an dieser rechten Flanke der englischen Armee, bildeten ein gefährliches Dickicht aus geschärften Spitzen. Männer konnten recht leicht dazwischen hindurchgehen, doch kein Kriegspferd würde sie überwinden.
    «Was wollte Sir John?», fragte Will of the Dale.
    «Er wollte euch ausrichten lassen, dass wir heute Abend französische Verpflegung essen.»
    «Glaubt er, sie werden uns gefangen nehmen?», fragte Will zweifelnd.
    «Nein, er glaubt, wir werden gewinnen.»
    Das rief ein bitteres Lachen hervor. Hook achtete nicht darauf und richtete seinen Blick wieder auf den Feind. Die erste Reihe der unberittenen Feldkämpfer erstreckte sich mit einer Unzahl blitzender Lanzenspitzen über die ganze Breite des Feldes. Immer noch rückten sie nicht vor, und immer noch warteten die Engländer ab. Die französischen Reiter bewegten ihre Kampfhengste, und weil die Pferde die tiefen Furchen nicht mochten, waren die meisten Ritter mit ihnen auf die grünen Weiden hinter dem Wald gegangen. Hinter den langsam abziehenden Wolken stieg die Sonne höher. Die Abgesandten des Königs, die mit dem Friedensangebot losgeschickt worden waren, hatten eine Unterredimg mit einer Gruppe Franzosen geführt und ritten nun über das Feld zurück. Augenblicke später verbreitete sich das Gerücht, dass die Franzosen eingewilligt hatten, die Engländer durchzulassen, doch dies erwies ich schnell als falsch. «Wenn sie nicht kämpfen wollen», sagte Tom Scarlet, «dann bleiben sie vielleicht einfach den ganzen Tag lang so stehen!»
    «Wir müssen an ihnen vorbei, Tom.»
    «Wir könnten uns ebenso gut heute Nacht davonmachen! Nach Harfleur zurückgehen!»
    «Das wird der König nicht tun.»
    «Und warum

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