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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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weltlichen Besitztümern, und nun zog sie das feingesponnene Leinen heraus und entfaltete es. «Gib mir dein Messer, Nick.»
    Er gab ihr seinen Dolch, und sie schnitt damit einen Streifen aus dem Saum des Wappenrocks. «Hier.» Sie hielt ihm den Stoffstreifen entgegen.
    «Soll ich das tragen?», fragte Hook.
    «Gewiss sollst du das», sagte Pater Christopher. «Das tut ein Soldat. Er trägt die Farben seiner Dame.» Er deutete auf die englischen Feldkämpfer, von denen sich die meisten ein seidenes Tuch um den Hals geknüpft hatten. Hook zog sich seinen eigenen Stoffstreifen um den Hals. Dann nahm er Melisande in die Arme.
    «Du hast gehört, was der König gesagt hat», erklärte er ihr. «Gott ist auf unserer Seite.»
    «Ich hoffe, Gott weiß das auch», sagte sie.
    «Darum bete ich auch», sagte Pater Christopher.
    Dann, mit einem Mal, entstand Bewegung. Nicht bei den Franzosen, die nicht zu erkennen gaben, dass sie angreifen wollten, sondern durch eine Gruppe englischer Feldkämpfer, die vor der englischen Linie entlangritten. «Wir werden vorrücken!», rief der Mann, der zum rechten Flügel geritten war. «Nehmt eure Stöcke! Wir rücken vor!»
    «Gefährten!» Es war der König, der einige Schritte vor die Linie geritten war, sich in den Steigbügeln aufgerichtet hatte und mit den Armen winkte, um all seine Landsleute in Bewegung zu setzen. «Gefährten! Es geht los!»
    «O mein Gott, mein Gott», sagte Melisande.
    «Geh zurück zum Tross», forderte Hook sie auf und zog mühsam seinen Stock aus der Erde. «Geh, Liebste», sagte er, «mir wird nichts geschehen. Es gibt keinen Franzosen, der mich töten könnte.» Das glaubte er zwar selbst nicht, aber ihr zuliebe rang er sich dennoch ein Lächeln ab. Sein Magen zog sich zusammen. Angst ließ ihn erschauern. Er fühlte sich verletzlich und kraftlos, und er zitterte, doch irgendwie gelang es ihm dennoch, den Stock freizubekommen, und er legte ihn sich über die Schulter.
    Er sah sich nicht mehr nach Melisande um. Er ging nach vorne, kämpfte mit dem zähen Schlamm, und das taten alle Männer auf der gesamten englischen Linie. Sie bewegten sich jämmerlich langsam, zogen ihre Füße aus dem durchnässten, saugenden Grund und gingen Schritt für beschwerlichen Schritt auf die Franzosen zu.
    Und die Franzosen beobachteten sie. Sonst taten sie nichts. «Wenn die Bastarde ein Gehirn hätten, würden sie uns genau jetzt angreifen», sagte Evelgold.
    «Vielleicht tun sie es ja noch», sagte Hook. Er sah zu den Feinden hinüber. Einige der Reiter, die ihre Pferde bewegt hatten, gingen nun zu den Flanken ihrer Armee, doch Eile war dabei nicht zu erkennen. Die Trompeter hatten ihr Spiel nicht verändert. Die Franzosen schienen zufrieden zu sein, die Engländer das Feld überqueren zu lassen, und Hooks Geist schlug Haken wie ein Hase auf der Frühlingswiese. War es wirklich der König gewesen, der in der vergangenen Nacht zu den Bogenschützen gekommen war? Er hatte vergessen, eine seiner zusätzlichen Bogensehnen einzumitteln und die Nockenschlinge zu knüpfen. Würde der König wirklich für Michael beten? Würde sein eigener Tod schnell kommen? Piers Candeler stieß unvermittelt einen Fluch aus und zog die Füße aus den Stiefeln, weil er barfuß besser über den morastigen Grund kam. Hook dachte an den Bogenschützen, den er in London gehängt hatte, und fragte sich, ob dieser Mann von der gleichen Angst erfüllt gewesen war, als er die schottische Armee kampfbereit auf den Hügel von Homildon ziehen sah, und dann dachte er an all die anderen Engländer, die für ihren König einen Kriegsbogen getragen hatten. Sie hatten gegen die Schotten gekämpft, gegen die Waliser, gegeneinander, und immer, immer, hatten sie gegen die Franzosen gekämpft, und diese Franzosen rührten sich jetzt immer noch nicht. Ihre Unbeweglichkeit schreckte Hook. Offenkundig begnügten sie sich damit zu warten, weil sie wussten, dass die kleine englische Armee keine andere Wahl hatte, als sich ihren Klingen entgegenzuwerfen.
    Hooks linker Stiefel steckte erneut tief in der morastigen Erde, sodass er tat, was schon die meisten anderen Bogenschützen getan hatten. Er zog seinen Fuß aus dem Stiefel. Dann schüttelte er auch noch den zweiten Stiefel ab. Das Gehen war barfuß viel leichter. «Wenn sie sich bewegen», rief Evelgold warnend, «bleiben wir stehen, bespannen die Bögen und rammen die Stöcke ein.»
    Doch die Franzosen bewegten sich nicht. Hook sah immer noch neue Männer zur

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