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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Stock ragte aus seiner aufgerissenen Brust, und aus seinem aufgerissenen Maul troffen Blutblasen. Der Reiter fuhr mit seiner Lanze sinnlos umher, während sich Pfeile in ihn bohrten, sodass Mann und Pferd zuckten und schrien. Ein anderer Hengst schaffte es an den ersten Stöcken vorbei, sah die zweite Reihe und verlor beim Ausweichen den Halt auf der nassen Erde. Pferd und Reiter fielen in einem krachenden Strudel aus Stahl und Eschenholz und Lanze zu Boden. «Meiner!», rief Thomas Evelgold und lief die paar Schritte mit seiner Kampfaxt zu dem Mann. Er schwang sie nur einmal, ließ den bleibeschwerten Hammerkopf auf den Helm des Feldkämpfers niederfahren, dann kniete er sich hin, zerrte das Visier des benommenen Mannes hoch und rammte ihm ein Messer ins Auge. Der Feldkämpfer erbebte und blieb reglos liegen. Das Pferd versuchte hochzukommen, doch Evelgold betäubte es mit einem Schlag seiner Axt und schlug dann mit der Axtklinge erneut zu, sodass die Panzerhaube aufbrach und der Schädel des Tiers gespalten wurde.
    «Weiterschießen!», rief Evelgold.
    Der Vorstoß hatte an den Stöcken geendet. Der erste französische Angriff war gescheitert. Die Reiter hätten die Bogenschützen niedermachen sollen, doch die Pfeile hatten ihr tückisches Werk verrichtet, und die Stöcke hatten die Uberlebenden daran gehindert, sich auf die Bogenschützen zu stürzen. Einige Feldkämpfer ritten schon zurück, verfolgt von Pfeilen, während reiterlose Pferde, toll vor Schmerz, gegen die eigenen Linien stürmten. Ein Mann, der tapferer als tapfer war, hatte seine Lanze fallen lassen, um das Schwert zu ziehen, und nun wollte er seinen Kampfhengst zwischen den Stöcken hindurchlenken, doch die Pfeile fuhren in sein Pferd, es ging in die Knie, und ein Breitkopf, der aus weniger als zehn Schritt Entfernung abgeschossen worden war, bohrte sich in seinen Brustpanzer und tötete ihn. Und so saß er, eine Leiche mit hängendem Kopf, auf seinem sterbenden Pferd, und die Engländer jubelten bei diesem Anblick.
    Es war seltsam, aber Hooks Angst war verflogen. Statt ihrer erfüllte nun ein erregender Rausch seine Adern, und eine dünne, schrille Stimme sang in seinem Kopf die Totenklage. Er ging zu seinem Stock zurück und nahm einen Breitkopf auf. Die Reiter waren abgezogen, hatten sich den Pfeilen geschlagen gegeben, doch der Haupttrupp der Franzosen rückte weiter vor. Sie kamen zu Fuß, denn vollgerüstete Männer zu Fuß waren mit Pfeilen nicht so leicht angreifbar wie Pferde. Sie zogen unter strahlenden Bannern, doch die Ordnung ihrer Reihen war aufgelöst, weil reiterlose Pferde in blindem Entsetzen gegen sie stürmten. Männer stürzten unter den schweren Hufen, und andere Männer bemühten sich um die Ausrichtung der Linie, während sie durch die tiefen Ackerfurchen auf den englischen König und seine Feldkämpfer zustolperten. Hook suchte sich seine Ziele genau aus. Er spannte, die Sehne glitt mit täuschender Leichtigkeit bis an sein Ohr zurück und gab Pfeil um Pfeil frei. Andere Bogenschützen standen bei ihm, und alle drängten weiter vor, um ihre Geschosse auf die Franzosen niederregnen zu lassen.
    Die rückten immer weiter vor. Ihre Reihen mochten von den panischen Pferden durchbrochen worden sein, und Männer fielen, wenn die Pfeile ins Ziel trafen, doch sie rückten immer noch vor. Der gesamte französische Hochadel stand in der vordersten Kampfeinheit, und über ihm wehten stolze Banner. Achttausend unberittene Feldkämpfer griffen neunhundert an.
    Dann wurde eine französische Kanone abgefeuert.
    Melisande betete. Es war kein bewusstes Beten, sie sandte mehr einen verzweifelten und stummen und unendlichen Schrei um Hilfe zu dem grauen Himmel hinauf, der ihr keinen Trost zu bieten hatte.
    Der Versorgungstross hatte der Armee auf das Plateau folgen sollen, doch die meisten, die zum Tross gehörten, waren bei dem Dorf Maisoncelle geblieben, wo der König den größten Teil der Nacht verbracht hatte. Die königlichen Versorgungswagen waren dort abgestellt worden und wurden von zehn Feldkämpfern und zwanzig Bogenschützen bewacht, die sämtlich zu krank oder durch Verletzungen außerstande waren, in der Schlacht mitzukämpfen. Pater Christopher hatte Melisande zum Tross gebracht und gesagt, sie sei dort sicherer als bei den wenigen Packpferden, die auf das hochgelegene Feld geführt worden waren. Der Priester hatte seine geheimnisvollen Buchstaben auf ihre Stirn geschrieben. IHC Nazar. «Das wird dir dein Leben bewahren», hatte

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