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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Grund rammen konnten. Er sah zu, wie sie ihre Bögen bespannten, und obwohl sie dies in der Reichweite der französischen Armbrustschützen taten, blieben sie vollkommen ungestört. «Gott», sagte er zu niemandem im Besonderen, «da kommt sie herein, zieht sich nackt aus, legt sich aufs Bett, spreizt die Beine, und wir tun gar nichts.»
    «Sire?», fragte sein Junker.
    Lanferelle achtete nicht auf die Frage. «Visiere!», rief er seinen Männern zu. Er führte sechzehn Feldkämpfer an, und er wandte sich um, weil er sicher sein wollte, dass sie alle ihr Visier geschlossen hatten, bevor er sein eigenes herunterklappte.
    Augenblicklich war er in Dunkelheit gehüllt. Einen Moment zuvor noch hatte er den Feind klar und deutlich sehen können. Er hatte sogar ein goldenes Glitzern um den Helm Henrys von England gesehen, doch nun hatte er eine Stahlklappe vor den Augen, und in diese Klappe waren zwanzig kleine Löcher gebohrt, von denen keines groß genug war, um auch nur die oberste Spitze eines schmalen Ahlspitzenpfeils hindurchzulassen. Um durch diese Löcher irgendetwas zu sehen, musste Lanferelle seinen Kopf von einer Seite zur anderen drehen, und auch dann konnte er nur wenig von dem ausmachen, was um ihn herum geschah.
    Doch er sah den einzelnen Reiter vor der Mitte der englischen Linie.
    Und er sah den Stab, der in die Luft geschleudert wurde.
    Und er hörte die Worte «Jetzt!» und «Schießen!».
    Er senkte den Kopf, als müsse er sich gegen einen heftigen Wind lehnen, und er hörte das aufsteigende Rauschen der Pfeile, und er zog die Schultern hoch und biss die Zähne zusammen. Und dann schlugen die Pfeile ein.
    Das Geräusch, mit dem Tausende stählerner Pfeilspitzen auf Stahlrüstungen trafen, war grauenvoll. Ein Mann schrie vor Schmerz auf, und Lanferelle spürte einen dumpfen Schlag an der rechten Schulter, und obwohl der Pfeil abgelenkt worden war, riss er ihn dennoch zur Seite. Ein zweiter Pfeil ließ seine Lanze erbeben, wenn er auch nichts davon sehen konnte. Ein Tölpel in einer hinteren Reihe hatte sein Visier offen gelassen und gab ein gurgelndes Geräusch von sich, als ein Pfeil vom Himmel jagte und sich durch seinen Mund in die Luftröhre bohrte. Langsam sank der Mann in die Knie und hustete einen Blutschwall heraus. Andere Pfeile fuhren in den Boden oder glitten an den Rüstungen ab. Zu Lanferelles Linken wieherte ein Pferd und bäumte sich auf.
    «Saint Denis! Montjoie!» , riefen die Franzosen, und Lanferelle, der den Kopf von einer Seite zur anderen drehte, um durch die kleinen Visierlöcher erkennen zu können, was vor sich ging, sah die Reiter endlich vorrücken. Dann erklang ein weiterer Befehl zum Vormarsch aus dem Zentrum der französischen Linie, wo die Oriflamme im Wind wehte, und die erste Kampfeinheit setzte sich schwerfällig in Richtung des Feindes in Bewegung.
    «Montjoie!» , riefen die Franzosen, und ihre Stimmen hallten ohrenbetäubend in ihren Helmen wider. Lanferelle kam kaum von der Stelle, da seine Füße in den Panzerstiefeln tief im Schlamm steckten, doch er zerrte seinen rechten Fuß frei. Männer aus Schlamm und Stahl kämpften sich auf die wartenden Engländer zu. Die Engländer brüllten Hetzrufe, wie besessene Teufel auf der Jagd nach Christenseelen.
    Und dann kam der zweite Pfeilsturm.
    Der Hagel des Satans wütete, und wieder schrien die Männer.
    Schließlich griffen die Franzosen an.
    Die Reiter kamen zuerst. Hook sah, wie sich ein Pferd aufbäumte, sah den Reiter rücklings aus dem Sattel fallen, während seine bewimpelte Lanze einen Kreis vor dem Himmel beschrieb. Dann wurde das Pferd von dem nachrollenden Angriff verschluckt. Ritter stießen ihren Tieren die Sporen in die Flanken, senkten ihre Lanzen und brüllten ihren Kriegsruf, und Hook sah, wie die enormen Hufe der Pferde dicke Erdklumpen emporschleuderten. Die Hengste warfen ihre Köpfe in den Panzerhauben herum, unwillig wegen des holprigen Bodens, und die Sporen fuhren erneut gegen ihre Flanken, und der Angriff nahm Form an, als die Pferde schneller wurden.
    Die Kunstfertigkeit eines berittenen Angriffs lag in einem langsamen Beginn, bei dem sich die Reiter Knie an Knie vorwärtsbewegten, sodass die gesamte schwergerüstete Linie gemeinsam auf den Feind traf. Erst im letzten Moment sollten die Reiter ihre Tiere galoppieren lassen. Doch der Grund auf dem gepflügten Feld war so weich, und die Pfeile jagten so unberechenbar aus dem Himmel herunter, dass die Männer unwillkürlich ihre Pferde antrieben, um

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