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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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töten und töten und Euch sowohl Ruhm als auch Ehre erwerben.» Danach, im strömenden Regen vor dem Zelt des Astrologen, hatte sich Lanferelle wie ausgehöhlt gefühlt.
    Er würde töten und töten, da war er sicher, aber der wahre Ruhm bestand nicht darin, die Engländer abzuschlachten, sondern sie gefangen zu nehmen, und genau in der Mitte der feindlichen Linie, unter den größten Bannern, war der König von England. Nimm Henry gefangen, und ganz England wird Jahre brauchen, um das Lösegeld aufzubringen. Die Franzosen genossen die Aussicht auf diese Möglichkeit. In der englischen Linie standen auch königliche Dukes und bedeutende Lords, und jeder von ihnen konnte einen Mann über seine kühnsten Träume hinaus reich machen.
    Doch zwischen dem Traum und der Wirklichkeit standen die Bogenschützen.
    Und Ghillebert, Seigneur de Lanferelle, verstand etwas von der Macht des Eibenbogens.
    Aus diesem Grund hatte Lanferelle, als die Engländer ihren langen, mühseligen Vorstoß auf das gepflügte Feld zwischen Tramecourt und Azincourt begannen, dem Konnetabel zugerufen, dass der rechte Moment für einen Angriff gekommen war. Die Engländer hatten, während sie sich vorwärtskämpften, den Zusammenhalt verloren. Statt einer Armee in Schlachtordnung waren sie mit einem Mal nur noch schlammverdrecktes Geschmeiß, das über die trügerischen Furchen kroch. Lanferelle hatte gesehen, dass auch die Bogenschützen vollkommen ungeordnet vorrückten, worauf er den Marschall Boucicaut und den Konnetabel D'Albret erneut angerufen hatte. «Lasst jetzt die Reiter angreifen!»
    Die Reiter standen an den französischen Flügeln. Es waren großgewachsene Männer auf großgewachsenen Pferden, die Hengste hatten Panzerhauben über den Köpfen, und dick gepolsterte Überwürfe bedeckten ihren Körper. Ihre Aufgabe war es, in die Reihen der Bogenschützen an den Flanken einzubrechen und sie gnadenlos niederzumetzeln. Doch viele Reiter hatten sich mit ihren Tieren entfernt, um ihre Schlachtrösser auf den grünen Auen hinter den Wäldern in Bewegung zu halten, und die übriggebliebenen Reiter beobachteten die Engländer einfach nur.
    «Es ist nicht meine Entscheidung», gab Marschall Boucicaut zurück.
    «Wessen Entscheidung soll es denn sonst sein?», fragte Lanferelle.
    «Jedenfalls nicht meine», sagte Boucicaut knapp und grimmig, und Lanferelle verstand, dass Boucicaut seine Befürchtungen teilte, was die Fähigkeiten der Bogenschützen anging.
    «Im Namen Gottes!», sagte Lanferelle, als die Reiter weiterhin keinen Befehl zum Angriff erhielten und stattdessen nur auf ihren großen Kampfpferden saßen und zusahen, wie sich die Engländer immer weiter näherten.
    «Wer führt uns überhaupt? Bei Gott, wer führt uns?», fragte Lanferelle laut. Niemand hatte den Franzosen vor der Schlacht eine mitreißende Rede gehalten, doch Lanferelle hatte gesehen, wie Henry vor der englischen Linie entlanggeritten war und mehrfach länger angehalten hatte.
    Und wer sprach für Frankreich? Weder der Konnetabel noch der Marschall befehligten die riesenhafte Armee. Diese Ehre schien dem Duc de Brabant zugefallen zu sein, oder vielleicht auch dem jungen Duc d'Orleans, der gerade eben erst bei dem Feld angekommen war und nun den englischen Vorstoß beobachtete, während er zweifellos überschlug, wie viel Lösegeld er mit eventuellen Gefangenen herausschlagen konnte. Der Duc schien es zufrieden zu sein, den Feind gegen die französische Schlachtlinie vorrücken zu lassen, und deshalb wurden den französischen Reitern an den Flügeln keinerlei Befehle erteilt.
    Lanferelle sah ungläubig mit an, wie es den Engländern gestattet wurde, bis zur Reichweite eines Langbogens heranzukommen. Die Franzosen hatten Armbrustschützen, sie hatten sogar eine Handvoll Männer, die den Eibenbogen beherrschten, und sie besaßen ein paar kleine Kanonen, die bereit zum Abfeuern waren, doch die wartenden Reiter verstellten sowohl den Kanonieren als auch den Armbrustschützen die Sicht. Die Armbrust besaß eine größere Reichweite als der Eibenbogen, doch die Armbrustschützen konnten nicht schießen, und so konnten die feindlichen Bogenschützen ihre Stöcke unbehelligt in den Boden schlagen. Bei Gott, dachte Lanferelle, das ist Tollheit. Die Bogenschützen hätten schon lange angegriffen und niedergemacht sein müssen, doch stattdessen hatte man es zugelassen, dass sie bis zur Reichweite ihrer Bögen herankamen und als Hindernis für die Reiter ihre Stöcke in den weichen

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