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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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betete sie, «lass ihn am Leben.» Und mit diesen Worten warf sie den Wappenrock ihres Vaters in den Fluss und sah ihm nach, als er schnell davongetragen wurde. Je weiter er weggetrieben wurde, dachte sie, desto sicherer wäre Nick.
    Dann wurde die französische Kanone abgefeuert, und das Geräusch war so laut, dass es in dem gesamten Tal hinter dem Schlachtfeld widerhallte, und laut genug, dass Melisande sich umdrehte, um in Richtung Norden zu schauen.
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    *
    Und da stand plötzlich Sir Martin vor ihr, grinsend und mager, das graue Haar am knochigen Schädel klebend.
    «Hallo, kleine Dame», sagte er lüstern.
    Und es gab niemanden, der Melisande helfen konnte.
    Sie war allein.
    Eine Rauchwolke stieg über dem Hügel auf und zeigte, wo die Kanone abgefeuert worden war.
    «Einsam und allein», sagte Sir Martin, «nur du und ich.» Er gab ein keuchendes Geräusch von sich, das ein Lachen gewesen sein mochte, raffte seine Kutte und stürzte auf sie zu.
    D ie Kanone feuerte und hustete Rauch über die linke Flanke der französischen Armee.
    Hook sah den Kanonenstein, ohne sofort wahrzunehmen, was da auf ihn zukam. Ein dunkles Objekt hob sich in die Höhe und raste über das Feld, und es schien, als ob das Ding, das kaum mehr war als ein dunkles Flackern, genau auf ihn zujagte, und dann zerriss das Geräusch des Abschusses die Luft, und Vögel flatterten kreischend von den Bäumen auf, als der Kanonenstein wenige Schritte von Hook entfernt den Kopf eines Bogenschützen traf.
    Der Schädel des Mannes löste sich in einer Wolke aus umherspritzendem Blut, Hirnmasse und Knochen auf. Der Stein flog weiter und zog eine blutsprühende Bahn hinter sich her, bis er Zweihundert Schritt hinter der englischen Linie in den Morast schlug. Er hatte die gesattelten Pferde der Feldkämpfer, die von Knappen bewacht wurden, nur um weniges verfehlt.
    «Mein Gott», sagte Tom Scarlet entsetzt. Von seinem Bogenschaft fielen glibbrige Hirnbröckchen zu Boden.
    «Schieß einfach weiter», sagte Hook.
    «Hast du das gesehen?», fragte Scarlet, immer noch fassungslos. Was Hook sah, waren tote und sterbende Pferde, tote Reiter und dazwischen eine Masse Feldkämpfer, die auf ihn zukamen. Armbrustbolzen schwirrten nahe an ihm vorbei, doch nur sehr wenige Armbrustschützen hatten freie Sicht auf die Engländer. Die französischen Armbrustschützen waren bei der hintersten Kampfeinheit aufgestellt worden, zu weit weg, um sicher zielen zu können, und die meisten konnten den Feind nicht einmal sehen. Dann, als die erste französische Einheit auf die freie Fläche zwischen den Wäldern von Tramecourt und Azincourt vorrückte, war sämtlichen französischen Bogenschützen die Sicht auf die Engländer genommen, und sie hörten auf zu schießen.
    Die erste französische Kampfeinheit hatte sich über das Feld zwischen den Bäumen verteilt, aber weil die Wälder bei der Mitte des Feldes näher zusammenrückten, mussten sich die Kämpfer enger aneinanderdrängen. Ihre Reihen waren zwar durch die panischen Pferde unterbrochen worden, die in die Kampflinie galoppiert waren, aber dennoch hatten sie nun, als sich das Feld verengte, nicht genügend Platz. Und die ganze Zeit über regnete es Pfeile auf sie herab.
    Hook schoss ohne Unterbrechung. Er hatte bereits ein ganzes Pfeilbündel verbraucht und brüllend Nachschub verlangt. Jungen legten frische Pfeilbündel zwischen den Bogenschützen ab, doch es wurden Hunderttausende Pfeile benötigt. Fünftausend Bogenschützen konnten innerhalb einer Minute leicht sechzigtausend Pfeile verschießen, und als die Reiter angriffen, hatten sie sogar noch schneller geschossen. Manche Männer spannten und schossen weiterhin mit größter Geschwindigkeit, doch Hook verlangsamte den Takt. Je näher der Feind kam, desto tödlicher konnte ein Pfeil wirken, deshalb beschloss er, für den Moment nur Breitköpfe gegen die heranrückenden Franzosen einzusetzen.
    Mit Breitköpfen konnte man kaum hoffen, eine Panzerrüstung zu durchbohren, doch die schiere Wucht, mit der sie auftrafen, genügte, um einen Mann rückwärtstaumeln zu lassen, und jeder Mann, den Hook zum Taumeln brachte, verursachte weiteres Durcheinander in den französischen Reihen, verlangsamte ihren Vorstoß. Der Feind kämpfte nicht nur mit dem schlammigen Untergrund, sondern auch mit dem unaufhörlichen Pfeilregen. Er hörte die Pfeile gegen Stahl treffen, ein seltsames Geräusch, das niemals endete, und die französischen Feldkämpfer, die immer noch

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