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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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müsse sich um einen Kinderschuh handeln. «Warum Schuhe?», fragte er.
    «Hast du schon einmal von Sankt Crispin und Sankt Crispinian gehört?»
    «Nein.»
    «Das sind die Schutzheiligen der Schuster und der anderen Handwerker, die mit Leder arbeiten. Sie haben diese Schuhe gemacht, jedenfalls sagt man so, und sie haben hier gelebt und sind vermutlich hier getötet worden. Sie sind als Märtyrer gestorben, mein Junge, wie dieser alte Mann, den du in London getötet hast.»
    «Er war ein...»
    «Häretiker, ich weiß. Das hast du erzählt. Aber jeder Märtyrer wurde getötet, weil jemand Mächtigeres nicht mit seinen Glaubensüberzeugungen einverstanden war. Christus am Kreuz, mein Junge, Jesus selbst ist als Häretiker gekreuzigt worden! Was glaubst du denn, warum zum Teufel sie Ihn dort angenagelt haben? Hast du auch Frauen getötet?»
    «Nein», sagte Hook und wand sich unbehaglich.
    «Aber es sind auch Frauen gestorben?», fragte Wilkinson und sah Hook an. Er las die Antwort in seinen Augen und verzog das Gesicht. «Oh, ich bin sicher, dass Gott an diesem Tagwerk allergrößte Freude hatte!» Der alte Mann schüttelte angewidert den Kopf, bevor er in den Beutel griff, der an seinem Gürtel hing. Er nahm etwas heraus, was Hook für eine Handvoll Münzen hielt, und ließ sie in das große Kupfergefäß fallen, das neben dem Altar stand, um die Gaben der Pilger aufzunehmen. Ein Priester hatte die beiden englischen Bogenschützen misstrauisch beäugt, doch er entspannte sich sichtlich bei dem Geräusch von Metall, das in dem Kupfergefäß auf anderes Metall traf. «Pfeilspitzen», erklärte Wilkinson mit einem Grinsen. «Alte, verrostete Breitköpfe, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind. Also, warum kniest du dich zum Beten nicht lieber vor Crispin und Crispinian?»
    Hook zögerte. Gott, da war er sicher, würde gesehen haben, dass Wilkinson wertlose Pfeilspitzen statt Münzen in das Gefäß geworfen hatte. Die Bedrohung durch das Höllenfeuer schien ihm mit einem Mal sehr gegenwärtig, und so zog Hook eilig ein paar Münzen aus seinem eigenen Beutel und ließ sie in das Kupfergefäß fallen. «Guter Junge», sagte Wilkinson, «der Bischof wird sich sehr darüber freuen. Damit kann er sich ein Ale kaufen, oder?»
    «Warum soll ich zu Crispin und Crispinian beten?», fragte Hook.
    «Weil sie die Ortsheiligen sind, mein Junge. Es ist ihre Aufgabe, den Betenden von Soissons zuzuhören, folglich sind sie die besten Heiligen, zu denen man hier beten kann.»
    Also ging Hook auf die Knie und betete vor Sankt Crispin und Sankt Crispinian um die Vergebung der Sünde, die er in London begangen hatte, und er betete darum, dass sie ihn in dieser ihrer Stadt vor einem Schicksal als Märtyrer bewahren und ihn unbeschadet wieder nach England heimkehren lassen würden. Das Gebet schien ihm nicht so kraftvoll wie jenes, das er an die Muttergottes gerichtet hatte, doch es ergab Sinn, denn dies war ihre Stadt, und sie würden sicherlich mit besonderer Aufmerksamkeit über die Menschen wachen, die in Soissons zu ihnen beteten.
    «Ich bin hier fertig, Junge», verkündete Wilkinson knapp. Er steckte etwas in seine Tasche, und Hook bemerkte, dass vorne aus dem seidenen Altartuch, das bis auf den Boden hing, ein erhebliches Stück grob herausgetrennt worden war. Ein Grinsen glitt über das Gesicht des alten Mannes. «Seide, mein Junge, Seide. Ich brauche Seide für die Pfeile, also habe ich mir welche gestohlen.»
    «Von Gott?»
    «Wenn Gott ein paar Fädchen Seide nicht verschmerzen kann, dann ist Er in ernsthaften Schwierigkeiten. Und du solltest dich darüber freuen. Du willst doch Franzosen töten, oder, Hook? Bete, dass ich genügend Seidenfäden habe, um deine Pfeile zu umwickeln.»
    Doch Hook hatte keine Gelegenheit mehr zum Beten.
    ***
    In der Garnison hatten alle gewusst, dass sie kommen würden. Die Nachricht von der Unterwerfung Compiègnes, einer weiteren Stadt, die von den burgundischen Truppen besetzt worden war, hatte Soissons erreicht, und nun war Soissons die einzige Festung, die dem französischen Vormarsch nach Flandern, wo die Hauptarmee der Burgunder lag, noch entgegenstand. Der Bericht sagte, dass die französischen Truppen von Osten an der Aisne entlang vorrückten.
    Und dann waren sie, an einem strahlenden Sommermorgen, mit einem Mal da.
    Hook beobachtete ihre Ankunft von den westlich gelegenen Befestigungsanlagen aus. Zuerst kamen Reiter. Sie trugen Rüstungen und helle Wappenröcke, und einige von ihnen

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