Das Zeichen des Sieges
Bogenschütze konnte in einer Minute fünfzehn Pfeile zielgenau abschießen. (Ich habe das jemanden mit einem Bogen tun sehen, der ein Zuggewicht von 110 Pfund hatte, also zwanzig bis dreißig Pfund weniger als die Bögen, die in Agincourt eingesetzt wurden, aber immer noch viel mehr als jeder moderne Wettkampfbogen. ) Wenn wir annehmen, dass die Bogenschützen von Agincourt einen Durchschnitt von zwölf Pfeilen in der Minute erreichten und dass 5000 Bogenschützen dort waren, bedeutet das, dass in einer Minute 60000 Pfeile auf die Franzosen geschossen wurden, eintausend Pfeile in der Sekunde. Es bedeutet außerdem, dass die Bogenschützen in zehn Minuten 60000 Pfeile abgeschossen hätten, und die Folgerung daraus ist, dass ihnen recht schnell die Pfeile ausgegangen sein müssen. Doch der Pfeilsturm hatte erreicht, dass die Flanken des ungeordneten französischen Vorstoßes nach innen auf die wartenden englischen Feldkämpfer zu gedrängt wurden. Dieses Schrumpfen der französischen Linie muss die Flanken der englischen Armee, die auf beiden Seiten mit Bogenschützen besetzt waren, dem Beschuss der französischen Armbrustschützen ausgesetzt haben, doch es Hegt kein Hinweis darauf vor, dass die Franzosen diese Gelegenheit nutzten. Abgesehen von einigen Salven zu Beginn der Schlacht scheinen die französischen Armbrustschützen sich kaum am Kampf beteiligt zu haben, ein schwerwiegender Fehler, der dem fatalen Mangel an Führerschaft auf der französischen Seite zugeschrieben werden muss.
Die Schlacht dauerte zwischen drei und vier Stunden, doch im Grunde war sie vermutlich schon so gut wie vorbei, als sich die führende französische Kampfeinheit zurückzog. Die französischen Feldkämpfer waren erschöpft, halb blind, ungeordnet und blieben im Morast stecken. Was passiert zu sein scheint, ist, dass ihre ersten Reihen schnell fielen und so einen Wall für die nachrückenden Männer bildeten, die ihrerseits von Nachrückenden auf diesen Wall gedrängt wurden. So stolperten die Franzosen in die englischen Waffen, und die Engländer (zusammen mit einigen Walisern und Gascognern) hatten im Vergleich zu ihnen mehr Raum zum Kämpfen und Töten. Zu dieser ersten französischen Kampfeinheit hatte der größte Teil des Hochadels von Frankreich gehört, und so fielen bei dem Gemetzel die großen Namen: der Duc d'Alencon, der Duc de Bar, der Duc de Brabant, der Erzbischof von Sens, der Konnetabel von Frankreich und wenigstens acht Comtes. Andere, wie der Duc d'Orleans, der Duc de Bourbon und der Marschall von Frankreich, wurden gefangen genommen. Auch für die Engländer lief nicht alles glatt: Der Duke of York wurde getötet, ebenso wie der Earl of Suffolk (sein Vater war in Harfleur an Dysenterie gestorben), doch die englischen Verluste scheinen bemerkenswert gering gewesen zu sein. Henry hat ohne Zweifel in der ersten Reihe der Engländer gekämpft, und alle achtzehn Franzosen, die sich zu einer Brüderschaft verschworen hatten, um ihn zu töten, fanden statt seiner den Tod. Henrys Bruder Humphrey, Duke of Gloucester, wurde beim Kampf schwer verwundet, und man sagt, dass Henry über ihm stand und die Franzosen abwehrte, die den verletzten Duke wegholen wollten.
Die zweite französische Kampfeinheit sollte die erste verstärken, doch nun mussten die Franzosen über einen Wall aus Toten und Sterbenden hinweg kämpfen, und sie mussten auch gegen die Bogenschützen kämpfen, die ihre Bögen hatten liegenlassen und nun Kampfaxte, Schwerter und Hämmer schwangen. Der Vorteil der englischen Bogenschützen bestand in ihrer Beweglichkeit. Unbelastet von sechzig Pfund schlammbeschwerter Rüstung, müssen ihre Angriffe tödlich gewesen sein. Ich kann nicht sicher behaupten, dass der britische Zwei-Finger-Gruß in Agincourt als Verhöhnung der geschlagenen Franzosen seinen Anfang nahm, weil die Bogenschützen zeigen wollten, dass sie ihre Bogenfinger noch hatten, die ihnen die Franzosen hatten abschlagen wollen -aber es erscheint mir glaubwürdig.
Einige Zeit nach dem Vorrücken der zweiten französischen Kampfeinheit griff ein kleiner Reiterverband unter der Führung des Seigneurs d'Azincourt den englischen Tross an. Dies und die augenscheinliche Bereitschaft der Franzosen zum Angriff brachten Henry dazu, den Befehl zur Tötung der Gefangenen zu erteilen. Dieser Befehl stößt uns heute ab, doch die zeitgenössischen Chronisten verdammen ihn nicht. In dieser Phase der Schlacht standen etwa zweitausend französische Gefangene dicht
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