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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Über dem Kleid trug sie einen Umhang aus weißem Leinen, der mit Wolle gefuttert und am Rand mit Fuchsfell besetzt war. Ein Bettler, dessen Beinstümpfe mit Holz verlängert worden waren, schleppte sich heran, und Melisande ließ eine Münze in seine ausgestreckte Hand fallen, bevor sie Hook und Pater Christopher in die Kirche folgte. «Warst du dort?», fragte ein Junge den letzten Mann, der vom Pferd stieg.
    «Ich war dort», sagte Lanferelle. Bevor der Franzose in die Kirche ging, gab er Will of the Dale, der draußen blieb, um auf die Pferde zu achten, eine Münze.
    Der Fußboden der Kirche bestand aus festgetretenem Lehm, der mit Binsenstroh bestreut war. Nur der Altarraum besaß einen Steinboden. Es war dämmrig hier, denn die Gebäude ringsum hielten das Licht von den unverglasten Fenstern ab. Ein Priester hatte die Glocke geläutet, doch er hörte damit auf, als er die drei Männer und die prächtig gekleidete Frau in sein winziges Heiligtum kommen sah. Die Fremden beunruhigten den Priester, doch dann erkannte er Pater Christopher in seiner schwarzen Kutte. «Ihr seid zurückgekommen, Pater», sagte er überrascht.
    «Ich habe Euch ja gesagt, dass ich wiederkommen werde», erwiderte Pater Christopher freundlich.
    «Dann seid ihr alle willkommen», rief der Priester freudig.
    Den Hauptaltar bildete ein Holztisch, der mit einem schäbigen Leinentuch bedeckt war. Darauf standen ein vergoldetes Kupferkruzifix und zwei leere Kerzenhalter. Hinter dem Altar hing ein Leder an der Wand, auf das ein schlechter Maler zwei Engel in der Anbetung Gottes gepinselt hatte. Die vier Gäste beugten kurz das Knie und bekreuzigten sich, dann zog Pater Christopher Hook am Ellbogen zur Südwand der Kirche, an der ein zweiter Altar stand. Dieser zweite Opfertisch war sogar noch weniger beeindruckend als der erste. Sie hatten nichts weiter als einen abgenutzten Holztisch ohne jedes Tuch vor sich, auf dem ein hölzernes Kruzifix stand, aber keine Kerzenhalter. Eines von Christi Beinen war abgebrochen, sodass Er einbeinig an Seinem Kreuz hing. Über Ihm war ein weiteres Lederbild an der Wand befestigt. Es zeigte eine Frau in einem weißen Kleid, auch wenn das Weiß abgeblättert und verblasst und ihr gelber Heiligenschein zum größten Teil verschwunden war.
    Hook starrte die Frau an. Ihr Gesicht, jedenfalls das, was man in diesem Dämmerlicht und durch die Sprünge in der dicken Farbe davon erkennen konnte, war schmal und traurig. «Woher wusstet Ihr, dass sie hier ist?», fragte er Pater Christopher.
    «Ich habe mich umgehört», sagte der Priester lächelnd. «Es gibt immer jemanden, der sich mit den Merkwürdigkeiten Londons auskennt. Diesen Mann habe ich gefunden, und ich habe ihn gefragt.»
    «Eine Merkwürdigkeit?», fragte Seigneur de Lanferelle.
    «Mir wurde versichert, dass dies der einzige Sarah-Altar in der gesamten Stadt ist», sagte Pater Christopher.
    «So ist es», sagte der Gemeindepriester. Er war eine kümmerliche Erscheinung und zitterte vor Kälte in seiner fadenscheinigen Priesterrobe. Sein Gesicht war von Pockennarben gezeichnet.
    Lanferelle lächelte. «Sarah? Eine französische Heilige?»
    «Vielleicht», sagte Pater Christopher. «Manche meinen, sie war Maria Magdalenas Dienerin, und manche, dass sie Magdalena in ihrem Haus in Frankreich Zuflucht geboten hat. Ich weiß es nicht.»
    «Sie war eine Märtyrerin», unterbrach Hook die beiden schroff. «Sie ist nicht weit von hier gestorben, ermordet von einem durch und durch bösen Mann. Und ich habe ihr nicht das Leben gerettet. » Er nickte Melisande zu, die an den Altar trat, niederkniete und ein Ledersäckchen unter ihrem Umhang hervorzog. Sie legte es auf den Altar.
    «Für Sarah, Pater», erklärte sie dem Priester.
    Der Priester nahm das Säckchen und schnürte es auf. Seine Augen weiteten sich, und er sah Melisande beinahe furchtsam an, so als befürchte er, sie könne es sich noch einmal überlegen und das Gold wieder zurückverlangen.
    «Ich habe es dem Mann weggenommen», sagte sie, «der Sarah geschändet hat.»
    Der Priester fiel auf die Knie und bekreuzigte sich. Er hieß Roger, und Pater Christopher hatte am Tag zuvor mit ihm gesprochen, und danach hatte er Hook versichert, dass Pater Roger ein guter Mann. sei. «Ein guter Mann und ein Narr natürlich», hatte Pater Christopher gesagt.
    «Ein Narr?»
    «Er glaubt, dass die Sanftmütigen einst das Erdreich besitzen werden. Er glaubt, dass die Kirche sich das Ziel gesetzt hat, die Hungrigen zu

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