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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kirchenglocken.
    Es war dunkel, und einen Moment lang war er vollkommen verwirrt. Er schlief auf einer Strohschütte hinten in John Wilkinsons Werkstatt und wachte zu lodernden Flammen auf, weil der alte Mann Holz in die Kohlenpfanne geworfen hatte, um für Licht zu sorgen. «Lieg nicht nun wie eine trächtige Sau, Junge», sagte Wilkonson. «Sie sind da.»
    «Heilige Maria Muttergottes!» Wie Eiswasser schwappte der Schrecken durch Hooks Glieder.
    «Ich ahne, dass sie uns jetzt nicht helfen wird», sagte Wilkinson. Er zog sein Kettenhemd über und musste kämpfen, um das schwere Gliedertuch über seinen Kopf zu ziehen. «An der Tür steht eine Pfeiltasche», fuhr er fort, die Stimme durch das Hemd gedämpft, «lauter kerzengerade Pfeile. Die habe ich für dich aufgehoben. Los, Junge, bring ein paar von den Bastarden um.»
    «Was ist mit Euch?», fragte Hook. Er zog seine Stiefel an. Es waren neue Stiefel von einem guten Schuster in Soissons.
    «Ich hole dich ein! Spann deinen Bogen, Junge, und geh los!»
    Hook legte seinen Schwertgürtel an, bespannte seinen Bogen, griff sich seine Pfeiltasche, nahm auch die zweite neben der Tür und rannte in den Hof des Gasthauses. Er hörte Rufe und Schreie, doch von wo sie kamen, konnte er nicht ausmachen. Bogenschützen eilten durch den Hof, und er folgte ihnen, ohne nachzudenken, zu der neuen Befestigung hinter der Bresche. Die Kirchenglocken erfüllten den Nachthimmel mit dröhnenden Schlägen. Hunde bellten und jaulten in der Dunkelheit.
    Hook besaß keine Rüstung bis auf einen alten Helm, den ihm Wilkinson gegeben hatte und der auf seinem Kopf saß wie eine umgedrehte Schüssel. Er trug eine gepolsterte Jacke, die vielleicht einen leichten Schwerthieb mildern konnte, doch das war auch schon alles. Andere Bogenschützen hatten kurze Kettenhemden und gut sitzende Helme, und darüber trugen sie alle den burgundischen Wappenrock mit dem gezackten roten Kreuz. Hook sah, wie sie an der neuen Befestigung Aufstellung nahmen. Sie bestand aus übereinandergestapelten Weidenkörben, die mit Erde gefüllt waren. Keiner der Bogenschützen hatte die Sehne gespannt, stattdessen schauten sie gebannt in Richtung der Bresche, wo es plötzlich hell wurde, als burgundische Bewaffnete Pechfackeln in die Lücke warfen.
    Etwa fünfzig Kämpfer standen an der neuen Befestigung, doch in der Bresche erschien kein einziger Feind. Dennoch läuteten die Glocken mit aller Macht weiter. Hook drehte sich um und entdeckte über den Dächern im Süden der Stadt einen Schimmer, einen Schimmer, der grell über den Turm der Kathedrale zuckte und bewies, dass irgendwo in der Nähe des Pariser Tores Gebäude in Flammen standen. Griffen die Franzosen dort an? Den Befehl am Pariser Tor führte Sir Roger Pallaire, und es wurde von englischen Truppen verteidigt. Hook fragte sich nicht zum ersten Mal, warum Sir Roger die englischen Bogenschützen nicht in diese Verteidigungsgruppe aufgenommen hatte.
    Stattdessen warteten die Bogenschützen an der Bresche im Westen, in der immer noch kein Feind auftauchte. Smithson, der Centenar, war unruhig. Immerzu befingerte er die schwere Silberkette, die seinen Rang bezeichnete, und sah abwechselnd zu dem Widerschein des Feuers im Süden und dann wieder zur Bresche hinüber. «Teufelsschiss», sagte er zu niemandem im Besonderen.
    «Was geht da vor?», fragte einer der Bogenschützen.
    «Woher soll ich das wissen, verdammt?», knurrte Smithson.
    «Ich glaube, sie sind schon in der Stadt», sagte John Wilkinson gelassen. Er hatte ein Dutzend Bündel zusätzlicher Pfeile mitgebracht, die er nun hinter den Bogenschützen auf den Boden fallen ließ. Schreie klangen aus dem Inneren der Stadt zu ihnen, und ein Trupp burgundischer Armbrustschützen rannte an Hook vorbei. Sie verließen die Bresche, um am Pariser Tor zu kämpfen. Ein paar Feldkämpfer folgten ihnen.
    «Wenn sie in der Stadt sind», sagte Smithson unsicher, «dann sollten wir in die Kirche gehen.»
    «Nicht in die Festung?», fragte ein Mann drängend.
    «Ich denke, wir gehen in die Kirche», sagte Smithson, «wie es Sir Roger gesagt hat. Er ist adlig, oder nicht? Er muss wissen, was er tut.»
    «Genau, und der Papst legt Eier», bemerkte Wilkinson dazu.
    «Jetzt?», fragte ein Mann. «Gehen wir jetzt gleich?» Doch Smithson antwortete nicht. Er zupfte nur an seiner Silberkette und ließ seinen Blick von rechts nach links wandern.
    Hook starrte unverwandt die Bresche an. Sein Herz schlug wie rasend, sein Atem ging flach,

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