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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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entdecken. O Gott, o Gott, o Gott, betete er, ohne zu wissen, dass er betete. Bleibe bei mir, jetzt und in der Stunde meines Todes. Er zitterte. Hufgeklapper drang von der anderen Seite der Hofmauer zu ihm, ein Mann lachte. Eine Frau wimmerte. Wolken jagten am Mond vorbei. Aus irgendeinem Grund dachte Hook an die Dachse auf dem Beggar's Hill, und dieser Gedanke an zu Hause beruhigte ihn.
    Er stand auf. Würde er es vielleicht schaffen, die Kirche zu erreichen? Sie war näher als die Festung, und Sir Roger hatte versprochen, sich für das Leben der Bogenschützen einzusetzen, und selbst wenn diese Hoffnung gering war, fiel Hook nichts Besseres ein. Also zog er sich an der Hofmauer hoch und spähte auf die andere Seite. Nebenan lagen die Stallungen der Oie. Kein Geräusch drang von dort herüber, also stieg er auf die Mauer. Von dort aus konnte er auf das Dach des Stalles klettern, das unter seinem Gewicht leicht nachgab, doch er rutschte weiter bis zum First, schob sich nach vorn, bis er den anderen Giebel erreicht hatte, und ließ sich in die dunkle Gasse hinab. Er bewegte sich leise und langsam, bis er einen Blick um die Ecke der Gasse auf die Kirche werfen konnte.
    Er erkannte, dass es hier keinen Ausweg gab.
    Die Kirche von Saint-Antoine-Le-Petit wurde vom Feind bewacht. Auf dem Platz vor dem Kirchenportal waren mehr als dreißig Bewaffnete und ein Dutzend Armbrustschützen, alle in Wappenröcken, die Hook noch nie gesehen hatte. Wenn Smithson und die Bogenschützen in der Kirche waren, dann waren sie für den Moment in Sicherheit, denn sie konnten die Kirchentür verteidigen, doch es war Hook klar, dass der Feind dort stand, um die Bogenschützen an der Flucht aus der Kirche zu hindern. Ebenso würden sie jeden Bogenschützen daran hindern, sich der Kirche zu nähern. Er überlegte, ob er versuchen sollte, zum Portal zu laufen, doch dann wurde ihm bewusst, dass die Tür vermutlich versperrt war und er, während er dagegen hämmerte, von den Armbrustschützen als Zielscheibe benutzt werden würde.
    Der Feind bewachte nicht nur einfach die Kirche. Die Männer hatten Fässer aus einem Wirtshaus geholt und tranken, und sie hatten zwei Mädchen bis auf die Haut ausgezogen und sie mit gespreizten Beinen über die Fässer gebunden, und jetzt zogen die Männer der Reihe nach ihre Kettenhemden hoch und taten den Mädchen Gewalt an. Sie gaben längst keinen Laut mehr von sich, als hätten sie keine Stimme und keine Tränen mehr. Überall in der Stadt schrien Frauen, und ihre Schreie trafen Hooks Gewissen wie eine Pfeilspitze, die über Schiefer kratzt, und vielleicht war das der Grund dafür, dass er sich nicht bewegte, sondern an der Ecke stehenblieb wie ein Tier, das keine Zuflucht hat. Hook fragte sich, ob die Mädchen tot waren, so still lagen sie, doch dann drehte das eine den Kopf, und Hook dachte an Sarah und zuckte schuldbewusst zusammen. Das Mädchen war kaum älter als zwölf oder dreizehn Jahre und starrte abwesend ins Dunkel, während der Mann auf ihr grunzend in sie stieß.
    Dann öffnete sich eine Tür zur Gasse, und ein Lichtstrom ergoss sich über Hook. Als er sich umwandte, sah er einen Feldkämpfer in den Schlamm stolpern. Der Mann trug einen Wappenrock mit einer silbernen Weizengarbe auf einem grünen Feld. Er fiel auf die Knie und übergab sich, während ein zweiter Mann in der gleichen Uniform zur Tür kam und lachte. Es war dieser zweite Mann, der Hook bemerkte und den langen Kriegsbogen erkannte. Sofort legte er seine Hand auf den Schwertgriff.
    Hook reagierte in panischem Schrecken. Er rammte den Bogen gegen den Mann mit dem Schwert. Durch seinen Kopf fuhr ein lautloser Schrei, und er war unfähig zu denken, doch in dem Stoß lag all seine Kraft als Bogenschütze, und die hornverstärkte Kerbe der Bogenspitze bohrte sich in die Kehle des Bewaffneten, noch bevor dieser sein Schwert auch nur halb gezogen hatte. Schwarz spritzte das Blut hervor, und Hook drückte weiter, sodass der Bogen durch Luftröhre und Muskeln, Sehnen und Haut drang, bis er am Türpfosten entlangschabte. Der kniende Mann brüllte, spie dabei Erbrochenes und versuchte Hook zu greifen, der einen hohen, verzweifelten Laut ausstieß, als er den Bogen losließ und sich mit bloßen Händen auf seinen neuen Angreifer stürzte. Er fühlte, wie seine Finger Augäpfel zerdrückten, und der Mann begann zu schreien, und vage wurde Hook bewusst, dass die Vergewaltiger auf ihn zuliefen, und er stolperte durch die Tür, fiel dabei fast über

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