Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
sich auf einen Hirtenstab, während Crispinian einen Weidenkorb mit Äpfeln und Birnen in der Hand hielt. Ihre Namen waren unter die Gestalten geschrieben, und Hook, auch wenn er nicht lesen konnte, wusste, welcher Heilige welcher war, weil einer der Namen länger war als der andere. Crispinian war der Freundlichere von beiden. Er hatte ein runderes Gesicht mit blauen Augen und einem angedeuteten Lächeln von großer Güte, während Crispin wesentlich strenger wirkte und sich halb von dem Betrachter abgewandt hatte, so als habe er keine Zeit und sei gerade dabei, den Hügel hinunter in die Stadt zu gehen. Und so gewöhnte sich Hook an, allmorgendlich zu Crispinian zu beten, auch wenn er Crispin dabei nie vergaß. Jedes Mal, wenn er betete, warf er zwei Pennys in den Kupfertopf.
    «Man sollte nicht meinen», sagte John Wilkinson eines Abends, «dass du einer bist, der beten geht.»
    «Das habe ich auch nie getan», sagte Hook, «bis jetzt.»
    «Angst um dein Seelenheil?», fragte der alte Bogenschütze.
    Hook zögerte. Er befestigte eine Pfeilbefiederung mit der Seide, die Wilkinson vom Altar der Kathedrale gestohlen hatte. «Ich habe eine Stimme gehört», brachte Hook mit einem Mal heraus.
    «Eine Stimme?», fragte Wilkinson. Hook schwieg. «Gottes Stimme?», fragte der Alte nach.
    «Es war in London», sagte Hook.
    Er kam sich närrisch vor bei diesem Geständnis, doch Wilkinson nahm ihn ernst. Er starrte Hook lange an, dann nickte er unvermittelt. «Du bist ein glücklicher Mann, Nicholas Hook.»
    «Bin ich das?»
    «Wenn Gott zu dir gesprochen hat, dann muss Er eine Aufgabe für dich haben. Das bedeutet, dass du diese Belagerung überleben könntest.»
    «Wenn es wirklich Gott war, der zu mir gesprochen hat», gab Hook verlegen zurück.
    «Warum sollte Er es nicht getan haben? Er muss zu den Menschen sprechen, weil die Kirche Seinem Wort nicht folgt.»
    «Tut sie das nicht?»
    Wilkinson spuckte aus. «Der Kirche, mein Junge, geht es um Geld. Nur um Geld. Die Priester sollten Hirten sein, nicht wahr? Sie sollten sich um die Herde kümmern, aber sie sitzen alle nur in den Herrenhäusern, stopfen sich mit Leckereien voll und überlassen ihre Schäfchen sich selbst.» Er deutete mit dem Pfeil, an dem er gerade arbeitete, auf Hook. «Und wenn die Franzosen in die Stadt einbrechen, Hook, dann geh nicht zur Antoine-Le-Petit! Geh zur Festung.»
    «Sir Roger ...», setzte Hook an.
    «Will unseren Tod!», sagte Wilkinson voller Wut.
    «Warum sollte er das wollen?»
    «Weil er kein Geld, aber einen Buckel voller Schulden hat, Junge, also ist er für jeden Mann mit einem wohlgefüllten Beutel käuflich. Außerdem ist er kein richtiger Engländer. Seine Familie ist mit den Normannen nach England gekommen, und er hasst dich und mich, weil wir Sachsen sind und weil er bis zum Hals voll normannischem Dreck steckt. Du gehst zur Festung, hörst du, Junge? Merk dir das.»
    Die nächsten Nächte waren stockdunkel und die Sichel des abnehmenden Mondes blitzte wie die schmale Klinge eines Halsabschneiders. Seigneur de Bournonville fürchtete einen nächtlichen Angriff und ließ Hunde im Brachland bei den niedergebrannten Häusern anketten. Wenn die Hunde anschlugen, sagte er, sollte die Alarmglocke am Westtor geläutet werden. Und die Hunde schlugen an, und die Glocke wurde geläutet, doch kein Franzose griff die Bresche in der Stadtmauer an. Stattdessen katapultierten die Belagerer, als das erste Morgengrauen über dem Fluss schimmerte, die Hundekadaver in die Stadt. Sie hatten die Tiere kastriert und ihnen die Kehlen aufgeschlitzt, um den trotzigen Verteidigern zu zeigen, welches Schicksal sie erwartete.
    Das Fest von Sankt Abdus ging vorüber, und keine Hilfstruppen waren erschienen, und dann kam und ging das Fest von Sankt Possidius, und am nächsten Tag war das Fest der sieben heiligen Jungfrauen, und Hook betete zu jeder einzelnen von ihnen, und als der nächste Tag anbrach, sandte er eine Bitte zu Sankt Dustan, denn es war der Festtag dieses Engländers, und am Tag darauf betete er zu Sankt Ethelbert, der einst in England König gewesen war, und die ganze Zeit hindurch betete er auch zu Crispinian und Crispin, bat um ihren Schutz. Am nächsten Tag, zum Fest von Sankt Hospitius, erhielt er seine Antwort.
    An diesem Tag nämlich griffen die Franzosen, die zu ihrem Sankt Denis gebetet hatten, Soissons an.
    *
    ***
    *****
    ***
    *
    D as Erste, was Hook von dem Angriff mitbekam, war das aufgeregte, wilde Durcheinander der

Weitere Kostenlose Bücher