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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den Mann, der auf dem Boden lag, und versuchte, ihm den Bogen aus der Kehle zu ziehen. Dann rannte Hook durch den Raum, stürmte durch eine weitere Tür, einen Flur hinunter, durch eine dritte Tür, war in einem Hof, noch immer konnte er nichts denken, und er stieg über eine Mauer, über eine zweite Mauer, und hinter ihm waren
    Schreie, und überall waren Schreie, und er bestand nur noch aus blankem Entsetzen. Er hatte seinen großen Eibenbogen verloren, und er hatte die Pfeiltasche fallen lassen. Er trug nur noch das Schwert, das zur Ausrüstung jedes Bogenschützen gehörte. Er hatte es nie zuvor benutzt. Er trug immer noch den verschmutzten Wappenrock mit dem gezackten roten Kreuz der Burgunder, und er begann daran zu zerren, um das verräterische Zeichen loszuwerden, während er verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit suchte, nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit. Dann kletterte er über eine Steinmauer in eine Gasse, deren Schatten von den überhängenden oberen Stockwerken der Häuser vertieft wurden, sah in all der Dunkelheit eine offene Tür und rannte darauf zu.
    Die Tür führte zu einem großen Raum, in dem flackernder Laternenschein auf einen toten Mann fiel, der auf einer gepolsterten Holzbank lag. Das Blut des Mannes war auf die Steinplatten gelaufen, mit denen der Fußboden ausgelegt war. Eine Tapisserie hing an der Wand, es gab ein paar Schränke und einen langen Tisch mit einem Abakus und Pergamentblättern, die auf einen Dorn gespießt waren. Hook vermutete, dass der tote Mann ein Händler gewesen war. In einer Ecke führte eine Leiter in ein oberes Stockwerk. Hook stieg schnell hinauf und fand sich in einem verputzten Zimmer wieder, in dem ein Holzbett mit einer Strohmatratze und Wolldecken stand. Eine zweite Leiter führte zum Speicher, und er kletterte hinauf, zog die Leiter hoch und verfluchte sich selbst, weil er nicht das Gleiche mit der ersten Leiter getan hatte. Jetzt war es zu spät. Er wagte es nicht, noch einmal ins Haus hinunterzusteigen, und so kauerte er sich in den Fledermauskot unter dem Strohdach. Er zitterte immer noch. Männerrufe klangen aus dem Haus zu ihm empor, und eine Zeitlang glaubte er, er würde entdeckt werden, denn jemand stieg in das Zimmer mit dem Bett, doch der Mann sah sich nur kurz um und verließ den Raum wieder, und die anderen Verfolger gaben auf oder fanden andere Opfer, denn nach einer Weile verklangen ihre aufgeregten Rufe. Das Schreien jedoch hielt an, es wurde sogar lauter, und es schien Hook, als schrie eine ganze Gruppe Frauen direkt vor dem Haus. Er zuckte zusammen. Er dachte an Sarah aus London, an Sir Martin den Priester und an die Männer, die gelangweilt ihre beiden stummen Opfer geschändet hatten.
    Das Schreien verwandelte sich in Schluchzen, unterbrochen nur von Männergelächter. Hook zitterte, nicht vor Kälte, sondern vor Angst und Schuldgefühlen, und dann zog er sich wieder tief in die kleine Nische unter den schrägen Dachbalken zurück, denn plötzlich erhellte eine Laterne das Zimmer unter ihm. Das Licht blitzte zwischen den Bodenbrettern des Speichers hindurch, die lose über rohen Balken verlegt waren. Ein Mann war in den Raum gestiegen und rief den Männern unten etwas zu, und dann war das Weinen einer Frau zu hören und das klatschende Geräusch einer Ohrfeige.
    «Du bist eine richtige kleine Schönheit», sagte der Mann, und Hook war zu verängstigt, um wahrzunehmen, dass der Mann englisch sprach.
    «Non» , wimmerte die Frau.
    «Viel zu hübsch zum Teilen. Du gehörst mir allein, mein Mädchen.»
    Hook spähte durch einen Spalt der Bodendielen. Er sah einen Helm mit breitem Rand, der halb über die Schultern des Mannes ragte, und dann sah er, dass die Frau eine Nonne in einem weißen Gewand war, die sich in eine Ecke des Zimmers gekauert hatte. «Jesus» , weinte sie, «Marie, mere de Dieu!» Und das letzte Wort endete in einem Schrei, denn der Mann zog ein Messer. «Non!» , rief sie. «Non! Non! Non!» Er schlug sie hart ins Gesicht, um sie zum Schweigen zu bringen, und zog sie vom Boden hoch. Er legte das Messer an ihren Hals und riss es dann abwärts, sodass es ihre Tracht vorne aufschlitzte. Er grub die Klinge tiefer in den Stoff und zerrte ihr trotz aller Gegenwehr das weiße Gewand vom Körper, und dann zerschnitt er ihre Unterkleidung. Er warf ihre zerfetzten Sachen ins Erdgeschoss hinunter und stieß die nackte Frau auf die Strohmatratze, wo sie sich schluchzend zu einer Kugel zusammenrollte.
    «Oh, ich bin sicher, dass

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