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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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und Rufe. Durch die Lücke, die er in das Strohdach gerissen hatte, konnte Hook auf den kleinen Platz vor der Kirche
    Saint-Antoine-Le-Petit hinuntersehen. Die beiden Mädchen, die man über die Fässer gebunden hatte, waren verschwunden, die Armbrustschützen jedoch und die anderen Bewaffneten waren noch da. Ein gestromter Hund schnupperte an der Leiche einer Nonne, um deren Kopf sich eine Blutlache ausgebreitet hatte. Ihre Tracht war ihr über die Hüfte hochgezerrt worden. Ein Krieger ritt über den Platz. Vor seinem Sattel lag ein nacktes Mädchen quer über dem Pferd, dem er mit beiden Händen auf den Hintern schlug, als spiele er eine Trommel. Ein paar Männer sahen zu ihm herüber und lachten.
    Hook wartete ab. Er musste sich unbedingt erleichtern, doch er wagte es nicht, sein Versteck zu verlassen. Also pinkelte er sich in die Kniehose, und die junge Frau roch es und zog eine Grimasse. Doch einen Moment später musste sie selbst. Sie begann leise zu weinen, und Hook nahm sie in die Arme, bis ihre Tränen versiegt waren. Sie murmelte ihm etwas zu, und er murmelte ihr etwas zu, und keiner von ihnen verstand die Worte des anderen, aber sie fühlten sich dennoch getröstet.
    Dann wurde Hufschlag laut, und Hook fuhr herum, um durch eine Lücke im Stroh zu spähen. Unten auf dem Platz waren mindestens zwanzig Reiter vor der Kirche angekommen. Ein Mann hielt ein Banner mit goldenen Lilien auf einem blauen Feld, das von einem roten Rand mit weißen Tupfen eingefasst war. Die Reiter trugen Rüstungen, wenn auch keine Helme, und ihnen folgten, ebenfalls in Rüstungen, weitere Feldkämpfer zu Fuß.
    Einer der neu eingetroffenen Reiter war mit einem Wappenrock angetan, der drei Habichte auf einem grünen Feld zeigte, und so wusste Hook, dass er ein Engländer sein musste, der in Sir Rogers Diensten gestanden hatte. Dieser Mann gab seinem Pferd die Sporen, ritt bis dicht vor die Kirche, beugte sich aus dem Sattel und pochte mit einer kurzen Lanze an die
    Tür. Dazu rief er etwas, doch Hook war zu weit entfernt, um es zu verstehen. Es mussten jedoch beruhigende Worte gewesen sein, denn kurz darauf wurde die Kirchentür etwas aufgezogen, und Sergeant Smithson spähte heraus.
    Die beiden Männer sprachen miteinander. Dann kehrte Smithson in die Kirche zurück, und lange Zeit geschah nichts weiter. Hook beobachtete den Platz und fragte sich, was hier vorging. Dann schwang die Kirchentür erneut auf, und die englischen Bogenschützen traten einer nach dem anderen argwöhnisch in die Sonne. Offenbar hatte Sir Roger sein Wort gehalten, und Hook, der von dem verwüsteten Dachgiebel aus zusah, überlegte, ob er es bis zu den Bogenschützen schaffen könnte, die sich jetzt vor dem Pferd des Engländers versammelten. Nur John Wilkinson hielt sich nahe an der Kirche so weit wie möglich im Hintergrund. Sir Roger musste erreicht haben, dass die Bogenschützen verschont blieben, denn die Franzosen schienen sie willkommen zu heißen. Smithsons Männer stapelten ihre Bögen, Pfeiltaschen und Schwerter bei der Kirchentür auf und knieten sich dann einer nach dem anderen vor einen Reiter, dessen Hengst auffällig mit einem Überwurf aus dem blauen Tuch mit den goldenen Lilien herausgeputzt war. Der Reiter trug eine schmale goldene Krone und eine strahlend polierte Rüstung, und er hob die Hand in einer Geste, die wie ein wohlmeinender Segen wirkte.
    Wenn ich es bis auf die Straße schaffe, dachte Hook, dann könnte ich laufen und mich meinen Leuten anschließen. «Nein», flüsterte Sankt Crispinian in Hooks Kopf. Hook fuhr zusammen. Das Mädchen klammerte sich an ihn.
    «Nein?», flüsterte Hook vernehmlich.
    «Nein», wiederholte Sankt Crispinian nachdrücklich.
    Das Mädchen fragte etwas, und Hook beruhigte sie. «Ich habe nicht mit dir gesprochen, Kleine», flüsterte er.
    Der blaugoldene Reiter hielt ein paar Augenblicke lang seine Faust im Kettenhandschuh in die Höhe gereckt. Dann ließ er seine Hand fallen.
    Und das Massaker begann.
    Die Reiter sprangen von den Pferden, zogen ihre Schwerter und griffen die knienden Bogenschützen an. Die ersten starben schnell, denn sie waren vollkommen überrascht. Den anderen blieb genügend Zeit, um ihr kurzes Messer zu ziehen und sich zu wehren. Aber die Franzosen trugen schwere Rüstungen und hatten die längeren Klingen und drangen von allen Seiten auf die Bogenschützen ein. Sir Rogers Männer sahen ungerührt zu. John Wilkinson griff sich ein Schwert von dem Haufen neben der Kirchentür,

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