Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Gott an diesem Tagwerk allergrößte Freude hatte!», sagte die Stimme, doch es war nichts zu hören, denn sie erklang nur in Hooks Kopf. Es waren die Worte, die John Wilkinson in der Kathedrale zu Hook gesagt hatte, aber die Stimme gehörte nicht dem alten Bogenschützen. Es war eine wohltönendere, tiefere Stimme voller Wärme, und mit einem Mal hatte Hook die Vision eines Mannes in weißen Gewändern vor sich, der lächelnd einen Korb voller Birnen und Äpfel trug. Es war Crispinian, der Heilige, an den er in Soissons die meisten seiner Gebete gerichtet hatte, und jetzt wurden diese Gebete in Hooks Kopf beantwortet, und Crispinian blickte ihn betrübt an, und Hook begriff, dass der Himmel ihm eine Gelegenheit bot, seinen Fehler wiedergutzumachen. Die Nonne in dem Zimmer hatte die Muttergottes angefleht, und die Jungfrau musste mit den Heiligen von Soissons gesprochen haben, die nun zu Hook sprachen. Doch Hook fürchtete sich. Er hörte wieder Stimmen. Er wusste es nicht, aber er kniete. Und das war kein Wunder. Schließlich sprach Gott durch Sankt Crispinian zu ihm.
    Nicholas Hook, Geächteter und Bogenschütze, wusste nicht, was er tun sollte, als Gott zu ihm sprach. Er war vor lauter Entsetzen vollkommen erstarrt.
    Der Mann im Raum unter ihm warf seinen Helm auf den Boden. Er löste seinen Schwertgürtel und ließ ihn neben sich fallen, dann knurrte er dem Mädchen etwas zu, bevor er sich sein Kettenhemd und den darüberhängenden Wappenrock über den Kopf zog. Hook erkannte durch die Lücke in den Bodenbrettern das Wappen von Sir Roger - drei Habichte auf dem grünen Feld. Was hatte dieses Wappen hier verloren? Es waren die siegreichen Belagerer, nicht die geschlagenen Besatzer, die raubend und plündernd durch die Stadt zogen. Und dennoch - die drei Habichte waren unverkennbar Sir Rogers Wappen.
    «Los», sagte Sankt Crispinian.
    Hook rührte sich nicht.
    «Los!», schnauzte Sankt Crispin in Hooks Kopf. Sankt Crispin war nicht so freundlich wie Crispinian, und Hook zuckte zusammen, als der Heilige ihn anknurrte.
    Der Mann, von dem Hook nicht sicher war, ob es sich um Sir Roger selbst oder um einen aus seiner Mannschaft handelte, kämpfte mit dem schweren, ledergefütterten Kettenhemd, das er sich halb über den Kopf gezogen hatte, sodass seine Arme gefangen waren.
    «Für Gott!», bat Crispinian mit dringlicher Stimme.
    «Tu's einfach, Junge», sagte Crispin barsch.
    «Rette deine Seele, Nicholas», kam es sanftmütig von Crispinian.
    Und Hook rettete seine Seele.
    Er ließ sich durch die Luke im Speicherboden fallen. Er vergaß sein Schwert und zog stattdessen das Messer mit der kräftigen Klinge, mit dem er früher Hirsche ausgeweidet hatte. Er kam direkt hinter dem Mann auf. Der konnte nichts sehen, weil er das Kettenhemd über dem Kopf hatte, doch er hörte den Aufprall und drehte sich mitten in Hooks Klinge hinein um, sodass sie seinen Bauch aufschlitzte. Hook weidete den Mann aus. Die ganze Kraft seines rechten Bogenschützenarms lag in dem Messerhieb, und die Klinge drang tief in den Körper ein. Die Därme glitten aus der Öffnung wie nasse Aale aus einem Sack. Den Schrei des Mannes dämpfte das schwere Hemd, in dem sein Kopf steckte, und er schrie erneut, als ihn eine weiterer Messerhieb traf, ein aufwärtsgerichteter dieses Mal, denn Hook trieb die Klinge tief in den zerfetzten Rumpf des Mannes, um unter den Rippenbögen sein Herz zu durchbohren.
    Der Mann stolperte rücklings auf das Bett und war schon tot, bevor sein Körper auf die Strohmatratze traf.
    Und Hook, den rechten Arm bis zum Ellbogen bluttriefend, starrte auf sein Opfer hinunter.
    Später wurde ihm klar, dass ihm die Matratze das Leben gerettet hatte, denn sie sog das Blut seines Opfers auf, das sonst durch die Bodenbretter getropft wäre und die Männer im unteren Zimmer alarmiert hätte. Es waren zwei dort unten, und beide trugen das Wappen Sir Rogers, doch Hook erkannte, während er zitternd vor Furcht über seinem Opfer stand, dass der Wappenrock des Toten aus feingewebtem Leinen bestand, viel feiner als das Tuch gewöhnlicher Wappenröcke. Er bewegte sich von der Luke im Boden weg. Unten plünderten die beiden Männer einen Vorratsschrank und hatten nicht bemerkt, dass über ihren Köpfen gerade einer von ihnen getötet worden war.
    Das Kettenhemd des toten Mannes war eng geknüpft, glänzend poliert und mit Schnallen zur Befestigung von Rüstungsteilen besetzt. Hook ging in die Hocke, zog dem Toten das Kettenhemd über den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher