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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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auf dem Deck der Heran und reinigten die Plattenrüstungen der Feldkämpfer. Jedes Stück wurde mit einer Mischung aus Sand und Essig geschmirgelt, bis der Stahl fleckenlos glänzte, und danach mit Wollfett eingerieben. Peter Goddington ließ einen Topf Bienenwachs öffnen, und die Bogenschützen nahmen etwas davon mit einem Stück Wolle auf und rieben es auf die Schäfte ihrer Bogen.
    «War deine Mutter unbarmherzig gegen dich?», fragte Hook, während er den riesigen Bogen einwachste.
    «Unbarmherzig?»Sie wirkte erstaunt. «Warum sollte sie unbarmherzig gewesen sein?»
    «Mein Vater war unbarmherzig», sagte er.
    «Dann sollst du es nicht sein», sagte Melisande. Nachdenklich runzelte sie die Stirn.
    «Was?»
    Sie zuckte mit den Schultern. «Als ich ins Kloster gegangen bin. Davor.»Sie unterbrach sich.
    «Sprich weiter»', sagte Hook.
    «Mein Vater. Er hat mich zu sich gerufen. Ich muss ungefähr dreizehn Jahre alt gewesen sein. Vielleicht war ich auch vierzehn.»Sie hatte ihre Stimme gesenkt. «Er wollte, dass ich all meine Kleider ausziehe», sie starrte Hook beim Sprechen an, «und dann stand ich vor ihm, nue . Er ist um mich herumgegangen, und er hat gesagt, dass mich kein Mann haben sollte.»Sie hielt erneut inne. «Ich habe gedacht, er würde ...»
    «Aber dann hat er nicht?»
    «Nein», sagte sie schnell. «Er hat meine epaule gestreichelt», sie suchte nach dem englischen Wort, «Schulter. Er hat, wie sage ich das? Frissonner ?»Sie streckte ihre Hände aus und schüttelte sie.
    «Gezittert?», riet Hook.
    Sie nickte jäh. «Und dann hat er mich zu den Nonnen geschickt. Ich habe in angefleht, es nicht zu tun. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Schwestern hasse, aber er meinte, ich müsse für ihn beten. Das waren meine Pflichten, hart zu arbeiten und für ihn zu beten.»
    «Und das hast du getan?»
    «Jeden Tag», sagte sie, «und ich habe gebetet, dass er kommen würde, um mich zu holen, aber er ist nie gekommen.»
    Die Sonne ging unter, als Sir John auf die Heron zurückkam. Noch immer zeigten sich keine französischen Soldaten am Ufer, doch die Bäume hinter dem Strand hätten eine ganze Armee verbergen können. Rauch erhob sich von dem Hügel östlich der kleinen Bucht und bewies, dass sich dort jemand aufhielt, doch wer oder wie viele es sein mochten, war unmöglich zu sagen. Sir John kletterte an Bord, ging mit langen Schritten auf dem Deck umher und deutete dabei mit dem Zeigefinger auf den einen oder anderen Feldkämpfer oder Bogenschützen. Auch auf Hook deutete er. «Du», sagte er und ging weiter. «Jeder, den ich bezeichnet habe», rief er schließlich und wandte sich seinen Männern zu, «wird mit mir an Land gehen. Wir gehen heute Abend! Nachdem es dunkel geworden ist. Und was tun die anderen? Ihr haltet euch zur Morgendämmerung bereit. Wenn wir dann noch leben, schließt ihr euch uns an. Und diejenigen, die mit mir kommen? Rüstungen! Waffen! Wir wollen uns mit diesen Bastarden nicht zum Tanz treffen! Wir wollen sie töten!»
    In dieser Nacht versilberte ein Dreiviertelmond die See. Die Schatten an Land waren dunkel und undurchdringlich, während sich Hook für den Kampf rüstete. Er trug seine hohen Stiefel, lederne Kniehosen, ein Lederwams, ein Kettenhemd und einen Helm. An seinen linken Unterarm schnallte er den Armschutz aus Horn. Er tat das weniger, um seinen Arm gegen die Reibung der Sehne zu schützen, denn das würde schon das Kettenhemd tun, sondern vor allem, damit die Sehne nicht in den Kettengliedern hängen blieb. Ein Kurzschwert hing an seinem Gürtel, eine Kampfaxt über seinem Rücken und an seiner Seite eine leinene Pfeiltasche, aus deren Öffnung vierundzwanzig Pfeile ragten. Fünf Feldkämpfer und zwölf Bogenschützen würden mit Sir John an Land gehen, und sie stiegen alle in ein offenes Boot, das von Seeleuten zur Brandungslinie am Strand gerudert wurde. Weitere Boote von weiteren Schiffen waren auf demselben Weg. Niemand sagte ein Wort, auch wenn von Zeit zu Zeit ein leiser Ruf von einem der Schiffe herunterklang, um ihnen Glück zu wünschen. Wenn sich die Franzosen zwischen den Bäumen versteckten, dachte Hook, dann würden sie die Boote kommen sehen. Vielleicht zogen die Franzosen gerade in diesem Moment ihre Schwerter und spannten mit Hilfe von Winden die dicken Sehnen ihrer Armbrüste, die mit stählernen Bogenschäften ausgestattet waren.
    Das Boot begann heftig zu schwanken, als die Wellen in der Nähe des Strandes steiler und kürzer wurden. Das Rauschen der

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