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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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spannen. Die andere war schwerer zu erreichen: Man musste seine Augen vergessen lernen.
    Als er im Kindesalter mit dem Bogen schoss, hatte Hook die Sehne bis zu seinem Kinn gezogen und mit einem genauen Blick über die Sehne gezielt, doch das nahm dem Bogen viel von seiner Kraft. Wenn sich eine Ahlspitze durch einen Harnisch bohren sollte, benötigte sie den ganzen Schub, den ihr der Bogen verleihen konnte, und das bedeutete, dass die Sehne bis zum Ohr gezogen werden musste, und dann behinderte der Pfeil die Sicht. Hook hatte Jahre gebraucht, um zu lernen, wie man den Pfeil in sein Ziel dachte . Er konnte nicht erklären, wie es ging. Kein Bogenschütze konnte das. Er wusste nur, dass er das Ziel ansah, wenn er die anderen wurden die Anker eingeholt und die Segel gesetzt. Dieser Wind würde sie geradewegs nach Frankreich tragen. Dieser Wind würde England in den Krieg tragen.
    Niemand wusste, wo in Frankreich sie kämpfen würden. Manche der Männer glaubten, die Flotte würde Richtung Süden nach Aquitanien segeln, andere meinten, es würde Calais werden, und die meisten hatten überhaupt keine Vorstellung von ihrem Ziel. Einigen wenigen war es auch vollkommen gleichgültig, denn sie hingen nur würgend über der Reling.
    Die Flotte segelte zwei Tage und zwei Nächte lang unter einem Himmel voll kleiner weißer Wolken, die schnell südwärts zogen, und unter Sternen, die so hell funkelten wie Edelsteine. Pater Christopher unterhielt die Leute auf der Heron mit Geschichten, und Hook lauschte gebannt der Erzählung von Jonas und dem Wal. Er suchte die sonnenüberglänzte See nach einem Hinweis auf ein solches Untier ab, doch er entdeckte keinen. Er sah nur die zahllosen Schiffe auf dem rollenden Meer, als wären sie eine Herde auf einer Sommerwiese.
    Auch bei der zweiten Morgendämmerung stand Hook so weit vorne im Schiff, wie es der vollbeladene Bug erlaubte, und musterte die See in der Hoffnung, einen männerverschlingenden Fisch zu Gesicht zu bekommen. Schweigend trat Sir John neben ihn. Hook grüßte eilig, indem er zwei Finger an die Stirn legte, und Sir John nickte umgänglich. Melisande schlief in Hooks Umhang gehüllt im Schutz einiger Fässer an Deck. Sir John lächelte, als er sie sah. «Ein gutes Mädchen, Hook», sagte er.
    «Ja, Sir John.»
    «Und zweifellos werden wir mit ein paar Dutzend weiterer guter französischer Mädchen nach Hause zurückkehren, Hook! Neue Frauen. Siehst du diese Wolken?»Sir John sah direkt in Fahrtrichtung, wo am Horizont eine Wolkenbank lag. «Das ist die Normandie.»
    Hook schaute, doch er konnte unter den Wolken nichts anderes ausmachen als die vordersten Schiffe der Flotte. «Sir John?», fragte er zögernd und erntete einen ermutigenden Blick. «Was wisst Ihr über», er hielt inne, «über den Seigneur d'Enfer?»Hook kämpfte mit der französischen Aussprache.
    «Lanferelle? Melisandes Vater?», fragte Sir John.
    «Sie hat Euch von ihm erzählt?», fragte Hook erstaunt zurück.
    «O ja, das hat sie», sagte Sir John mit einem Lächeln, «das hat sie in der Tat. Warum willst du etwas über ihn wissen?»
    «Ich bin eben neugierig.»
    «Machst du dir Sorgen, weil sie die Tochter eines Adligen ist?», fragte Sir John schlau.
    «Ja», gab Hook zu.
    Sir John lächelte erneut und deutete dann über den Bug der Heron hinaus. «Siehst du diese kleinen Segel?»Weit vor der englischen Flotte befand sich eine weitere Gruppe von Schiffen, es waren viel weniger, und sie waren allesamt wesentlich kleiner, nichts weiter als ein paar winzige braune Segel. «Französische Fischer», sagte Sir John grimmig. «Sie bringen die Neuigkeiten über uns in ihre Heimathäfen. Lass uns beten, dass diese Bastarde nicht auf die Idee kommen, dass wir landen könnten, denn wenn wir an Land gehen, haben sie wirklich eine gute Gelegenheit, uns zu töten, Hook! Sie wissen, dass wir kommen! Und alles, was sie brauchen, sind zweihundert Bewaffnete, die uns am Strand erwarten.»
    Hook beobachtete die winzigen Segel, die sich auf der unendlichen Weite der See nicht zu bewegen schienen. Der Himmel im Westen war immer noch dunkel, doch im Osten begann es hell zu schimmern. Und er fragte sich, woher die Seeleute der englischen Flotte wussten, in welche Richtung sie fahren sollten. Er fragte sich, ob Sankt Crispinian jemals wieder zu ihm sprechen würde.
    «Dort», sagte Sir John leise. Offenbar hatte er beschlossen, Hooks Frage nach Seigneur de Lanferelle zu übergehen. Stattdessen deutete er geradeaus.
    Und da

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