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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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unsere Feinde, wir nehmen ihre Unterwerfung galant entgegen, wir kleiden unsere Gegnerschaft in Seide und feinstes Leinen, wir sind das Rittertum der Christenheit.»Er redete mit einem schiefen Lächeln, und dann richtete er seine außergewöhnlich blauen Augen auf Hook. «Aber in der Schlacht, Hook, da gibt es nur Blut und Zorn und Grausamkeit und Töten. In der Schlacht wendet Gott Sein Antlitz ab.»
    «Es war aber nach der Schlacht», wandte Hook ein.
    «Im Rausch der Schlacht ist es, als sei man betrunken. Es verfliegt nicht so schnell. Der Vater deines Mädchens ist ein Feind, ein sehr anziehender Feind, aber er ist genauso gefährlich, wie ich es bin.»Ein Grinsen flog über Sir Johns Gesicht, und spielerisch versetzte er Hook einen Schlag auf die Schulter. «Überlass ihn mir, Hook. Ich werde ihn töten. Und dann hänge ich seinen Schädel über meinem Kamin an die Wand.»
    Strahlend ging die Sonne auf, vertrieb die Schatten und enthüllte die Küste der Normandie als Kette weißer Kliffs unter einer grünen Decke. Den ganzen Tag steuerte die Flotte südwärts, vorangetrieben von einem auffrischenden Wind, der die Wellenkämme weiß bekrönte und die Segel blähte. Sir John war ungeduldig. Er verbrachte den Tag damit, die Küste anzustarren und darauf zu bestehen, dass der Schiffsmeister näher heran steuerte.
    «Da sind Felsen, Mylord», sagte der Schiffsmeister trocken.
    «Ach was, Felsen! Steure näher an die Küste! Noch näher!»Er hielt nach einem Hinweis darauf Ausschau, dass der Feind die Flotte auf den Kliffs begleitete, doch es ließen sich keine Reiter blicken. Noch immer hielten sich Fischerboote vor den englischen Schiffen, die eines nach dem anderen eine enorme Landspitze aus weißer Kreide umrundeten. Danach kamen sie in eine Bucht, in der sie sich in den Wind drehten und ankerten.
    Die Bucht war weit gestreckt und nicht gut geschützt. Die hohen Wellen rollten von Westen herein und drückten gegen die Heron , die an ihrem Anker riss. Die Küste war nahe, kaum zwei Bogenschüsse entfernt, doch es gab dort kaum etwas zu sehen, nur die Wellen, die sich weiß schäumend auf dem Strand brachen, einen Streifen Marschland und dahinter einen steilen, mit dichtem Wald bewachsenen Hügel. Jemand meinte, sie wären in der Seinemündung, das war ein Fluss, der tief aus dem Inneren Frankreichs kam, doch Hook konnte nirgends einen Hinweis auf einen Fluss entdecken. Weit im Süden war ein weiterer Küstenstreifen zu sehen, doch die Entfernung war zu groß, um etwas Genaueres zu erkennen. Immer noch bogen Nachzügler der Flotte um die große Landzunge, und schließlich drängten sich verankerte Schiffe in der Bucht.
    « Normandie », sagte Melisande und sah unverwandt zum Land hinüber.
    «Frankreich», sagte Hook.
    « Normandie », beharrte Melisande, als sei diese Unterscheidung bedeutsam.
    Hook hielt seinen Blick auf die Bäume gerichtet. Er fragte sich, wann dort eine französische Einheit auftauchen würde. Es war offenkundig, dass die englische Armee in dieser Bucht landen würde, die kaum mehr war als eine Auskehlung mit einem Streifen Kies. Warum versuchten die Franzosen nicht, den Einmarsch über den Strand zu verhindern? Doch kein Mann oder Pferd zeigte sich an der Waldgrenze. Ein Habicht flog in Kreisen vor dem Hügel empor, und Möwen kreischten über der Brandungslinie. Hook sah, dass Sir John in einem kleinen Boot zur Trinity Royal gerudert wurde, deren Reling von Seeleuten mit den Schilden geschmückt wurde, auf deren weißem Grund das rote Sankt-Georgs-Kreuz prangte. Weitere Boote näherten sich dem Schiff des Königs - die Lords versammelten sich zum Kriegsrat.
    «Was wird mit uns geschehen?», fragte Melisande.
    «Ich weiß es nicht», gab Hook zu, aber es kümmerte ihn auch nicht. Er zog mit Gefährten in den Krieg, die er lieben gelernt hatte, und er hatte Melisande, die ihn liebte, auch wenn er fürchtete, dass sie ihn verlassen könnte, jetzt, da sie wieder in ihrem eigenen Land angekommen war. «Du gehst heim», sagte er und wollte, dass sie es abstritt.
    Sie schwieg länge, sah nur zu den Bäumen und dem Strand und dem Marschland hinüber. « Maman war Zuhause», sagte sie schließlich. «Jetzt weiß ich nicht mehr, wo Zuhause ist.»
    «Bei mir», sagte Hook linkisch.
    «Zuhause ist da, wo man sich sicher fühlt», sagte Melisande. Ihre Augen waren so grau wie der Reiher, der gerade über den Kiesstreifen glitt, um auf dem niedrig gelegenen Marschland dahinter zu landen. Knappen saßen

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