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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ausbrach. Einer von Sir Johns Pferdeknechten eilte Matthew zu Hilfe. Hook führte acht aneinandergebundene Pferde und ging mit ihnen zu Melisande, um Dell ebenfalls in die Reihe zu binden. Er rief Melisandes Namen, doch sie starrte nur über den Strand und runzelte dabei die Stirn. Hook folgte ihrem Blick mit den Augen.
    Eine Gruppe Bewaffneter kniete bei einem der Felsblöcke. Vor ihnen stand ein Priester und betete ihnen vor. Einen Augenblick lang dachte Hook, diese Szene habe Melisandes Aufmerksamkeit gefesselt, doch dann sah er einen weiteren Priester hinter einem anderen der großen Felsbrocken. Es war Sir Martin, und bei ihm waren die Perrill-Brüder, und die drei Männer sahen Melisande an. «Melisande», sagte er, und sie drehte sich zu ihm um.
    Sir Martin grinste. Ohne Hook aus den Augen zu lassen, hob er langsam seine rechte Hand und ließ nur noch den längsten Finger aufragen, und dann, ebenso langsam, ballte er die Linke zur Faust und ließ sie über diesen Finger gleiten. Die Hände auf diese Weise verbunden, malte er in Hooks und Melisandes Richtung ein Kreuz in die Luft. «Bastard», sagte Hook leise.
    «Wer ist das?», fragte Melisande.
    «Das sind Feinde», sagte Hook. Die Brüder Perrill waren in wildes Gelächter ausgebrochen.
    Tom und Matthew Scarlet kamen an Hooks Seite. «Kennst du sie?», fragte Tom.
    «Ich kenne sie.»
    Sir Martin machte erneut das Kreuzeszeichen, bevor er sich nach jemandem umdrehte, der ihn gerufen hatte. «Das ist ein Priester?», fragte Tom ungläubig.
    «Ein Priester», sagte Hook, «ein Frauenschänder und ein Adliger. Und er ist vom Höllenhund gebissen. Er ist gefährlich.»
    «Und du kennst ihn?»
    «Ich kenne ihn», sagte Hook. Dann sah er die Zwillinge direkt an. «Ihr passt alle auf Melisande auf», sagte er, und seine Stimme klang wild.
    «Das tun wir», sagte Matthew Scarlet, «und das weißt du.»
    «Was will er?», fragte Melisande.
    «Dich», antwortete Hook. An diesem Abend gab er ihr die kleine Armbrust mit einer Tasche Bolzen. «Übe damit», sagte er.
    Am nächsten Tag, dem Tag von Sankt Agapetus, wurden die acht großen Kanonen vom Strand hochgehievt. Für eine davon, die «Königstochter»getauft worden war, wurden zwei Karren gebraucht, um das schwere beringte Rohr fortzubewegen, das länger als drei Bogenschäfte war und in seiner gähnenden Öffnung ein Bierfass hätte aufnehmen können. Die anderen Kanonen waren kleiner, und dennoch wurden für alle mehr als zwanzig Pferde gebraucht, um sie bis auf die Hügelkuppe zu ziehen.
    Erkundungstrupps ritten nach Norden und brachten Nachschub und Bauernkarren mit zurück, auf denen die Verpflegung, die Zelte, Pfeile und die frisch gefällten Eichenstämme transportiert werden konnten. Die Stämme würden behauen und für den Bau von Katapulten zurechtgesägt werden, mit denen der Angriff durch die Kanonen unterstützt werden sollte. All das musste mit Karren auf die Hügelkuppe geschafft werden. Doch endlich war die gesamte Armee mit allen ihren Pferden, der Verpflegung und den Waffen an Ort und Stelle. Unter der gleißenden Nachmittagssonne reihten sich die schwerfälligen Karren auf der Straße bei dem Kloster aneinander, und um sie herum sammelte sich die englische Armee unter flatternden Bannern. Es waren neuntausend Bogenschützen und dreitausend Feldkämpfer, alle beritten, und zudem noch Knappen und Junker und Frauen und Diener und Priester und Ersatzpferde, und die Flaggen knatterten im Wind, als der König auf seinem schneeweißen Wallach die Linien seiner Männer mit dem roten Kreuz abritt. Sonnenstrahlen glitzerten auf dem goldenen Reif, den er über dem Helm trug. Dann kam er an den Rand der Hügelkuppe über der Stadt. Minutenlang sah er schweigend darauf hinunter, dann nickte er Sir John Holland zu, der die Ehre haben würde, die Spitze des Heeres zu führen. «Mit Gottes Segen, Sir John!», rief der König. «Auf Harfleur!»
    Trompeten erklangen, Trommeln wurden geschlagen, und die englischen Reiter strömten über die Hügelkuppe herunter. Sie trugen das Sankt-Georgs-Kreuz, und über ihren behelmten Köpfen flogen die Banner ihrer Herren in Gold und Rot und Blau und Gelb und Grün, und jeder, der sie von der Stadtmauer Harfleurs aus beobachtete, musste glauben, dass die Hügel selbst eine bewaffnete Heerschar gegen die Stadt schickten.
    «Wie viele Menschen leben in dieser Stadt?», fragte Melisande. Sie ritt an Hooks Seite, und an ihrem Sattel hing die mit Silber und Elfenbein eingelegte

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