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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war ein weiteres von Henrys Wappentieren und gehörte zu den persönlichen Insignien des Königs. Henry hob nun die Kette über seinen Kopf und legte sie Philippe um den Hals. «Eine Erinnerung an den Tag, an dem du hättest sterben sollen, Junge», sagte Henry. Philippe erwiderte nichts, sondern sah nur von dem prächtigen Geschenk zu dem Mann auf, der es ihm gegeben hatte. «Ist dein Vater der Seigneur de Rouelles?», fragte der König.
    «Ja, Herr», antwortete Philippe mit kaum mehr als einem Flüstern.
    «Dann sag deinem Vater, dass der rechtmäßige König gekommen ist und dass dieser König gnädig ist. Und jetzt geht, Sir Philippe.»Henry ließ sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. Der Junge warf einen Blick auf die Armbrust in Hooks Hand. «Nein, nein», sagte der König, «deinen Bogen behalten wir. Deine Strafe wird in dem bestehen, was immer dein Vater für ihren Verlust als angemessen erachtet. Lass ihn gehen», befahl der König, an Hook gewandt. Doch er schien ihn nicht wiederzuerkennen.
    Henry sah dem Jungen nach, wie er den Abhang hinunterrannte. Dann stieg er wieder in den Sattel. «Die Franzosen schicken ein Kind, das ihre Pflicht übernehmen soll», sagte er missmutig.
    «Und wenn der Junge älter wird, Sire», bemerkte Sir John ebenso missmutig, «dann müssen wir ihn töten.»
    «Er ist unser Untertan», verkündete der König laut, «und das ist unser Land! Diese Leute gehören zu uns!»Er starrte lange auf Harfleur hinunter. Die Stadt mochte dem Recht nach ihm gehören, doch ihre Bürger waren da anderer Ansicht. Ihre Tore waren geschlossen, an ihrer Stadtmauer hingen herausfordernde Banner, und ihr Tal war geflutet. Harfleur, das war nicht zu verkennen, war zum Kampf entschlossen.
    «Lasst uns die Armee an Land holen», sagte Henry.
    Der Kampf um Frankreich hatte begonnen.
    Die Landung der Armee begann am Donnerstag, dem fünfzehnten August, dem Tag von Sankt Alipius, und dauerte bis zum Samstag, dem Tag von Sankt Agapetus. Dann erst waren der letzte Mann, das letzte Pferd, alle Kanonen und die gesamte Ladung an den Strand mit den Felsblöcken gebracht worden. Die Pferde taumelten, wenn sie ans Ufer kletterten. Sie wieherten und scheuten mit weit aufgerissenen Augen, bis die Pferdeknechte sie schließlich beruhigen konnten. Einige Bogenschützen verbreiterten den Weg vom Strand zum Kloster, in dem der König Quartier bezogen hatte. Henry verbrachte Stunden am Strand, um die Landung zu überwachen und die Männer zur Eile anzutreiben, oder er ritt auf die Hügelkuppe, auf der Philippe de Rouelles ihn zu töten versucht hatte, und blickte ostwärts auf Harfleur hinab. Sir Johns Männer bewachten den Bergkamm, doch es kamen keine Franzosen, um die Engländer ins Meer zurückzutreiben. Ein paar Reiter verließen die Stadt, doch sie hielten sich außerhalb der Schussweite und begnügten sich damit, den Feind auf dem Hügel aus der Entfernung zu beobachten. Die Überschwemmung breitete sich weiter um Harfleur aus. Einige der Häuser außerhalb der Stadtmauer standen schon bis zum Dach unter Wasser, doch es hielten sich zwei breite trockene Erdstreifen in der Senke, in der die Stadt lag.
    Der Streifen, der näher zum Hügel hin gelegen war, führte zu einem von Harfleurs drei Stadttoren, und von der Höhe seines Aussichtspunktes konnte Hook mitverfolgen, wie der Feind eine riesige Bastion zum Schutz dieses Tores fertigstellte. Sie sah aus wie ein kleines Kastell, das die Straße blockierte, sodass jeder Angriff auf das Tor zuerst diese mächtige Abwehrbefestigung überwinden musste.
    Am Freitagnachmittag, dem Fest von Sankt Hyacinthus, erhielt Hook zusammen mit einem Dutzend weiterer Männer den Auftrag, die letzten Pferde Sir Johns abzuholen, die von der Lady of Falmouth an Land schwammen. Die Tiere rutschten auf dem Kies aus, und die Bogenschützen banden ihr Zaumzeug mit einem Strick aneinander, um sie zusammenzuhalten. Melisande hatte Hook begleitet und streichelte Dell, ihre kleine gescheckte Stute, die sie von Sir Johns Frau bekommen hatte. Dann fing sie an, dem Tier beruhigende Worte zuzumurmeln. «Dieses Pferd spricht kein Französisch, Melisande!», sagte Matthew Scarlet. «Das ist eine englische Stute.»
    «Aber jetzt lernt sie Französisch», sagte Melisande.
    «Die Sprache des Teufels», sagte William of the Dale und ahmte dabei Sir John nach. Die anderen Bogenschützen lachten. Matthew Scarlet, einer der Zwillinge, führte Lucifer, Sir Johns großen Kampfhengst, der jetzt

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