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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Armbrust, die ihr Hook gegeben hatte.
    «Sir John schätzt, dass sie nur ungefähr einhundert Soldaten in der Stadt haben», sagte Hook.
    «Ist das alles?»
    «Aber sie haben auch die Leute aus der Stadt», sagte Hook, «und das müssen ungefähr zweitausend sein. Vielleicht sogar dreitausend!»
    «Aber all diese Männer!», sagte Melisande und drehte sich im Sattel nach den langen Reihen von Reitern um, die dicht an dicht zu beiden Seiten des Weges ritten. Berittene Trommler schlugen ihre Instrumente und verkündeten so den Bürgern von Harfleur, dass ihr rechtmäßiger König voller Grimm auf die Stadt vorrückte.
    ,Doch Henry von England war nicht der Einzige, der sich der Stadt näherte. Noch während die Engländer den Abhang in Richtung des trockenen Abschnitts im Westen von Harfleur hinunterritten, kam ein anderer Zug von Osten her an. Die Reiter waren noch weit entfernt, aber eindeutig auszumachen. In einer langen Reihe aus berittenen Feldkämpfern und Wagen kam Verstärkung für die Stadt. «Das», sagte Sir John Cornewaille, der die Männer beobachtete, «ist Pech.»
    «Sie bringen Kanonen», bemerkte Peter Goddington.
    «Wie ich schon sagte», Sir Johns Stimme klang erstaunlich sanft, «das ist Pech.»Er gab Lucifer die Sporen, um an die Spitze des Zuges zu reiten, und andere Lords, die alle an der Ehre teilhaben wollten, sich dem Widerstand der Stadt als Erste entgegenzustellen, galoppierten hinter ihm her. Hook sah die Reiter den Hügel hinabgaloppieren und schließlich die flache Senke erreichen. Dann wuchs eine große schwarze Rauchblüte aus der Stadtmauer von Harfleur und hob sich über die Dächer. Ein paar Sekunden später hallte das Geräusch der Kanone durch den Sommertag, ein dumpfes Krachen, das im Talkessel hängen zu bleiben schien, in den die Hafenstadt hineingebaut war. Die steinerne Kanonenkugel fuhr über die Auenwiese, auf der die Engländer ritten, prallte Erdklumpen verspritzend auf und landete schließlich zwischen den Bäumen, ohne jemandem gefährlich zu werden. Die Belagerung von Harfleur hatte begonnen.
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    *
    E s schien Hook, als täte er in den ersten Tagen der Belagerung nichts anderes, als zu graben. Zuerst waren es Abortgruben. «Unsere Ma ist einmal in eine Jauchegrube gefallen», sagte Tom Scarlet. «Sie war betrunken. Ihr waren ein paar Perlen hineingefallen, und sie hat versucht, sie mit einem Rechen wieder herauszufischen.»
    «Es waren schöne Perlen», warf Matthew Scarlet ein, «aus Silber, oder?»
    «Eigentlich waren es Münzen», sagte sein Zwilling, «die unser Vater in einem vergrabenen Topf gefunden hatte. Er hat sie durchbohrt und sie auf ein Stück Bogensehne aufgefädelt.»
    «Und die ist zerrissen», sagte Matt.
    «Also hat Ma versucht, sie mit einem Rechen wieder rauszufischen», fuhr Tom fort, «und ist selber kopfüber reingefallen!»
    «Ihre Perlen hat sie wiedergefunden», sagte Matt.
    «Außerdem war sie schlagartig wieder nüchtern», erzählte Tom weiter, «aber sie konnte einfach nicht mehr aufhören zu lachen. Unser Vater hat sie runter zum Ententeich gezogen und sie hineingeschubst. Er hat ihr gesagt, dass sie sich nackt ausziehen soll, und alle Enten sind weggeflogen. Das ist ja wohl klar, oder? Eine nackte Frau, die in ihrem Teich herumspritzt und immerzu lacht. Das ganze Dorf hat gelacht!»
    Als Erstes befahl der König, auf dem breiten, trockenen Streifen vor der Stadtmauer alle Häuser niederzubrennen, um sämtliche Hindernisse zwischen der Stadtmauer und den Kanonen zu beseitigen. Der Befehl wurde nachts erfüllt, und als die Flammen in die Dunkelheit schlugen, beleuchteten sie die Banner an der Stadtmauer Harfleurs, und den gesamten nächsten Tag hing der Rauch der schwelenden Häuser in dem Talkessel, der den Hafen einschloss. Er erinnerte Hook an den Rauchschleier, der die Gegend um Soissons eingehüllt hatte.
    «Der Priester war natürlich nicht sehr glücklich darüber», ergriff Matthew Scarlet das Wort, «aber unser Gemeindepriester war schon immer ein widerliches Stück Scheiße. Er hat unsere Mutter dafür vor das Hausgericht der Lordschaft gebracht! Sie hätte den Frieden gestört, hat er gesagt, aber Seine Lordschaft hat ihr drei Schillinge gegeben, damit sie sich neues Tuch für ein Kleid kaufen konnte, und außerdem einen Kuss, weil sie so glücklich im Leben war. Er sagte, sie könne in seiner Jauchegrube schwimmen, wann immer ihr danach sei.»
    «Und? Hat sie es jemals getan?», fragte Peter Scoyle. Scoyle war

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