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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Abschnitt der Stadtmauer geschützt, die rund um den Hafen herum gezogen worden war und nur eine enge Durchfahrt zu einem gewundenen Wasserlauf Richtung See freiließ. Hinter dem Hafen lag die Stadt selbst, all ihre Dächer und Kirchen waren von einer großen, gemauerten Stadtmauer eingefasst. Zum Teil wurde sie von Häusern verdeckt, die außerhalb der Eingrenzung errichtet worden waren. Über allem ragten hohen Türme empor, die in Abständen aus der Stadtmauer herauswuchsen. Hook zählte sie, es waren vierundzwanzig. Banner hingen von ihnen herab. Die Bogenschützen waren viel zu weit entfernt, um die Wappen zu erkennen, doch ihre Botschaft war auch so deutlich genug: Die Stadt wusste, dass die Engländer gelandet waren, und erklärte ihren Widerstand.
    «Harfleur», verkündete Sir John Cornewaille den Bogenschützen. «Ein gottverdammtes Piratennest! Hier wohnen lauter Halunken, Männer! Sie rauben unsere Schiffe aus, fallen an unseren Küsten ein, und wir werden sie aus dieser Stadt treiben wie Ratten aus einem Kornspeicher!»
    Hook hatte inzwischen bessere Sicht. Er erkannte einen Fluss, der nördlich von Harfleur in großen Schleifen durch die Felder floss. Darauf führte sein Verlauf mitten durch die Stadt, indem er unter einem großen Bogen hineinfloss, seinen Weg zwischen den Häusern nahm und schließlich in das Hafenbecken mit der Umfassungsmauer strömte. Doch die Bürger von Harfleur mussten, als sie am Vortag von der Ankunft der Engländer erfahren hatten, den Bogengang verschlossen und abgedichtet haben, sodass der Fluss nun im Norden und Westen der Stadt die Felder überflutete und einen großen See bildete. Harfleur sah unter der Morgensonne wie eine eingemauerte Insel aus.
    Da zuckte ein Armbrustbolzen über ihre Köpfe hinweg. Hook hatte das Blitzen gesehen, mit dem der Bolzen plötzlich von unten links aufgetaucht war. Das bedeutete, dass, wer immer den Bolzen abgeschossen hatte, in dem Waldstück nördlich des Weges war. Der Bolzen schlug irgendwo hinter ihnen in einen Baum ein.
    «Da mag uns wohl jemand nicht», sagte einer der berittenen Feldkämpfer leichthin.
    «Hat jemand gesehen, von wo er kam?», fragte ein anderer Reiter scharf.
    Hook deutete zusammen mit einem halben Dutzend anderer Bogenschützen auf dasselbe Stück Wald und Dickicht. Vor ihnen fiel der Weg zuerst ab, blieb dann etwa hundert Schritt bis zum Rand eines Geländesimses auf gleichmäßiger Höhe und senkte sich darauf weiter in Richtung der umfluteten Stadt. Und der Armbrustschütze stand irgendwo auf diesem langen, dichtbewaldeten Geländesims.
    «Ich vermute, dass er sich nicht zurückziehen wird», merkte Sir John Cornewaille milde an.
    «Vielleicht ist er nicht allein», sagte jemand anders.
    «Ich glaube, es ist nur einer», sagte Sir John. «Hook? Willst du mir diese Jammergestalt holen?»
    Hook wandte «ich nach links, tauchte zwischen den Bäumen ein und stieg das kurze Gefälle hinunter. Als er den langgestreckten Geländesims erreicht hatte, wurde er langsamer und achtete darauf, sich völlig geräuschlos zu bewegen. Seinen Bogen hatte er bespannt. In dichtem Wald war der Bogen zwar nicht die beste Waffe, doch er wollte keinem Armbrustschützen begegnen, ohne dass er selbst einen abschussbereiten Pfeil auf dem Bogen hatte.
    Im Wald standen Eichen, Eschen und einige wenige Ahornbäume. Das Unterholz bildeten Weißdorn und Stechpalmengebüsch. Hoch oben in den Eichen wuchsen Misteln. Das fiel Hook besonders auf, weil er in England nur selten Eichenmisteln gesehen hatte. Seine Großmutter hatte sie hoch geschätzt und sie für unterschiedliche Arzneien verwendet, die sie für die Dorfleute mischte, und sogar für Lord Slayton, als ihn einmal der Schüttelfrost gepackt hatte. Hauptsächlich hatte sie die Misteln jedoch verwendet, um unfruchtbare Frauen zu behandeln. Dafür hatte sie die kleinen Beeren zusammen mit den Wurzeln von Sumpfpflanzen zerstampft und das Ganze mit dem Urin einer Mutter vermischt. Im Dorf hatte eine sehr fruchtbare Frau gewohnt, Mary Carter, die fünfzehn gesunde Kinder zur Welt gebracht hatte, und Hook war oft mit einem Topf zu ihr geschickt worden, um etwas von ihrem Urin zu erbitten. Einmal war er von seiner Großmutter geschlagen worden, weil er mit einem leeren Topf zurückkam. Sie hatte ihm nicht geglaubt, dass Mary Carter nicht zu Hause gewesen war. Das nächste Mal hatte Hook selbst in den Topf gepisst, und seiner Großmutter war der Unterschied nicht aufgefallen.
    Daran musste er

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