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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Belagerern weiterhin Widerstand. Der König kam vier- oder fünfmal am Tag zu den Gräben der Bogenschützen und starrte zu den Befestigungsanlagen hinüber. Zu Anfang der Belagerung hatte er mit den Bogenschützen geredet, doch jetzt war seine Miene sorgenvoll, seine Lippen fest zusammengepresst, und die Bogenschützen näherten sich ihm und seinem kleinen Gefolge nicht. Sie beobachteten ihn, wie er Harfleur betrachtete, und lasen ihm vom Gesicht ab, dass er nicht glaubte, ein weiterer Angriff könne den neuen inneren Wall überwinden. Denn dafür würden sie zuerst über die Ruinen der verbrannten Häuser steigen müssen, während sie von der Barbakane aus mit Bolzen beschossen werden würden. Dann müssten sie den breiten Wassergraben überwinden, bevor sie an der Bresche, die von den Kanonensteinen gerissen worden war, auf die Trümmer der Stadtmauer klettern konnten, und die ganze Zeit über würde es von beiden Seiten Armbrustbolzen hageln, und wenn sie es über die Trümmer der Stadtmauer geschafft hätten, dann stünden sie vor dem neuen, inneren Festungswall, der aus riesigen, erdgefüllten Flechtkörben, Holzbalken und Steinen von den eingestürzten Häusern der Stadt bestand. «Wir müssen noch ein Stück der Stadtmauer niederlegen», hörte Hook den König sagen, «und dann greifen wir sofort durch die neue Bresche an.»
    «Das wird sich nicht machen lassen, Sire», sagte Sir John Cornewaille grimmig. «Das hier ist der einzige trockene Zugang, den wir auf der westlichen Seite haben.»Die Überschwemmung war zurückgegangen, doch immer noch war ein Teil der Stadt von Wasser eingeschlossen und zwang die Engländer, an den beiden Stellen anzugreifen, an denen jetzt ihre Stollen in Richtung der Stadt gegraben wurden.
    «Dann reißt die Barbakane nieder», beharrte der König, «und schießt das Tor dahinter kurz und klein.»Er wandte sein Gesicht mit der langen Nase der Bastion zu und starrte finster auf das wehrhafte Hindernis. Dann wurde ihm bewusst, dass er von seinen Bogenschützen und Feldkämpfern beobachtet wurde. «Gott hat uns nicht so weit gebracht, damit wir scheitern!», rief er zuversichtlich. «Die Stadt ist unser, meine Getreuen, schon bald! Dann gibt es Ale und gutes Essen! Bald wird sie unser sein!»
    Den ganzen Tag wurden Kalk und Erde aus dem Stollen herausgeschafft, während die Äste, die auf die Länge eines Bogenschafts gesägt worden waren, hineingetragen wurden, um den Tunnel abzustützen. Die Kanonen feuerten immer weiter, hüllten die Linie der Belagerer in Rauch, erfüllten alles mit betäubendem Lärm und beschossen wieder und wieder ihre Verteidigungsanlagen.
    «Wie geht's deinen Ohren?», fragte Sir John Hook eines Morgens.
    «Meinen Ohren, Sir John?»
    «Diesen hässlichen Dingern links und rechts an deinem Kopf.»
    «Mit denen ist alles in Ordnung, Sir John.»
    «Dann komm mit.»
    Sir John, das gute Kettenhemd und den Wappenrock voller Sand und Staub, führte Hook durch den Graben zurück zum Eingang des Stollens unter der Sau. Der Schacht fiel zunächst fünfzehn Schritt steil ab, dann wurde er eben. Der Tunnel war zwei Schritt breit und so hoch wie ein Bogenschaft. Binsenlichter brannten in kleinen Haltern, die an die Stützbalken genagelt worden waren, doch als Hook Sir John folgte, bemerkte er, dass die kleinen Flammen immer schwächer wurden, je weiter sie in dem Stollen vorankamen. Alle paar Schritte blieb Sir John stehen und stellte sich mit dem Rücken flach an die Wand, und Hook tat es ihm gleich, um ein paar Stollengräber mit einer Ladung herausgekratzter Kalkerde durchzulassen. Staub hing in der Luft. Auf dem Boden stand eine Schlickbrühe aus Wasser und Kalkstaub. «So, Leute», sagte Sir John, als sie das Ende des Tunnels erreicht hatten, «Zeit zum Ausruhen. Alle sind ruhig und rühren sich nicht!»
    Das Ende des Tunnels wurde von Laternen mit Blendschirmen aus Horn beleuchtet, die am letzten Stützbalken hingen. Zwei Stollengräber hatten mit Spitzhacken an der Stirnseite des Tunnels gearbeitet und ließen dankbar ihre Werkzeuge sinken, bevor sie sich auf ihre Fersen hockten. Dafydd ap Traharn, der die Arbeit beaufsichtigte, nickte Hook zur Begrüßung zu. Sir John kauerte sich neben den grauhaarigen Waliser und winkte Hook zu sich herunter. «Genau hinhören», zischte Sir John.
    Hook lauschte. Ein Stollengräber hustete. «Schsch», kam es von Sir John.
    In dem Wald, der von Lord Slaytons Weiden zum Fluss hin abfiel, hatte Hook oft still und stumm

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