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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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außerdem liebe ich dich. Je t'aime .»Sie sagte den letzten Satz mit einer Entschiedenheit, die gar nicht so sehr nach Zuneigung klang, doch Hook machten die Worte dennoch sprachlos. Er sah zu den Bogenschützen hinüber, die Feuerholz ins Lager brachten. Melisande verzog das Gesicht vor Anstrengung, als sie weiter Sand auf das Kettenhemd bürstete. «Weißt du, wer Sir Robert Knolles ist?», fragte sie unvermittelt.
    «Natürlich», sagte Hook. Jeder Bogenschütze kannte die Geschichte von Sir Robert, der wenige Jahre zuvor als reicher Mann gestorben war.
    «Er war einmal ein Bogenschütze», sagte Melisande.
    «Damit hat er angefangen», stimmte ihr Hook zu und überlegte, woher Melisande etwas über den legendären Sir Robert wusste.
    «Und er wurde ein Ritter», sagte Melisande, «er hat ganze Armeen angeführt! Und jetzt hat dich Sir John zum Ventenar gemacht.»
    «Ein Ventenar ist kein Ritter», entgegnete Hook mit einem Lächeln.
    «Aber Sir Robert war auch einmal ein Ventenar!», stieß Melisande heftig hervor, «und dann ist er Centenar geworden und dann ein Feldkämpfer und danach ein Ritter! Das hat mir Alice erzählt. Und wenn er das konnte, warum dann nicht auch du?»
    Diese Vorstellung war so unglaublich, dass Hook einen Moment lang nichts anderes tun konnte, als Melisande anzustarren. «Ich? Ein Feldkämpfer?», sagte er schließlich.
    «Warum nicht?»
    «Dazu bin ich nicht geboren!»
    «Das war Sir Robert auch nicht.»
    «Also gut, es kommt schon einmal vor», sagte Hook zögernd. Er wusste noch von anderen Bogenschützen, die Kompanien angeführt hatten und reich geworden waren. Sir Robert war der berühmteste von allen, aber unter den Bogenschützen erinnerte man sich auch gern an Thomas of Hookton, der als Herr über tausend Morgen Land gestorben war. «Aber oft kommt es nicht vor», fuhr Hook fort, «und man braucht Geld dafür.»
    «Geht es euch Männern im Krieg denn überhaupt um etwas anderes als Geld? Redet ihr nicht ständig über Gefangene? Über Lösegelder?»Melisande deutete mit ihrer Bürste auf Hook und grinste übermütig. «Nimm meinen Vater gefangen. Dann muss er uns Lösegeld zahlen. Wir nehmen ihm sein Geld ab.»
    «Das würde dir gefallen, was?»
    «Ja», sagte sie rachsüchtig, «das würde mir sehr gefallen.»
    Hook versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, reich zu sein. Wie es wäre, ein Lösegeld einzustreichen, das bei weitem überstieg, was die meisten Männer in ihrem gesamten Leben verdienen konnten. Und dann vergaß er diesen Traum, denn John Fletcher, einer der älteren Bogenschützen, der eine gewisse Verstimmung über Hooks Aufstieg gezeigt hatte, zuckte plötzlich zusammen und rannte dann zur Abortgrube. Er war bleich wie ein Leinentuch. «Fletcher ist krank», sagte Hook.
    «Und der armen Alice war es heute Morgen furchtbar schlecht», sagte Melisande und rümpfte angeekelt die Nase. « La diarrhée !»Hook wurde vor der Schilderung weiterer Einzelheiten durch Sir John Cornewailles Erscheinen gerettet. «Sind wir wach?», brüllte der Ritter. «Sind wir wach und munter?»
    «Jetzt bestimmt, Sir John», antwortete Hook für die Bogenschützen.
    «Dann runter zu den Gräben! Runter zu den Gräben! Wir müssen diese gottverdammte Belagerung hinter uns bringen!»
    Hook fuhr in seine feuchten Stiefel, zog das halbgereinigte Kettenhemd und den Wappenrock über und setzte sich den Helm auf den Kopf. Dann ging er zu den Gräben. Die Belagerung ging weiter.
*
    ***
    *****
    ***
    *
    D ie Sau bebte jedes Mal, wenn ein Kanonenstein ihre schräge Oberfläche traf. Die Balken waren eingedrückt, gesplittert und gespickt mit Springarden-Bolzen, doch die Geschosse des Feindes hatten den massiven Schild nicht zerstören oder auch nur schwächen können. Und unter den stabilen Schichten aus Holzbalken und Erde machten sich die walisischen Stollengräber an die Arbeit.
    Andere Schächte wurden von der Ostseite Harfleurs aus gegraben, wo der Duke of Clarence mit seinen Leuten lagerte. Sowohl vom Osten wie vom Westen aus brüllten derweil die Kanonen. Steine nagten an den Stadtmauern, Mangonellen und Triböcke schleuderten Felsbrocken in die Stadt, Schwaden aus Rauch und Staub erhoben sich über den engen Straßen, und die Männer gruben und trieben die Stollen weiter zu den Befestigungen. Die Schächte im Osten sollten bis unter die Stadtmauer reichen und in großen, aus dem Kalkstein gegrabenen Kammern enden. Diese würden mit Holz abgestützt werden, und wenn der richtige Moment

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