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Das Zeichen des Sieges

Das Zeichen des Sieges

Titel: Das Zeichen des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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erzählt. Ich dagegen weiß, dass sich bei Rouen eine Armee sammelt.»
    «Ist das weit von hier ?»
    «Siehst du diese Straße?»Der Priester deutete auf das, was von einer Straße übrig geblieben war, die einst zum Leure-Tor geführt hatte. Inzwischen war sie nur noch eine breite Narbe auf morastigem, von Geschosseinschlägen übersätem Gelände. «Wenn du dieser Straße folgst», sagte Pater Christopher, «dich auf der nächsten Hügelkuppe nach rechts wendest und dann immer weiter geradeaus gehst, triffst du nach fünfzig Meilen auf eine große Brücke und eine riesige Stadt. Das ist Rouen, Hook. Fünfzig Meilen. Die kann eine Armee in drei Tagen hinter sich bringen!»
    «Also kommen sie», sagte Hook, «und wir werden sie töten.»
    «Das hat König Harold vor Hastings auch gesagt», gab Pater Christopher freundlich zurück.
    «Hatte Harold Bogenschützen?», fragte Hook.
    «Nur Feldkämpfer, glaube ich.»
    «Also dann», sagte Hook und grinste.
    Der Priester reckte den Kopf, um nach Harfleur hinüberzuschauen. «Wir sollten diese Stadt inzwischen längst eingenommen haben», sagte er nachdenklich. «Es dauert schon viel zu lange.»Er wandte sich zu einem vorbeieilenden Feldkämpfer um, der ihm einen fröhlichen Gruß zugerufen hatte. Pater Christopher erwiderte den Gruß und hob eine segnende Hand in seine Richtung. «Weißt du, wer das war, Hook?»
    Hook sah der Gestalt nach, die einen hellen Wappenrock in Rot und Weiß trug. «Nein, Pater, ich habe nicht die geringste Ahnung.»
    «Geoffrey Chaucers Sohn», sagte der Priester stolz.
    «Wer?»
    «Hast du noch nie von Geoffrey Chaucer gehört?», fragte Pater Christopher. «Dem Dichter?»
    «Oh, ich hatte schon gedacht, es wäre jemand, der mit seinem Leben etwas Nützliches angefangen hat», sagte Hook, und dann schlug er dem Priester seine Hand auf die Schulter, dass der in die Knie ging. Einen Herzschlag später zischte ein Armbrustbolzen in den Grabenabhang, auf dem Pater Christopher eben noch gestanden hatte. «Das ist Wieselkopf», erklärte Hook, «er tut etwas Nützliches im Leben.»
    «Wieselkopf?»
    «Einer von den Bastarden auf der Barbakane, Pater. Er sieht aus wie ein Wiesel. Ich erkenne ihn, wenn er die Armbrust anlegt.»
    «Kannst du ihn nicht erschießen?»
    «Er ist zwanzig Schritt zu weit weg, Pater», sagte Hook und spähte zwischen zwei mit bröselnder Erde gefüllten Weidenkörben hindurch, aus denen sie eine Brustwehr errichtet hatten. Er winkte, und eine Gestalt auf der Bastion winkte zurück. «Ich lasse ihn immer wissen, dass ich noch lebe.»
    «Weißt du, dass Rob Pole krank ist?»
    «Fletch auch. Und Dick Godewynes Frau.»
    «Alice ? Also hat sie es auch.»
    «Es geht ihr sehr schlecht, habe ich gehört.»
    «Rob Pole kann nur noch scheißen», sagte der Priester, «und es kommt nur Blut und dreckiges Wasser raus.»
    «Gott steh uns bei», sagte Hook, «bei Fletch ist es das Gleiche.»
    «Ich fang besser an zu beten», sagte Pater Christopher ernst. «Wir dürfen keine Männer an Krankheiten verlieren. Fühlst du dich gesund?»
    «Ja.»
    «Gott sei gepriesen. Und deine Hand? Was ist mit deiner Hand?»
    «Ich spüre, wie das Blut darin klopft», sagte Hook und hielt seine rechte Hand hoch, die immer noch verbunden war. Melisande hatte Honig auf die Wunde geträufelt und dann einen Leinenstreifen darumgewickelt.
    «Das ist ein gutes Zeichen», sagte der Priester. Er beugte sich vor und roch an dem Verband. «Und der Verband riecht gut! Ich meine, er stinkt nach Erde, Schweiß und Scheiße, aber das tun wir schließlich alle. Er stinkt nicht nach verfaulendem Fleisch, und das ist das, was zählt. Und wie sieht deine Pisse aus? Ist sie trübe? Hat sie eine ungewöhnliche Farbe? Oder tröpfelt sie nur?»
    «Alles ganz normal, Pater.»
    «Das ist sehr gut, Hook. Wir dürfen dich nicht verlieren.»
    Merkwürdig, dachte Hook, aber vermutlich meinte es der Priester ernst, denn Hook wusste, dass er seine Aufgabe als Ventenar gut meisterte. Er hatte erwartet, dass ihn das bisschen Macht in unbehagliche Situationen bringen würde, und gefürchtet, ein paar der älteren Männer würden seine Anweisungen nicht befolgen wollen, doch wenn es Vorbehalte gegen ihn gab, so zeigte man sie nicht, und seinen Befehlen wurde stets Folge geleistet. Er trug seine Silberkette mit Stolz.
    Es war wieder heiß geworden, und der Morast verbuk zu einer harten Kruste, die bei jedem Schritt in feinen Staub zerfiel. Auch Harfleur zerfiel, doch die Garnison leistete den

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