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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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schob sich die Haare aus der Stirn und gab einen merkwürdigen Laut von sich (halb Husten, halb das Fauchen einer überraschten Katze). Es war das erste Mal, dass ich sie nervös sah. Und sie steckte mich prompt an. Ich hob meine Haare im Nacken an und begann, unruhig auf den Fußballen auf- und abzuwippen.
    Als der Aufzug endlich kam, war er leer. Die Außenseite war verglast, und während wir nach oben fuhren, tauchte auf der anderen Seite der Bucht Sarasota auf, das immer kleiner wurde, je höher wir fuhren.
    »Wir könnten auch gleich wieder runterfahren«, sagte ich. »Wir müssen gar nicht aussteigen.«
    »Doch, das werden wir.« Ihre Stimme klang genauso barsch wie vorhin, als sie Mary Ellis Root nachgemacht hatte.

    Die Aufzugtüren öffneten sich, und wir gingen eine Galerie entlang, die auf der rechten Seite offen war und von einem Eisengeländer geschützt wurde und auf deren linker Seite sich die Türen zu den Apartments befanden. Über das Geländer hinweg konnte ich das Dach unseres Pick-ups sehen, der tief unten auf dem Besucherparkplatz stand.
    Die Tür mit der Nummer 1235 war wie alle anderen weiß lackiert und hatte ein Guckloch.
    Meine Mutter klingelte. Wir warteten. Sie klingelte noch einmal.
    Entweder war niemand zu Hause oder die Bewohner von 1235 wollten keinen Besuch.
    »Und was jetzt?«, fragte Mãe. Mir fehlte der Mut, um an die Tür zu klopfen.
    Wir gingen zum Aufzug zurück. Ich war enttäuscht, aber nicht überrascht. Wir hatten diese Adresse durch bloße Vermutungen und Lügen herausgefunden, es wäre sehr unwahrscheinlich gewesen, wenn er tatsächlich hier gewohnt hätte.
    Wir schauten uns nicht an, während wir nach unten fuhren. Ich beobachtete, wie uns der Boden immer weiter entgegenkam - und dann sah ich sie plötzlich: eine kleine, dicke, schwarz gekleidete Frau. Sie ging langsam über den Parkplatz und drückte mit beiden Händen eine Papiertüte an ihre Brust. Kein anderer Mensch auf der Welt hatte diesen käferartigen Gang. Ihre fettigen Haare glänzten in der Sonne.
    Meine Mutter hatte sie ebenfalls entdeckt. »Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages froh sein würde, Mary Ellis wiederzusehen«, sagte sie und klang weniger erstaunt, als ich es erwartet hätte. »Ich muss sie heraufbeschworen haben, als ich ihre Stimme nachgeahmt habe.«
    »Was sollen wir jetzt machen?«, fragte ich.

    Mãe drückte den Knopf für den vierten Stock. Der Aufzug war gerade am sechsten vorbeigeglitten. Als er anhielt, folgte ich ihr nach draußen. Wir blieben kurz vor einem zerfledderten Zettel stehen, der auf der Aufzugstür klebte und Werbung für einen Tanzkurs machte. An der digitalen Nummernanzeige über der Tür konnten wir sehen, welche Stockwerke der Aufzug auf seiner Abwärtsfahrt gerade passierte. Als er im ersten Stock angekommen war, blieb er kurz stehen und begann dann, wieder nach oben zu fahren.
    »Jetzt wird’s spannend«, sagte Mãe.
    Wie wird Root reagieren, wenn sie uns sieht? , fragte ich mich beklommen. Meine gesamte Kindheit hindurch hatte man mir immer wieder eingebläut, wie wichtig Mitgefühl war. Aber für diese Frau empfand ich nichts als Verachtung, und ich wusste, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Meine Kiefermuskeln spannten sich an, mein Rücken verkrampfte sich. »Ist sie eine von uns?«, fragte ich meine Mutter.
    »Wer weiß schon, was sie ist.« Mães Lippen waren fest zusammengepresst.
    Dann hielt der Aufzug in unserem Stockwerk. Die Türen glitten auseinander und wir traten ein.
    Mãe schob sich hinter mich, um den Ausgang zu blockieren. »Na so was, sieh mal, wen wir hier treffen«, sagte sie.
    Root presste die Papiertüte an ihre Brust. Sie sah nicht älter aus, nur noch fettiger. Ob sie dieses Kleid wohl jemals gewaschen hatte? Aber etwas an ihr hatte sich doch verändert, das fiel mir sofort auf: Sie hatte die drei Haare gestutzt, die auf ihrem Kinn wuchsen. Sie waren jetzt nur noch knapp zwei Zentimeter lang und im Vergleich zu vorher bloße Stoppeln.

    Da weder meine Mutter noch ich wussten, was wir sagen sollten, beschränkten wir uns auf alberne Kommentare.
    »Überraschung!«, sagte ich.
    »Was für ein netter Zufall.« Mãe verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Wie klein die Welt doch ist, nicht wahr?«, schloss ich.
    Root blickte von meiner Mutter zu mir. Ihre Pupillen wirkten so dunkel und tief wie ein Brunnenschacht. »Eine sehr kleine Welt«, sagte sie und sah mich dabei an. »Wir haben dich schon gestern erwartet.«

    Als Root die Tür zu

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