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Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
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Nummer 1235 aufschloss, schlug uns ein vertrauter metallischer Geruch entgegen. Der Gestank der Nachtküche in Saratoga Springs, dachte ich. Was auch immer sie dort im Kellergeschoss zusammengebraut hatte, hier tat sie es offensichtlich auch.
    Die Wohnung war modern und minimalistisch eingerich tet - weiße Teppiche und Wände, Möbel aus schwarzem Leder und Chrom. Wir kamen an der Küche vorbei - und tatsächlich: Auf einem Elektroherd köchelte irgendetwas in einem Topf vor sich hin - und gingen einen Gang entlang, von dem eine Reihe verschlossener Türen abging. Er mündete in einen großen Raum mit einer komplett verglasten Fensterfront, die auf einen Balkon mit Blick auf die Bucht hinausführte. Gegenüber dem Fenster saßen drei Männer auf einer Couchgarnitur.
    Dennis bemerkte uns als Erster; als er sich zu uns umdrehte, folgten die beiden anderen Männer seiner Bewegung. Die Augen meines Vaters funkelten mich an, aber als er Mãe ansah, nahmen sie einen überraschten und weichen Ausdruck
an. Mich hatte man vielleicht erwartet - sie ganz bestimmt nicht. Ich atmete tief ein und beobachtete meinen Vater.
    Den dritten Mann kannte ich nicht. Er war groß und blond, hatte einen rostbraunen Leinenanzug an und lächelte selbstbewusst. Meine Mutter, die neben mir stand, wirkte mit einem Mal größer und strenger.
    Der Fremde stand auf. »Wir sind uns bereits begegnet, aber wir wurden uns nie vorgestellt«, sagte er zu mir. Er ging mit ausgestreckter Hand auf uns zu. »Ich bin Malcolm.«
    Wahrscheinlich hielt er sich für charismatisch, aber auf mich wirkten sein Lächeln und seine Stimme nur gekünstelt. Ich wusste, dass ich ihn schon einmal irgendwo gesehen hatte, und eine Sekunde später fiel es mir wieder ein - er war der Mann, der im Marshall House an der Bar gesessen und Picardo getrunken hatte.
    Ich ignorierte seine ausgestreckte Hand.
    Er zog sie achselzuckend zurück. Dann nickte er meiner Mutter zu, drehte sich zu Root um und nahm ihr die Papiertüte ab, aus der zwei Flaschen Picardo herausschauten. »Wenn Sie das Eis besorgen, mixe ich die Drinks«, sagte er.

    Die Fähigkeit, Gedanken zu hören, führt manchmal eher zu Verwirrung, als dass sie Klarheit schafft. Als wir uns in dieser Wohnung plötzlich alle gegenübersahen, flogen etliche, emotionsgeladene Gedanken durch den Raum. Ich sah meinen Vater an. Ich wusste, dass du nicht tot bist, dachte ich.
    Niemand von uns machte sich die Mühe, seine Gedanken zu blockieren - bis auf Malcolm, und Dennis, der es gar nicht konnte. Malcolm setzte sich mit einem Drink in der Hand wieder auf die Couch. Sein selbstzufriedenes Auftreten war
mir unerträglich. Ich verdächtigte ihn, dieses Treffen arrangiert zu haben, uns alle aus einem bestimmten Grund hier zusammengebracht zu haben, den nur er kannte.
    Obwohl mein Vater sich offensichtlich bemühte, seine Gefühle zu dämpfen, empfand ich sie sehr intensiv. Er sah genauso aus wie immer - schwarze Haare, die ihm aus der Stirn fielen, strenges, elegantes Profil wie das eines römischen Kaisers auf einer antiken Münze. Jegliche Erleichterung, mich zu sehen - und ich spürte, dass er welche empfand -, war unter Enttäuschung begraben. Mein Anblick schien ihm wehzutun.
    Seine Gefühle meiner Mutter gegenüber waren unverarbeitet und verwirrt, genau wie ihre. Die einzigen Signale, die ich empfangen konnte, waren atmosphärische Blitze, die wie Funken zwischen ihnen hin- und herflogen.
    Und Dennis? Seine Gedanken waren am einfachsten zu lesen. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Er hatte Mãe und mich nicht begrüßt, sah uns nur mit einem beschämten Ausdruck in den Augen an. Er saß mit einer Bierflasche in der Hand am Ende der Couch und fühlte sich sichtlich unbehaglich.
    Root reichte mir ein Glas Picardo auf Eis. Als ich es entgegennahm, sah ich etwas in ihren Augen, das mir unerklärlich war: Respekt. Root hatte Respekt vor mir?
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, in dem von der Klimaanlage eiskalten Raum ersticken zu müssen. Ich wich vor Root zurück und ging hinaus auf den Balkon. Die Sonne wirkte intensiver und die Luft tropischer als in Homosassa. Weit unter mir funkelte das Wasser, auf dem Segelboote wie kleine Papierschiffchen vorbeiglitten. Ich atmete tief ein.
    »Wusstest du, dass ich dir einmal das Leben gerettet habe?« Malcolms Stimme klang leicht näselnd.

    Ich drehte mich nicht um.
    »Du warst damals noch sehr klein. Viel zu klein, um nach Einbruch der Dunkelheit alleine draußen zu sein. Aber die anderen

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