Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Zeichen des Vampirs - The Society of S

Titel: Das Zeichen des Vampirs - The Society of S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hubbard
Vom Netzwerk:
drehen sich Wirbelstürme in der nördlichen Hemisphäre nach links.)
    Meine Mutter fand eine Arbeitsstelle in einer großen Imkerei, in der Honig geerntet, verpackt und verkauft wurde. Sie hatte es abgelehnt, auch nur einen Cent von ihrem Mann zu nehmen. Und sie reichte die Scheidung ein.
    Jedes Wochenende fuhr mein Vater acht Stunden von Charlottesville nach Savannah. Und jeden Montag fuhr er wieder zurück. Er sagte, die Fahrt in den Süden habe ihm nie etwas ausgemacht. Nur die Rückfahrt.
    »Wenn man liebt, bereitet einem jede Trennung physische Schmerzen«, sagte er. Seine Stimme war so leise, dass ich mich vorbeugen musste, um ihn zu hören.

    Ich fragte mich, was ich für Michael empfinden würde, wenn ich mich innerlich nicht so taub fühlen würde. »Ari ist innerlich taub.« Es fiel mir während dieser Zeit leichter, über mich selbst in der dritten Person nachzudenken: »Ari ist depressiv«, dachte ich oft. »Ari ist lieber allein.«
    Aber wenn ich mit meinem Vater zusammen war, vergaß ich mich selbst. Seiner Geschichte zu lauschen, das weiß ich jetzt, war der beste Weg für mich, um über Kathleens Tod hinwegzukommen.

    Das Haus, in dem meine Mutter in Savannah lebte, hatte zwei Stockwerke und war aus rotem Backstein, es hatte grüne Fensterläden und schmiedeeiserne Balkone, die von Glyzinien umrankt waren. Ihre Wohnung lag im zweiten Stock. Manchmal saßen mein Vater und sie auf dem Balkon, der zum Friedhof hinausging, tranken Wein und unterhielten sich.
    Die Einheimischen erzählten sich, in dem Haus würde es spuken. Eines Nachts unter der Woche, als meine Mutter allein war, wachte sie plötzlich auf und spürte in ihrem Zimmer die Anwesenheit eines anderen.
    Am nächsten Tag beschrieb sie meinem Vater ihr Erlebnis am Telefon: »Mir war eiskalt, obwohl ich unter der Decke lag und es eine milde Nacht war. Nebel waberte durch den Raum, ich konnte ihn im Licht der Straßenlaterne sehen, das von draußen hereinfiel. Plötzlich verdichtete er sich und nahm Gestalt an. Ohne nachzudenken, sagte ich: ›Lieber Gott, bitte beschütze mich. Hilf mir, Gott.‹
    Und als ich die Augen öffnete, war der Nebel verschwunden. Weg. Da war nichts mehr. Es war wieder warm im Zimmer, und ich schlief mit dem Gefühl ein, in Sicherheit zu sein.«

    Mein Vater versuchte, sie zu beruhigen, und dachte noch, sie hätte sich das alles nur eingebildet - ihr Aberglaube wäre mit ihr durchgegangen.
    Er sollte schon bald eines Besseren belehrt werden.

    »Du hast mir einmal gesagt, dass meine Mutter abergläubisch war.« Ich ertappte mich dabei, wie ich das kleine Lavendelsäckchen an meinem Hals berührte, und zog sofort meine Hand zurück.
    »Das war sie.« Er hatte meine Geste gesehen und wusste bestimmt, dass ich an Kathleen dachte. »Sie glaubte, dass die Farbe Blau und der Buchstabe S Glück bringen würden.«
    » S ist ja auch blau«, sagte ich.
    »Sie war aber keine Synästhetikerin.«
    Ich hatte der Geschichte über den gespenstischen Besuch meiner Mutter zugehört, ohne sie infrage zu stellen. Seit der Nacht, in der Kathleen unter meinem Fenster gestanden hatte, gab es für mich keinen Anlass mehr, skeptisch zu sein.

    An einem Wochenende, als meine Mutter und mein Vater von einem Abendessen im Restaurant in ihre Wohnung zurückkehrten, fiel beiden im Wohnzimmer ein merkwürdiger Geruch auf. Es roch modrig und feucht. Obwohl sie die Fenster öffneten, blieb der Geruch. Als sie später ins Bett gehen wollten, sahen sie, wie eine grüne Rauchfahne ins Schlafzimmer hereinwehte. Sie drehte sich wie ein Strudel im Kreis und schien sich zu einer Gestalt zu verdichten - aber ihre Form blieb verschwommen.
    Es war schlagartig kalt geworden im Zimmer, und mein
Vater hielt meine Mutter fest, während sie den geheimnisvollen Nebel beobachteten. Schließlich sagte meine Mutter: »Guten Abend, James.«
    So gegrüßt, löste sich der Rauch auf. Ein paar Sekunden später war es wieder warm im Zimmer.
    »Woher kanntest du seinen Namen?«, fragte mein Vater.
    »Er ist schon öfter hier gewesen«, sagte meine Mutter. »Ich habe dir nichts gesagt, weil ich wusste, dass du mir nicht geglaubt hast, als ich dir von seinem ersten Besuch erzählt habe.«
    Meine Mutter war überzeugt davon, dass es sich um den Geist eines Mannes namens James Wilde handelte, und am nächsten Tag führte sie meinen Vater zu seinem Grab auf der anderen Seite der Straße. Es war windig an diesem Tag, und das Louisianamoos, das in langen zottigen Strähnen von den

Weitere Kostenlose Bücher